Der Gesundheitssektor ist nicht der einzige Bereich, der unter Druck steht. Viele Betriebe stehen kurz vor der Pleite. Die Erfindungsreichsten finden aber immer einen Ausweg, sich am Rennen weiter zu beteiligen.

Nur die Stärksten überleben. So lautet die Hauptregel in der Natur. Bei den Menschen gelten die gleichen Regeln. Der Mensch ist ein anpassungsfähiges Lebewesen, das sich an fast alle Bedingungen gewöhnen kann. Die Pandemiezeit zeigt uns klar, dass es unter sozialen Wesen auch „Schafe“ und „Wölfe“ gibt. In der Wirtschaft ist diese Aufteilung besonders auffällig. Ein echter Rettungsring für den Handel ist eCommerce geworden. Die Anzahl der Onlinebetriebe hat sich vervierfacht im Vergleich zu 2019.

Neue Geschäftsideen stärken die Nachfrage

Während einige Unternehmen wegen Corona in eine Existenzkrise schlittern, passen sich viele Händler an die neuen Bedingungen an. Im chinesischen Sprachgebrauch beinhaltet das Wort „Krise“ gleichzeitig die Bedeutung „Chance“. Für den Onlinemarkt scheint eine goldene Zeit angebrochen. Besonders freuen sich Onlinehändler, die von der Ausgangssperre profitieren:  "Unsere Umsätze haben sich in der Krise verdoppelt und nahezu verdreifacht", sagt Patrick Schulte, der im nordrhein-westfälischen Siegen, der seit 2016 den Onlinemarktplatz Lozuka betreibt. Die drei Lieferwagen, die das Unternehmen habe, reichten nicht mehr aus.

Unternehmerische Einzelhändler bemühen sich, ihre Gewinnverluste zu minimieren, indem neue Geschäftsideen auf den Weg gebracht werden. Einige Lebensmittelhändler z.B. nutzten die Gelegenheit, um ihr Geschäftsmodell ins Internet zu übertragen. Die Käufer, die vor einer Covid-Ansteckung Angst haben und nicht lange in der Warteschlange warten wollen, können für den Einkauf auf der Webseite bezahlen. Die gewünschten Waren werden entweder selber von den Konsumenten abgeholt oder mithilfe des Lieferservices nach Hause gebracht. Einige Restaurants erfanden auch neue Wege, ihre Kunden zu erreichen: Wenn es um exotische Gerichte geht, benötigt man dafür oftmals spezifische Zutaten und Gewürze. Oft scheint es schwer, alle benötigten und richtigen Zutaten selber im stationären Geschäft zu finden. Für den richtigen Geschmack sind sie aber oft essenziell. Manche Restaurants bieten nun deshalb auch rohe Produkte an, die man selber kochen kann, um die gewünschten Geschmacksrichtungen selbst zu erreichen.

Welche Bereiche des Onlinehandels am erfolgreichsten sind

Solche innovative Services werden oftmals von denjenigen genutzt, die sowieso schon regelmäßig online einkaufen. Die Pandemiezeit hat aber auch das Verhalten der Anhänger der stationären Geschäfte rasant geändert. Der Statistik zufolge haben 42% der Konsumenten zum ersten Mal etwas online gekauft. Die Erstbestellungen sind oftmals im Kleidungs-, Schuh- oder Sportausrüstungs-Bereich. Zusammen summieren sich diese Bereiche zu 16% des Onlinehandelsumsatzes. Lebensmittel betragen 15% und Haushaltwaren und – geräte betragen 10% der Onlineverkäufe.

Nicht immer wird dafür der PC oder Laptop gewählt. Um Zeit zu sparen, mobil zu bleiben und aus dem Tagesablauf nicht auszufallen, bestellen die Konsumenten immer wieder öfter via Smartphone.

Obwohl heimische Betriebe mit der technischen Entwicklung mithalten, ist es oft schwer, mit weltweit agierenden, ausländischen Konzernen zu konkurrieren. Trotz aller Schwierigkeiten entwickelt sich eCommerce in Österreich mit großer Geschwindigkeit. "Die österreichischen Distanzhandelsausgaben werden vom eCommerce getragen und erreichen 2020 mit 8,7 Mrd. Euro einen neuen Rekordwert. Von 8 Mrd. Euro Onlineumsatz fallen bereits 1,2 Mrd. Euro auf den Mobile Commerce – ein massiver Zuwachs von +50%", kommentiert Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.

Indem die Nachfrage das Angebot schafft, wächst die Konkurrenz rasant zwischen den Online-Unternehmen. Aufgrund der hohen Anzahl der Konkurrenten arbeiten viele Startups mit den großen Konzernen zusammen. Unter den populärsten sind Amazon, eBay, Alibaba. Ihr Geschäftsmodell nennt man auch "Kooperierender-Online-Handel". Die aktuelle Lage zeigt, dass Kooperation mit Businessgiganten zum gegenseitigen Gewinn führt: sowohl der Verkäufer auf großen Plattformen als auch der Businessgiganten. Die Endverbraucher sind mit solchen Dienstleistungen auch zufrieden. Was in Siegen auf lokaler Ebene geschieht, passiert längst auch überregional beim weltweit größten Onlinehändler Amazon. "Wir sehen einen immensen Anstieg der Nachfrage", sagt Dave Clark, Vizepräsident des US-Unternehmens.

Cybergefahren entmutigen die Konsumenten nicht

Im Wirbel der digitalen Zeit sind die Onlinehändler von mehreren Faktoren bedroht. Mit der großen Konkurrenz mitzuhalten ist ein großer Aufwand. Um beim Wettbewerb mitzuhalten, muss ein Betrieb seinen Kunden ein besonderes Angebot machen. Die Interessen potenzieller Onlinekonsumenten werden durch günstigere Preise geweckt. Hinter unverhältnismäßig billigen Produkten steckt üblicherweise niedrige Qualität. Manche Onlinebetriebe nehmen es mit der Ehrlichkeit nicht ganz Ernst und bringen gefälschte Produkte auf den Markt. Heutzutage ist die Produktfälschung eine der häufigsten Probleme.

Ein weiteres Probleme, das die Onlinekonsumenten in Gefahr bringt, ist der Online-Betrug. Manche Cyberkriminelle sammeln die Bankdaten der Kunden. Andere nutzen die Arglosigkeit der Menschen aus: die Waren werden bezahlt, der Konsument geht aber leer aus. Unter den Opfern, die einmalig oder mehrfach betrogen wurden, sind 28% der Konsumenten. Um bezüglich der gewählten Plattform sicher zu sein, lesen die Käufer Bewertungen und Kommentare. Das machen aber nicht alle – nur 42% der Befragten.

Unerfahrene stoßen auf Herausforderungen

Trotz der vielfältigen und zahlreichen Cybergefahren und –angriffe gehen die Menschen das Risiko ein. Die Sehnsucht nach neuen Gütern (die man oft sogar nicht braucht, aber trotzdem haben will) treibt die weitere Entwicklung des Onlinehandels voran. Für Geschäftsführer oder Anfänger, die die Online-Branche beherrschen wollen, entstehen mehrere Schwierigkeiten. Die Top-3 Hindernisse, mit denen sie rechnen müssen, sind: große Konkurrenz, Rechtssicherheit und Online-Marketing.

Um die Risiken der Unternehmer zu minimieren und die Wirtschaft des Landes zu stärken, bieten Behörden vielfältige Unterstützungsprogramme an. Dazu gehören Bankkredite, insbesondere Förderdarlehen, Gründungszuschüsse vom Arbeitsmarktservice und Crowdfunding (Schwarmfinanzierung). Hier stoßen die Unternehmer auf neue Hürden. Während einerseits das Budget beschränkt ist, wächst andererseits die Menge der Betriebe, die Unterstützung brauchen. Noch dazu sind die Behörden derzeit besonders wählerisch. Den Unternehmen bleibt nur, sich auf eigene Erfindungskraft, Unternehmungslust sowie Schlagfertigkeit zu verlassen.

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