"WORKING WELL FOR HIM“ (Es funktioniert gut für ihn). Das war die Antwort auf meinen gestrigen Tweet über das Schröpfen bei olympischen Schwimmern. Ich hatte das obige Bild getwittert, das die Schröpfmale (Hämatome der Haut) eines Schwimmers zeigt (ähnliche Blessuren sind derzeit bei mehreren Wettkämpfern in Tokio zu sehen). Dem Tweet hatte ich meinen Blog Post aus dem Jahr 2018 hinzugefügt[1], in dem ich dargestellt hatte, dass Schröpfen kein wirksames Mittel zur Verbesserung der sportlichen Leistung ist.
Die Antwort "WORKING WELL FOR HIM..." irritierte mich (nicht, dass das die geringste Bedeutung hätte) und brachte mich zum Nachdenken darüber, wie anfällig wir doch alle dafür sind, kausale Zusammenhänge zu finden, wo es in Wirklichkeit keine gibt (was sicherlich mehr Bedeutung hat). Ich kam zu dem Schluss, dass wir als intelligente Menschen mehr tun müssten, um diesen mentalen Reflex zu bekämpfen.

Im Jahr 2008, kurz bevor Simon Singh und ich TRICK OT TREATMENT?[2] veröffentlichten, brach ich mir die linke Schulter. Das war dumm, schmerzhaft, unangenehm und höchst ärgerlich. Dennoch fiel es mit einem sehr schönen Erfolg zusammen: Unser Buch erhielt viel Lob und wurde in etwa 20 Sprachen übersetzt (die deutsche Version heißt [leider] ‚Gesund ohne Pillen‘[3]).

Sollten wir also allen Autoren, die vor der Veröffentlichung eines Buches stehen, empfehlen, sich die linke Schulter zu brechen? Ich denke, wir sind uns einig, dass dies absurd wäre.

Aber warum denken viele Menschen, die die geschröpften Olympioniken sehen, dass das Schröpfen bei ihnen gut funktioniert? Ich weiß, es ist verlockend zu denken, dass sie es am besten wissen, dass sie es getestet haben müssen, usw. Aber warum nicht einfach die Evidenz[4] einsehen? Warum nicht die Plausibilität des Schröpfens als Mittel zur Leistungssteigerung hinterfragen? Warum sollte man nicht in Betracht ziehen, dass Athleten dafür bekannt sind, alle möglichen seltsamen, irrationalen Dinge zu tun, um sich etwas sicherer zu fühlen?

Offen gesagt ist die Annahme, dass ein gebrochener Arm die Publikation eines erfolgreichen Buches begünstigt, genauso stichhaltig wie die Vermutung, dass Schröpfen die Leistung von Schwimmern verbessert.4 Mein Rat ist daher, nicht zu schnell zu denken, wenn langsames Denken, einschließlich des Stellens von Fragen und der Prüfung der Evidenz, angebracht wäre.


  1. Cupping for athletes: rubbish trials, rubbish review, rubbish journal (edzardernst.com) ↩︎

  2. Trick or Treatment? : Alternative Medicine on Trial: Dr Dr. Simon Singh: 9780552157629: hive.co.uk ↩︎

  3. Gesund ohne Pillen - was kann die Alternativmedizin? : Singh, Simon, Ernst, Edzard, Fritz, Klaus: Amazon.de: Bücher ↩︎

  4. Lee MS, Kim JI, Ernst E. Is cupping an effective treatment? An overview of systematic reviews. J Acupunct Meridian Stud. 2011 Mar;4(1):1-4. doi: 10.1016/S2005-2901(11)60001-0. PMID: 21440874. ↩︎

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