Die Coronapandemie hat deutlich gezeigt, dass im Großraum Stuttgart ein großer Esoterik-Hotspot liegt. Gründe gibt es viele. Eine Ursache scheint die Offensive von Scientology in Baden Württemberg zu sein, den Status als Kirche zu erlangen.
Es lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Bereits 2010 nannte die Scientology-Organisation die Stadt Stuttgart als ihren bevorzugten Ort, um eine "ideale Org" zu schaffen und plante den Erwerb eines repräsentativen Gebäudes. Hier die Einschätzung des Verfassungsschutz dazu aus dem Jahr 2011:
Das Projekt kam wegen Personalmangels in Verzug. Die Wochenzeitung "Kontext" berichtete 2014 über die Bestrebungen von Scientology, die Stadt Stuttgart zu einem Zentrum der Organisation in Deutschland, neben Berlin & Hamburg, zu machen. Die Expansion erfolgte laut Recherchen aus Israel:
"Scientology wirft dem Verfassungsschutz vor, Gerüchte über sie zu verbreiten. Gleichzeitig bestreitet die Organisation, ein neues Domizil an der Heilbronner Straße in Stuttgart erworben zu haben."
Die alte Anschrift von Scientology befand sich in Bad Cannstatt, auf dessen Wasen heute die Querdenken-Demonstrationen stattfinden.
Das Landesamt für Verfassungsschutz äußert 2016: "Die Scientology-Führung werde nicht den Eindruck erwecken wollen, man gebe auf, so sagen sie: „Baden Württemberg gilt wegen seiner Wirtschaftskraft weiter als wichtiger Standort für die Sekte.“
Die neue "ideale Org" in der Heilbronner Strasse wurde schließlich 2018 durch Scientology eröffnet und eine massive Werbekampagne zur Rekrutierung neuer Mitglieder gestartet, unter anderem mit Fragebögen an Haushalte in Stuttgart. Zur Eröffnung reiste sogar David Miscavige an.
David Miscavige, das sogenannte kirchliche Oberhaupt von Scientology sprach in seiner Rede, zur lange geheim gehaltenen Eröffnung, in Stuttgart von „Deutschlands größter Scientology-Kirche“ und „einem Zuhause, das zu diesem Anker der Nation passt“.
Laut Landesamt für Verfassungsschutz Bayern aus 2019 will Scientology ein "unumschränktes Herrschaftssystem nach eigenen Vorstellungen errichten und damit auch das demokratische System der Bundesrepublik Deutschland und die staatliche Garantie der Menschenrechte in Frage stellen.“
Der Querdenken-Narrativ „Hände weg von unseren Kindern“ wird von der CCHR seit Jahren bedient. Die CCHR wurde im Jahr 1969 von Scientology Mitgliedern gegründet. Sie setzt sich gegen vermeintliche psychiatrische missbräuchliche Praktiken & Brutalität ein.
Markant ist das Foto der "Superheldin" in dem Artikel der CCHR. Diese Analogie findet auch Einzug in die Querdenken-Bewegung, z.B. Superman, Wonderwoman, Captain Future.
Hier einige Bilder von Querdenken-Demonstrationen zur Verdeutlichung:
Die CCHR ist eine internationale Organisation, der deutsche Ableger heißt KVPM „Kommission für Verstöße der Psychatrie gegen Menschenrechte Deutschland e.V.“, gegründet 1972 in München & wird geführt von Bernd Trepping. KVPM führt eine Kampagne gegen die Psychatrie.
Bernd Trepping trat 2010 mit Nicola Cramer auf der 6. AZK von Ivo Sasek mit dem Thema auf: "Psychatrie - Die Vermarktung erfundener Krankheiten."Die "Anti-Zensur-Koalition" & die Sekte OCG verbreiten Verschwoerungsmythen & Geschichtsrevisionismus über eigenen Medien.
Das war nur ein Jahr nachdem 2009 auf der 5. AZK von Ivo Sasek auch der ehemalige Präsident von Scientology in Deutschland und der Schweiz Jürg Stettler die Bühne der OCG für eine unwidersprochene Werbeveranstaltung nutzen konnte. Er relativierte dort die Scientology Organisation und bekam große Zustimmung.
Heute teilt Bernd Trepping, Vorsitzender der KVPM, auf seinem Facebook Account verschwörungsmythologische Videos von Impfkritikern und Corona-Verharmlosern wie Sucharit Bhakdi und ruft zur Unterstützung einer Petition gegen den Impfpass auf.
Bernd Trepping von der KVPM und Scientology teilt auch Querdenken Protagonisten, wie Bodo Schiffmann, oder setzt sich gegen ein vermeintliches Bargeldverbot und gegen Mobilfunkstrahlung 5G ein. Diese Verschwörungsmythen sind der Corona-Verharmloser-Szene immanent.
Der IAS von Scientology, mit einer vom Verfassungsschutz bezeichneten Kriegskasse, finanziert Kampagnen. Ein solches Event war 2017 am Chiemsee eine Ballonfahrt, aber da gab es „am Ende nicht nur heiße Luft“ so Bernd Trepping. Mit dabei auch wieder Nicola Cramer.
Auf Facebook hat Bernd Trepping von der KVPM eine umfangreiche Freundesliste. Dort findet sich auch Jo Conrad, der als ein „Urvater“ der verschwörungsideologischen Szene im deutschsprachigen Raum gelten kann. Er ist gut vernetzt, unter anderem auch mit dem OCG-Mitglied Matthäus Westfal, der bundesweit als Aktivist auch für Querdenken auftritt und traurige Berühmtheit durch seinen Livestream bei der Erstürmung der Treppen des Reichstagsgebäudes am 29.08.2020 in Berlin erlangte. In einem gemeinsamen Interview werden zahlreiche Verschwörungsmythen verbreitet.
Der Großraum Stuttgart spielt also seit vielen Jahren für Scientology eine wichtige Rolle im Recruiting und zur Etablierung der Sekte in Deutschland. Eine Nähe zu anderen religiösen Sondergemeinschaften und auch über den Großraum Stuttgart hinausgehende Kontakte zu Antidemokraten sind vorhanden. Die Nähe zur Schweiz dürfte ebenfalls eine Rolle spielen.
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