c by Johannes Schuette Kinderbuch ab 8 Jahre
Wieder einmal ging die Sonne über dem Baumburgwald auf. Der Nebel zwischen den
Bäumen verzog sich langsam, und die Strahlen der Sonne warfen Licht und Schatten
zwischen den Bäumen des Laubburgwaldes, wo die Familie von Julius Großtat ihre Hütte
hatte. Noch war es friedlich. Die Vögel im Wald sangen schon ihre Lieder.
Und die Familie Großtat bereitete wie immer in ihrer Hütte im Laubbaumwald das
Frühstück vor. Es gab einfach Müsli mit Brombeerentee.
Helle Gnom, der König der Gnome ,hatte sich angesagt. Er kam fast jeden Tag vorbei, um
nach dem Rechten zu schauen. Schließlich waren Helle Gnom und Julius enge Freunde.
Überhaupt waren die Tiere des Waldes miteinander sehr befreundet und keiner tat dem
anderen etwas. Das sollte auch so bleiben.
Es war sieben Uhr am Morgen. Da trat Helle Gnom in die Küche der Käferfamilie und
begrüßte diese mit einem Pfeifen, das eigentlich nicht so schön klang.
„Guten Morgen ihr Käfer“, sagte er und setzte sich auch am Tisch. Gegenüber von ihm saß
Julius und war noch nicht ganz wach.
„Guten Morgen Helle.“, erwiderte er trocken und fuhr fort „Was ist heute dein Begehren?“
„Eine Einladung vom Vorlesegnom Lies Mich“, sagte er ganz laut und lächelte genüsslich.
Die Frau von Käfer Julius, namens Luise ,kam herbei und setzte sich auch. Sie war grade am
Herd gewesen.
„Wer um alles in der Welt ist Lies Mich?“, fragte sie bestimmt und starrte Helle mit großen
Augen an.
Der Gnom schaute verwundert hin und her, als wenn er es nicht glauben konnte was er da
hörte.
„Lies Mich. Das ist unser Vorlesegnom, der alles vorliest, was er in seine Hände bekommt.
Er will so die Wünsche der Kinder beim Lesen studieren und die Gnome dazu animieren zu
lesen.“
Julius sah kurz zu seinem Sohn , der grade, immer noch halbwach, aus dem Bett kam.
„Felse. Kennst du diesen Vorlesegnom?“, fragte er.
Felse, der sonst immer neugierig war, verneinte schnell.
„Nein. Hab ich noch nie gehört.“Helle überreichte dem Julius eine Einladung, die auf Holz geschrieben war. Papier gab es
selten, da kein Tier im Baumburgwald fähig war welches zu produzieren. Außerdem wollte
man keine Bäume fällen. Das war das oberste Gebot.
„Danke, danke“, erklärte Julius und fragte dann.
„ Wann ist denn diese Vorstellung und wo?“.
Helle zeigte auf eine Karte, die er mitgenommen hatte. Dort war der Baumburgwald in
voller Größe zu sehen.
„ Im Eichenburgwald in der Nähe des Eichenhain. Dort ist auch die Elfenkönigin Rhavana
zuhause. Sie und Lies Mich sind Freunde. Vorgelesen wird morgen Abend um neunzehn
Uhr.“
Eichenhain war am Rande des Waldes. Genau einen Kilometer vom Dorf Burgfrieden
entfernt.
Helle stand auf, verabschiedete sich mit einem Wick und Julius meinte noch, als Helle die
Küche verließ.
„Wir kommen dann vorbei.“ Dann war Helle schon aus der Küche verschwunden und ging
nach Hause.
Im Dorf
Da lag es nun. Das Dorf Burgfrieden. Genau eineinhalb Kilometer von der Burg „Dreißig
Eichen“ entfernt. Siebenhundert Einwohner und eine Bürgermeisterin.
Diese hieß Katja Meister.
Sie hatte sich vorgenommen, heute Vormittag mit ihrer achtjährigen Tochter Michaela zur
Buchhandlung „Leseburg“ zu gehen. Die befand sich genau in der Mitte des Dorfes am
ehrwürdigen Rathaus.
Frau Bürgermeisterin und Tochter Michaela betraten genau neunuhrzwanzig Uhr die
Buchhandlung.„ Ich grüße Sie Frau Bürgermeisterin Meister“, sagte die Verkäuferin. Man konnte es ihr
direkt anmerken, dass sie Ehrfurcht vor der Bürgermeisterin hatte. So wie das halt im Dorf
so üblich war.
„ Ich hätte gerne in Buch gekauft. Soll wohl „Abenteuer auf Xamibor“ heißen. Ist für meine
Tochter.“
Diese schaute um sich herum und studierte schon einige Bücher, die im Regal standen. Hier
standen hunderte von Büchern. Darunter waren auch viele Kinder.-und Schulbücher.Ihr
Blick schweifte zum Regal, wo diese Kinderbücher standen. Doch Schreck. Sie waren alle
fort. Kein Buch lag in den Regalen. Und es waren viele Bücher, die dort sonst lagen.
„Wo sind denn die Kinderbücher?“, fragte sie betroffen. Irgendetwas war heute anders wie
an den anderen Tagen. Michaelas Blick schweifte noch einmal zu einem leeren Regal.
Die Verkäuferin war betroffen und hielt sich die Hände vor ihrem Gesicht, als wenn sie sich
schämen würde.
Frau Meister schaute ebenfalls zum Regal und erschrak sich sehr.
„Wo sind denn die Bücher?“
Nun musste die Verkäuferin ja reden.
„Die Polizei war bereits hier. Herr Jäger war hier. Kinderbücher sind gestohlen worden. Ein
Kind ist gekommen und hat mich abgelenkt. Dann waren plötzlich fast alle Bücher
verschwunden. Unter anderem auch „Abenteuer auf Xamibor“ und „Xamibors Zauberbuch.
Alle weg.“
Frau Bürgermeisterin Meister nahm die Verkäuferin tröstend in ihre Arme.
„Da war bestimmt ein zweites Kind, das dann hereingekommen ist. Das machen viele Diebe
so.“ erklärte sie „ Aber waren es wirklich Kinder.?Kann ich mir nicht so vorstellen. Hier im
Dorf?“
Die Verkäuferin blickte kurz durch die Tür. Dort stand immer noch der Polizist Herr Jäger.
Vor seinem Auto. Zuständig für das Dorf und der ganzen Umgebung.
„ Ja..ja. Ich habe leider nur ein Kind gesehen. Aber ich vermute mal, dass es so abgelaufen
ist. Das andere Kind nahm sich einige Bücher und trug sie davon.“
Frau Meister nickte zum Abschied.
„Ich werde mal mit Herrn Jäger darüber sprechen. Wir werden dann schon aufklären.“
Im Baumburgwald
Käfer Julius kannte viele Tiere im Wald. Aber heute wollte er einmal ausnahmsweise zu
einer Elfenkönigin. Diese regierte mit fünfhundert Elfen zwischen dem Birkenhain und dem
Eichenburgwald. Sie war die Adoptivtochter des Grafen Kurantara of Treecastle, dem Magier des Waldes. Er war aber auch der Besitzer vieler Wälder und über 100 Jahre alt.
Käfer Julius flog einmal ganz schnell und vor allem alleine. Nicht immer nahm er Helle mit.
Dieser hatte ja auch oft in seinem Kräutergarten zu tun. Und wenn es drauf ankam, dann
flog Julius einfach alleine. Dann kontrollierte Julius den gesamten Baumburgwald. Und
seinem Auge entging wirklich nichts. Mit seinem Freund Helle musste er ja auf Feldwegen
gehen.
Julius Großtat sah von oben einen Gnom, der pfeifend den Weg abschritt. Und die Vögel
sangen ein Lied mit.
Julius landete sampft neben dem Gnom. Dieser war grade dabei, sich an einer alten Eiche
zu setzen , um ein Päuschen zu machen.
„Wohin des Weges?“, wollte Julius gerne wissen.
Der Gnom hatte ein Buch in seine Hand. Wohl ein neues Kinderbuch. In der letzten Zeit
hatten viele Gnome auch viele Kinderbücher. Komisch!!
„Ich....ich.“, stotterte er herum. Dann sagte er etwa stockend
„Ich lese grade das Buch „ Kinder im Wald“. Ist recht interessant“, sagte er und blickte
immer wieder in die Seiten des Buches.
„Und wie heißt du?“, wollte Julius gerne wissen. Er kannte diesen Knaben noch nicht.
Woher denn auch?
„Mein Name ist Volle Seite. Ich komme von Lies Mich, unserem Vorlesegnom und lade
noch einige Tiere des Waldes ein“, erklärte er fast beiläufig.
Käfer Julius setzte sich nun endlich auch neben dem Gnom. Beide saßen an der großen
Eiche, die ihre Schatten über sie warf. Zwanzig Meter in die Höhe, so hoch war sie
geworden. Diese Eiche jedenfalls.
„Mein Name ist Julius Großtat. Ich kenne Helle Gnom. Er hat mich eingeladen. Morgen
Abend wird ja eine Vorlesung sein. Ich komme auch.“
Volle Seite legte das Buch beiseite. Allen Anschein nach hatte er es ausgelesen.
„Lies Mich hat nun viele Bücher. Ich kann dir nicht sagen welche Menge. Aber wir wollen
alles wissen was Kinder lesen. Lies Mich will alles wissen und uns über dieses Wissen
teilhaben lassen“.
Nun wusste es Julius. Da waren Vorlesegnome, die unbedingt wissen wollten wie Kinder
leben, damit man daraus lernen konnte. Die Neugierde der Vorlesegnome musste
grenzenlos sein.
Und es gab tausende Kinderbücher auf der Welt. Helle Gnom hatte vor einiger Zeit davon erzählt. Doch Julius hörte wieder einmal nicht zu. Wie immer.
Dann verabschiedeten sich beide von einander und Julius flog schnell weiter zur
Elfenkönigin im Birkenhain.
Das Elfenvolk wohnte in den Höhlen auf Bäumen am Birkenhain. Sie beschützte Tiere und
Menschen zugleich. Und diese Menschen lesen und lasen sehr viel. Die Elfen leuchteten in
der Nacht ,sangen und lasen sehr viel. Sie wurden jedoch nur zwanzig Zentimeter hoch.
Julius stieg etwas die Birke hoch und hielt am kleinen Haus der Elfenkönin an. Rhavana
umflog immer die Seiten der Bücher, um darin zu lesen.
Es brach im Baumburgwald eine Zeit heran, wo viele Bücher studiert wurden. Und die
Elfenkönigin Rhavana sagte zu Julius.
„Ich freue mich, wenn du morgen kommst. Lies Mich und ich sind gute Freunde . Alle sind
herzlichst eingeladen. Bücher sind für Kinder wichtig, damit sie lernen und auch Abenteuer
bestehen. Kinderbücher sollten alle Eltern kaufen.“
Elfen leuchten manches Mal den Kinder im Dunkeln, jedenfalls wenn sie lesen. Von daher
war Rhavana auch eine Vorleseelfin. Käfer Julius schaute sich kurz um und sah
einige Elfen dort fliegen. Er war sehr fasziniert davon und erwiderte.
„Ihr seid hier ein Volk der Märchenerzähler und der Wunder. Das freut mich sehr. Von
daher würde es mich freuen, wenn wir uns morgen sehen.“
Der Zeuge
Sonst geschah im Dorf nichts ,und Herr Jäger fragte sich immer warum er überhaupt im
Dorf für Ordnung sorgen sollte. Aber sicher war sicher.
Heute wollte er Dorfbewohner befragen. Doch keiner wusste von nichts. Bis...ja Bis Herr
Seifenblase aus dem Osten des Dorfes Burgfrieden ins Polizeirevier kam. Dieses lag auch
neben dem Rathaus. Polizist Jäger fuhr immer mit dem Polizeiauto vor der Haustür des
Rathauses. Dies ärgerte Frau Bürgermeisterin sehr, denn sie wohnte dort in einer kleinen
Wohnung.
Der Detlef Seifenblase setzte sich zum Schreibtisch zu Herrn Jäger. Dieser hatte auf diesem
Schreibtisch einen Computer, wo er die Protokolle schrieb.
Man war hier immer modern aufgerüstet.
„Womit kann ich Ihnen dienen?“, fragte Herr Jäger höflich und blickte Herrn Seifenblase
etwas genauer an. Heute hatte er wohl nicht mit Besuch gerechnet.
„ Da waren zwei Kinder....“, sagte der Besuch.
„Was wollen Sie mir damit sagen?“, fragte der Polizist.„Die liefen zum Wald, und ein Kind hatte ein Buch in seine Hand“, erklärte Detlef
Seifenblase. Er war ein etwa fünfzig Jahre alter Mann, der hier in der Kirche ein Küster war.
Das sind Menschen, die die Vorbereitungen für Messen und anderen kirchlichen
Veranstaltungen vorbereiteten.
„Was....“, schallte es durch den Raum.
Herr Jäger sprang auf und staunte nicht schlecht.
„Wo und wann haben sie die gesehen? Kinder, naja. Die rennen oft weg. Habe auch, solche
Gören, die laufen oft fort und kommen dann wieder. Aber erzählen Sie mal“
Der Küster atmete tief ein. Er überlegte sich nun genau was er sagen sollte. Jede Aussage
konnte unangenehme Folgen für andere Personen haben. Das war ihm bewusst.
„ Es waren zwei Kinder. Ein Mädchen und ein Junge. In etwa neun Jahre alt. Und sie waren
hier fremd. Hab die noch nie gesehen. Sie rannten zum Wald, zum Baumburgwald. War erst
gestern dort und konnte sie nicht mehr sehen. Müssen wohl verschwunden sein. Und der
Junge trug eine große Tasche. Die war brechend voll.“
„ Dann gehen wir einmal zum Laden Leseburg. Einverstanden?“, fragte der Dorfpolizist.
Sie gingen die paar Meter zum Buchladen. War auch wirklich nicht weit. Ein Katzensprung.
Die Verkäuferin war auch die Besitzerin des Buchladens und begrüßte sie herzlichst mit
einem Händedruck..
„ Ihr beide hier ? Wollt ihr Bücher kaufen.?Hier gibst keine Kinderbücher mehr“, erklärte sie
fast weinend.
Ihr ging das Ganze ans Herz. Kinderträume wurden zerstört. Und es war bald Weihnachten,
obwohl kein Schnee in Sicht war. Da waren Kinderbücher sehr wichtig, denn die
Buchstaben lebten, wenn sie gelesen wurden.
„Guten Morgen Frau..Habe den Namen vergessen“, meinte Herr Jäger.
Die Verkäuferin schmollte sehr.
„Frau Waltraud Buchladen ist mein Name.“, sagte sie. Dann schaute sie den Herrn neben
dem Polizisten lange Zeit an.
„Herr Seifenblase.Was wollen Sie?“
„Ich habe zwei Kinder gen Wald laufen sehen. Ein Junge und ein Mädchen. Das Mädchen
trug ein Buch. Der Junge eine Tasche, die voll war. Das Mädchen trug zwei zerfetzte Schuhe
und einen langen Rock, der dreckig war.“, sagte Herr Seifenblase zur Verkäuferin.
Diese staunte nicht schlecht. Sie nickte nur noch und lächelte gequält, weil sie nun wusste,
das es diese Kinder waren.„Das waren sie. Los, dann mal los Herr Jäger. Gehen Sie zum Wald und forschen sie nach.“
Dieser verzog seinen Mund. Das hatte er doch nicht erwartet. Frau Buchladen konnte ja
ganz schön befehlen.
„ Das werde ich. Doch lassen Sie mich meine Arbeit tun.“
Beide verließen den Laden. Heute konnte kein Kind ein Buch kaufen oder ausleihen. Alle
Bücher waren fort.
Waren es diese beide Kinder nun wirklich oder waren es nur Fremde?
Der Vorlesetag
Am nächsten Abend gegen achtzehn Uhr gingen Julius, Felse, Luise, Helle Gnom und Perle
Glanz zur Vorlesung. Edel Weißkraut war etwas erkältet und musste das Bett hüten. Edel
war der beste Freund von Perle und Gärtner für Heilpflanzen.Perle war die
Umweltaktivistin. Sie liebte den Schmuck. Vor allen waren es die Perlen, die es ihr angetan
hatten. Es waren alle Gnome aus dem Laubbaumwald, wo sie ihre Felshöhlen hatten.
Familie Großtat musste jetzt gehen. Denn die Gnome konnten ja nicht fliegen. So mussten
sie den ganzen Weg zum Birkenhain zu Fuß gehen.
Auf dem Weg kam ihnen plötzlich Graf Kurantara of Treecastle entgegen. Es war schon
dunkel und man konnte den Magier, der in der Burg wohnte, kaum erkennen. Es war ein
älterer Mann, der eine Kutte trug. Sonst war er mit einem Anzug mit einer Krawatte
bekleidet.
„ Graf Kurantara, welch eine Ehre“, rief Julius laut. Sie stoppten und gaben dem Grafen und
Magier die Hand. Auch Sohn Felse musste das. Er tat es nur ungern.
Der Graf hatte einen Zauberstab. Den trug er immer bei sich. Man konnte ja nie wissen ob
man einen Zauber benötigte.
„Wollt ihr zur Vorlesung von Lies Mich?“, fragte er.
Helle Gnom, der König der Gnome war, nickte.
„ Ja. Er hat uns alle eingeladen“, meinte er anschließend.
Kurantara schaute besorgt drein. Welch ein komisches Geheimnis war in seinem Gesicht zu
lesen?
Julius schwarnte nichts gutes. Immer wenn der Graf dieses dunkle Gesicht aufsetzte, ging
es um geheime Sachen.
„Passt bloß auf“, sagte der Graf. Dann zeigte er seinen Mittelfinger hoch und schaute zum
Himmel. Dieser war derzeit wolkenlos, aber immer noch war ein grüner Nebel am Horizont
zu erkennen.„Wie ich weiß, liest der Gnom aus gewissen Büchern vor. Es sind zwar Kinderbücher, aber
woher kommen sie? Und da ist noch ein Buch namens „ Xamibors Zauberbuch“ und
„Abenteuer auf Xamibor“. Das ist gefährlich.“
Julius schmunzelte fast. Er musste mal wieder von nichts. Nichts gehört und nichts
gesehen. Erst recht nicht von Xamibor.
„Das verstehen wir nicht, werter Graf.“, erwiderte Julius
Der Mond schien durch die Gipfel der Eichen ,und warf einen langen Schatten über die
Anwesenden.
„ Wenn Lies Mich daraus vorliest, wird die Insel Xamibor verschwinden. Oder es wird der
ganze Baumburgwald verschwinden. Das darf nicht geschehen. Man weiß nicht was
verschwindet. Aber der grüne Nebel ist daran schuld. Er bedroht ganze Welten. So auch
unseren schönen Wald. Ganze Kinderträume werden zerstört und wir werden nicht mehr
sein.“
Xamibor war eine Insel fern ab vom Baumburgwald, die man nur durch einen Nebel
erreichen konnte. Und die Reise durch diesen Nebel war gefährlich, denn die Zeit wurde
gedehnt.
Potz Blitz. Alle Anwesenden mussten erst einmal tief schlucken. Ihre Welt wurde zerstört?
Und auch Kinderträume.All die schönen Träume, die die Kinder der Welt träumten. Das
durfte nicht wahr werden.
„ Ihr wisst sicherlich Näheres ,edler Graf?“, fragte Helle.
Die Gnome Helle und Perle schauten sich an. Helle war König der Gnome und kannte Lies
Mich gut. Er hielt sehr viel von ihm, denn er gab sein Wissen durch die Bücher an andere
Tiere weiter.
„ Was ist mit Lies Mich?“, wollte er nun wissen.
Der Magier musste sich setzen. Er war bereits 120 Jahre alt und sehr weise. Mit weißem
Haar und einem Vollbart.
„ Zwei Kinder im Dorf haben Bücher gestohlen. Gestern morgen im Buchladen Leseburg.
Mit einer großen Tasche sind sie gen Wald gelaufen. Danach verschwand die Spur. Sie
hatten wohl Bücher dabei.Wenn Lies Mich aus einem der zwei Bücher vorliest, gibt es
unsere oder die andere Welt nicht mehr. So einfach ist das“, erzählte der Graf mit tiefer,
bebender Stimme.
„Dann müssen wir verhindern, dass aus diesen Büchern vorgelesen wird“, erklärte Julius
Großtat.
Aber wie? Man musste genau beobachten wann und ob der Vorlesegnom aus einem der Bücher vorlas. Aber dafür mussten sie ganz vorne stehen, denn die Augen waren ja im
Dunklen sehr schwach. Feuerstellen mit Fackeln würden den Platz beleuchten.
Sie gingen gemeinsam weiter und erreichten in zehn Minuten den Platz. Hier standen
schon einige hundert Tiere der verschiedensten Rassen. Hasen, Rehe, Kaninchen, Vögel
aller Art wie unter anderen die Elster Juhle.
Nur mit Hilfe des Grafen konnten sie einen Platz ganz vorne ergattern. Fackeln
beleuchteten den Platz und die Elfen beleuchteten ihn zusätzlich.
In der Mitte standen vier Stühle. Hier saßen alles Vorlesegnome. Auch Lies Mich. Dieser
bat Helle Gnom auch in die Mitte zu kommen. Doch Helle winkte ab. Er wollte heute nicht
im Mittelpunkt stehen.
Julius hatte scharfe Augen. Er sah weiter hinter den Stühlen zwei Kinder. Ein Mädchen und
ein Junge. Das also passte zu den Beschreibungen des Grafen. Aber was wollten diese
Kinder bei den Vorlesegnomen?
„ Da sind die Kinder“, sagte Julius zu den anderen Personen, die sich hier versammelt
hatten. Helle Gnom nickte und der Graf hat es ebenfalls.
„Das müssen die Kinder sein, die hier fremd sind.“ erklärte der Magier.
In der Mitte des Platzes waren einige Bücher auf einem Tisch gelegt worden. Dann wurde
Helle nervös. Er hatte wohl eine Eingebung erfahren. So ging er vorsichtig zum Tisch und
stellte sich direkt dahinter. Sein Blick schweifte über die Bücher. Es waren tatsächlich
Kinderbücher. Aber ob sie aus dem Buchladen waren konnte er sich nicht denken. Aber er
sprach kurz zu den anwesenden Tieren.
„Heute will unser Vorlesegnom Lies Mich Bücher vorlesen. Wir wissen wenig über die
Menschen dort draußen und auch Kinder sind uns eher fremd. Wir lesen hier im
Baumburgwald und leben so vor uns hin. Wir passen auf, das nichts passiert und versuchen
zusammen mit einigen Menschen den Wald zu retten.“
Mehr wollte oder konnte er nicht sagen.
Er ging wieder zu den anderen Tieren und sagte ganz leise zu Julius und Kurantara.
„ Die zwei Bücher sind da. Hab sie gesehen.“
War das der Beweis? Zwei Bücher, die entscheidend waren für die Zukunft des Waldes oder
von Xamibor. Denn ein Zauber der Vernichtung lag in ihnen.
Da trat Lies Mich hervor. Ein kleiner Gnom , der eine Brille trug, sowie eine Latzhose in
verschiedenen Farben.Zwei spitze Ohren waren zu sehen, sowie eine Knollennase. Zwei
andere Gnome beleuchteten ihn mit Fackeln. Der Mond schien von oben und bestrahlten
die Gegend in unheimlicher Form.Lies Mich zitierte erst einmal aus einem anderen Kinderbuch. Das dauerte erst einmal fünf
Minuten. Dann legte er es beiseite und nahm ein anders hervor. Wieder vergingen zehn
Minuten. Es las und las aus verschiedenen Büchern. Es vergingen einige Minuten.
Dann endlich kam die Stunde der Wahrheit. Helle schrie plötzlich auf und befahl.
„Nicht aus dem Buch vorlesen!“
Helle konnte von der Entfernung den Titel erkennen. Erstaunlich.
Das konnten die anderen Tiere gar nicht verstehen. Sie buhten herum und wollten das die
Lesestunde weiterging. Helle aber wusste, das er das Buch „Xamibors Zauberbuch“
gesehen hatte.
Er packte Julius und auch den Magier bei seiner Hand und zerrte die beiden zugleich in die
Mitte des Platzes.
Lies Mich wollte lesen, konnte aber nicht. Der Magier erhob seinen Zauberstab und im Nu
konnte der Gnom nicht mehr sprechen. Wie versiegelt waren seine Lippen.
Dann wandte sich ganz Julius schön mutig an alle anwesenden Tiere des Waldes.
„ Wenn aus dem Buch vorgelesen wird, dann verschwinden wir oder die Insel Xamibor.
Beides ist miteinander verbunden. Ich habe selbst Max Xamibor und Tanja Sternenlicht
erleben dürfen. Sie kommen aus einer Welt, die mit uns verbunden ist “, erklärte er voller
Überzeugung. Julius war also derjenige, der bereits die Helden der Abenteuerinsel kannte.
Warum hatte er es denn nicht schon früher erwähnt?
Kurantara atmete tief ein und befreite dann Lies Mich von seinem Zauber.
„Das stimmt. Ich muss es wissen, denn ich bin hier der Zauberer und der Herr des Waldes“.
Aber damit nicht genug. Einige Tiere wollten, dass weitergelesen wurde. Aber auch sie
verstummten durch den Zauber von Graf Kurantara. Er musste hart durchgreifen ,um den
Wald zu beschützen.
Lies Mich ließ keine Ruhe. Er wollte weiter vorlesen. Denn das Wissen aus fremden
Büchern war für die Tiere des Waldes von großer Bedeutung. Ihre verständliche Neugierde
alles über Kinder und der Welt dort draußen zu wissen, war naturverbunden. Nicht jedes
Tier konnte mit Menschen sprechen.
Einige Tiere, so auch die Elster Juhle, konnte es verstehen, dass nicht aus dem Buch
vorgelesen wurde. Auch die Familie Großtat und viele Anwesenden waren damit nicht
einverstanden.
Plötzlich rannten die beiden Kinder fort. Lies Mich rannte hinterher. Wie ein geölter Blitz.
Julius und Luise flogen so schnell sie konnten und erreichten den Gnom nach einigen
hundert Metern in Richtung Eichenburgwald.