Dass die Bellizisten hierzulande seit den Kriegen in der Ukraine und in Gaza ziemlich durchdrehen, hab ich ja vor ein paar Monaten schon mal in einem Artikel beschrieben. Nun stellt sich mir aber langsam wirklich die Frage, ob diese Typen noch alle Tassen im Schrank haben.

Nachdem Israel den Hamas-Politchef Ismail Hanija in Teheran getötet hat, droht nun nämlich der Iran mit Vergeltung. Und da muss man auch kein großer Fan der dortigen Kopf-ab-Mullahs sein, um nachvollziehen zu können, dass man es nicht witzig findet, wenn eine ausländische Macht auf dem eigenen Staatsgebiet irgendwelche Menschen umbringt. Zumal wenn es sich dabei auch noch um den erklärten Feind Nummer eins handelt.

Es könnte also zu einer weiteren Eskalation im gesamten Nahen Osten führen, wenn der Iran nun einen Vergeltungsschlag gegen Israel durchführen würde.

Und was haben dann deutsche Kriegstreiber wie Roderich Kiesewetter von der CDU dabei im Sinn? Die wollen deutsches Militär zur Unterstützung von Israel in die Region schicken (s. hier).

Mal davon abgesehen, dass der eigentliche Auftrag der Bundeswehr, eine reine Verteidigungsarmee zu sein, dann mal wieder ad absurdum geführt würde, so scheint es mir keine sonderlich pfiffige Idee, in diesem Pulverfass auch noch ein bisschen mitmischen zu wollen. Schließlich ist die Lage dort schon unübersichtlich genug mit alle den Akteuren, die teilweise in Stellvertreterfunktion aufeinander eindreschen. Da sind weitere Teilnehmer bestimmt nichts, was das Ganze etwas beruhigen könnte.

Dazu kommt noch, dass man sich damit zum Waffenbruder einer Regierung machen würde, gegen die zurzeit von vielen Seiten der Vorwurf des Völkermordes erhoben wird (auch von Israelis und Juden, wie hier zum Beispiel vom Holocuast-Forscher Amos Goldberg) und die gegen die Anweisungen vom Internationalen Gerichtshof handelt. Ach ja: Kriegsverbrechen werden von Netanjahus Schergen allem Anschein nach auch andauernd begangen. Das sind jetzt also nicht so die wirklich guten Buddies, um mit denen zusammen Krieg zu führen, wenn man irgendwann noch mal menschenrechtliche Glaubwürdigkeit haben möchte.

Aber das scheint für jemanden wie Kiesewetter alles auch komplett egal zu sein, denn Krieg ist nun mal eine Sache, die er offenbar ziemlich gut findet. Zumindest ist er (wie beispielsweise auch das FDP-Flintenweib Marie-Agnes Strack-Zimmermann) im Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, und dort gehen laut einem Eintrag in der Lobbypedia von LobbyControl Rüstungslobbyisten schön regelmäßig ein und aus.

Ein weiterer Aspekt: Sich in so einen Konflikt direkt einzumischen macht Deutschland dann auch zum Ziel der asymmetrischen Kriegsführung, das heißt, es wäre dann auch hierzulande mit einer erhöhten Anschlagsgefahr zu rechnen. Schließlich suchen sich Terroristen ihre Ziele ja nicht einfach so nach Lust und Laune aus, sondern das hat schon was damit zu tun, welches Land in deren Augen einen ungerechtfertigten Krieg gegen die eigenen Glaubensbrüder oder Landsleute führt. Und so was kann ja eigentlich auch niemand wollen, oder?

Na ja, jemand wie Kiesewetter vielleicht schon, denn der forderte ja bereits kürzlich, als angebliche russische Pläne für einen Anschlag auf den Chef der Waffenschmiede Rheinmetall bekannt wurden, weitreichendere Kompetenzen für die deutschen Nachrichtendienste (s. hier). Und so was begründet sich eben immer am besten mit Angst vor Terror – das kann man beispielsweise in dem hervorragenden Buch „Der Terrorist als Gesetzgeber“ von Heribert Prantl von 2008 nachlesen. Sollte es also tatsächlich als Folge einer deutschen Kriegsbeteiligung im Nahen Osten zu Anschlägen von Islamisten hierzulande kommen, dann möchte ich wetten, dass Leute wie Kiesewetter ganz vorn dabei wären, wenn es darum geht, mehr Überwachung und polizeistaatliche Maßnahmen zu implementieren.

Dass sie, um diese Ziele zu erreichen, in einen Flächenbrand quasi Benzin reinkippen, scheint sie auch nicht sonderlich zu stören. Sind ja nicht sie selbst oder ihre Kinder/Enkel, die da im Krieg verheizt werden.

Ich hoffe nur, dass solche vollkommen irrwitzigen kriegerischen Gedankenspiele keine Mehrheit in der politischen Landschaft finden. Vor einigen Jahren hätte ich da auch kaum Bedenken gehabt, aber mittlerweile hat sich der Zeitgeist ja doch reichlich gewandelt. Und sollte dann erst mal Kiesewetters Partei in zwei Jahren an der Regierung sein, dann sieht es noch mal finsterer aus.

Die Rüstungsindustrie dürfte sich zumindest sehr über solche grotesken Vorschläge freuen. Das ist schließlich gut fürs Geschäft – und so lohnen sich die Lobbyismusausgaben dann auch noch mal so richtig.

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