Stars und Sternchen
Wer bitte ist das? Diese Frage stelle ich mir immer öfter. Besonders, wenn ich eine gewisse Zeitung ansehe. Den Namen dieses Blattes möchte ich nicht öffentlich erwähnen, denn die Bildzeitung verdient das nicht. Waren es früher noch Fußballspieler, die die Schlagzeilen beherrscht haben, sind es nun ihre Frauen, die leicht gekleidet sich in den Mittelpunkt spielen. Statt ihrer Hausarbeit nachzukommen und die Trikots ihrer Männer zu waschen, strengen sie sich erfolgreich an, nun selbst Karriere zu machen. Gerne als Schmuckdesignerinnen oder Moderatorinnen. Gerade bei Letzterem müssen sie ja nur ihre Moderationskarten ablesen, was ihnen findige Redakteure aufgeschrieben haben. Dies tun sie dann auch ungelenk und frei jeglichen Talents. „Um Hummels Willen“, möchte man ausrufen. Gutes Aussehen ist ja das eine, aber den Mund aufmachen, dazu gehört mehr, als nur Vorgeschriebenes aufzusagen. Inzwischen kann ja fast jeder an Berühmtheit gewinnen. Können, Leistung oder irgendetwas Weltbewegendes erreicht zu haben, ist dabei nicht nötig, ja man kann schon sagen, es ist schädlich. Da reicht es schon aus, sich den ganzen Körper zu tätowieren. Dann ist einem die Aufmerksamkeit der Bildzeitung gewiss.
Ganze Familienverbunde, bei denen eine Person es zu einer, warum auch immer, Berühmtheit geschafft haben, hängen sich an deren Popularität an und drängen nun ihrerseits auch in die Medien. Als „Mutter von ... oder Schwester von ... Großcousine von ...“, belästigen sie uns mit ihrer plötzlich auftretenden Anwesenheit. In den inzwischen unüberschaubaren, wie Pilze aus dem Boden sprießen, TV-Realityshows, haben sie eine Plattform gefunden um sich zu präsentieren und ihre drögen Geschichten zu erzählen. Sie alle haben erkannt, wie man auf diese Weise viel Geld verdienen kann. Und alle sind fleißige Influencer und sammeln Follower, durch die sie wiederum Werbegelder einstreichen. Dafür gewähren sie Einblicke in ihr Leben. Nichts wird dabei ausgelassen, um ihre Verfolger nur bei der Stange zu halten. Jeder „Pups“ wird gepostet. Jeder Familienzwist wirkungsvoll vor der Kamera zelebriert. Alle vereint eines, ihre Talentlosigkeit. Aber das unerbittliche Privatfernsehen holt immer mehr von dieser Sorte aus ihrer Bedeutungslosigkeit ans Licht der Kamera. Dankbar machen sie dafür dann jeden Schwachsinn mit. Sie prostituieren sich, nur um nicht in Vergessenheit zu geraten. Denn nur wer sich geistig, körperlich und seelisch entblößt, ist von Interesse und findet statt. Wie lächerlich sie sich machen oder gemacht werden, stört sie scheinbar nicht oder sie merken es nicht. Hauptsache Fame! Mehr zählt dort nicht. Das Schlimmste für diese Sorte Mensch wäre es, zurück in ihre Bedeutungslosigkeit kehren zu müssen und einer normalen Arbeit nachzugehen. Aber wieder in der Versenkung zu verschwinden, ist keine Option für diese Leute. Und so tingeln sie weiter durch die Trashsendungen und tun alles um nicht in Vergessenheit zu geraten. Und ihre Fans sonnen sich in ihrem zweifelhaften Glanz. Eigentlich wären sie für die Menschheit entbehrlich. Die, die wirklich interessant sind und etwas Sinnvolles getan oder erreicht haben, die kennt keiner. Oder wer kennt noch die aktuellen Nobelpreisträger mit Namen? Aber die Dschungelstars kennt jeder. Was ist auch schon das Verzehren eines Känguruhodens, gegen eine wissenschaftliche Entdeckung. Nichts Können ist weitaus populärer. Traurig aber wahr.
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