In Deutschland benötigen alle, die in der Pflege helfen oder die Inklusion an der Basis schultern, mehr Rückhalt, bessere Rahmenbedingungen und vor allem mehr Entlastungen.

In UK denken Menschen gerade an all die unbezahlte Arbeit, die u. a. Erzieherinnen und Assistenzkräfte in der Pflege oder in der Inklusion leisten:
Dort ist #CarersWeek, die mit dem heutigen Tag endet:

„Die Carers Week ist eine jährliche Kampagne, um das Bewusstsein für die Pflege zu schärfen, die Herausforderungen für unbezahlte Pflegekräfte hervorzuheben und den Beitrag anzuerkennen, den sie für Familien und Gemeinden in ganz Großbritannien leisten. Sie hilft auch Menschen, die sich selbst nicht als pflegende Angehörige sehen, sich als pflegende Angehörige zu identifizieren und die dringend benötigte Unterstützung zu erhalten.“ [1]

Für Menschen, die andere, etwa Angehörige, aber auch Freunde oder in einem Ehrenamt pflegen, betreuen und begleiten, muss sich hierzulande an der Entlohnung nicht viel verbessern: In der Hauptsache muss ihnen allen mehr netto vom brutto bleiben.

Vieles läuft in diesem Bereich sowohl in UK als auch bei uns ungesehen in den Familien, vieles über das Ehrenamt, doch auch über reguläre Arbeitsplätze.

Dass die Arbeit im sozialen Bereich nicht immer sozial ist, das ist eine Binse. Dieser traurige Zustand ist spätestens in der Krise des vergangenen Jahres mehr als offenkundig geworden: Beschäftigten bleibt in Deutschland von dem geringen Lohn oft wenig nach Steuern und Sozialabgaben [2] – viele Jobs werden daher von Frauen ausgeübt, bei denen ein Partner / eine Partnerin "das richtige Geld nach Hause bringt". Das bildet nun einmal die Realität ab. Allen Wünschen nach "Parität" und "Gleichstellung" zum Trotz.

Steuer- und Sozialabgaben in Deutschland 2020 | Statista
Die Statistik zeigt den Anteil von Steuer- und Sozialabgaben an den Gesamtarbeitskosten in Deutschland im Jahr 2020 nach Einkommen und Familienstand.

In Deutschland haben wir nicht nur #unpaidCarers, Betreuung die unbezahlt geleistet wird, sondern wir haben auch schlecht bezahlte Fachkräfte, wie Inklusionsassistenten und Schulbegleiterinnen.
Schulbegleitungen erledigen beispielsweise viele Dinge in den Ferien, werden in der Regel in dieser Zeit nicht bezahlt. Auch werden oft persönliche Weiterbildungen nicht als Qualifikation anerkannt und wirken sich daher nicht auf das Gehalt aus.

Das heißt also, nicht allein die horrenden Steuer- und Sozialabgaben sind eine Stellschraube, um die wichtige Arbeit im sozialen Bereich zu entlasten und attraktiver zu machen. Auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind hier gefragt. Ein Beispiel:

Meine Kolleginnen in der Schulbegleitung, die allein leben und Kinder erziehen, stehen nicht selten prekär da: Sie müssen gegebenenfalls Sozialleistungen in Anspruch nehmen, was nicht selten erniedrigend ist – für die Kolleginnen und für deren Kinder.
"Wertschätzung", so meinte der Chef einer Gewerkschaft vor einigen Jahren einmal, "macht sich auch an der Bezahlung fest." Es sagt demnach viel aus, dass mein ehemaliger Träger der Wohlfahrtspflege in der Corona-Krise nicht bereit war, meinen Kolleginnen, selbst wenn sie alleinerziehend waren und mit einem kleinen Einkommen auskommen mussten, einen Bonus zu zahlen. Dafür wurde die Chefetage ausgebaut (Das ist durchaus wörtlich zu verstehen!) und personell aufgestockt ....

Deutschland benötigt mehr als eine Carers Week: Wir benötigen Entlastungen, deutliche Entlastungen bei Steuern und Sozialabgaben [3] , damit es sich überhaupt lohnt, in den genannten Bereichen zu arbeiten.


[1] https://www.carersuk.org/news-and-campaigns/campaigns/carers-week

[2] https://www.businessinsider.de/wirtschaft/finanzen/oecd-studie-zur-steuerlast-deutschland-ist-hochsteuerland-vor-allem-fuer-singles/

[3] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/oecd-studie-die-hoechsten-steuern-und-abgaben-deutschland-ist-weltmeister/27143260.html

Dir gefällt, was SEN David schreibt?

Dann unterstütze SEN David jetzt direkt: