Wie du Taubenschach-Großmeister wirst
In den sozialen Medien findet man an jeder Ecke geistiges Notstandsgebiet. Vor allem in den Kommentarspalten begegnet man ihnen dauernd: hirngebleichte Schmalspurhonks, Internetprolopen, Schwurbler, Trolls. Frustrierte Leute, die vom Baum der Dummheit fielen und keine Scham haben, ihre Ignoranz, Intoleranz oder ihren Hass expressiver zum Ausdruck zu bringen als Kandinsky die Kirche auf seinem ‘Murnau’. Sie glauben alles besser zu wissen, mischen sich in jede Diskussion ein und tragen zum eigentlichen Thema nur in homöopathischen Dosen (aka nicht) bei. Lässt man sich darauf ein, hat das Spiel begonnen: Taubenschach. Egal, wie gut du Schach spielst, die Taube wird alle Figuren umwerfen, auf das Brett kacken und herumstolzieren, als hätte sie gewonnen.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie du mit diesen Tauben umgehen kannst: Entweder (Achtung: Meta-Ebene-Wortspiel) du schaffst den Tauben kein Gehör…
- kurze Applauspause -
…oder du fährst, mit richtigen Vogelfutter gewappnet, einen Konterzug. Man begegnet im Leben schließlich nur zwei Typen von Menschen: Freunde und Trainer. Und es macht Sinn, nicht jeden Kommentar von solchen Netzbürgern mit Frustrationshintergrund unkommentiert stehen zu lassen.
Natürlich kann man die Taube auch einfach ignorieren, besonders, wenn es ihr offensichtlich nur darum geht, sich zu erleichtern. Irgendwann wird sie schon davon flattern. Nimmt sie jedoch Bezug auf das Thema, kann man die Herausforderung getrost annehmen. Keine Angst: Taubenschach ist nicht so schwer zu erlernen wie das klassische Schach, und auch gar nicht kompliziert.
Der Taubenklatschindex:
- Denke stets an die Mitlesenden.
Bleibe cool. Der Versuch einer Tauben-Entdummung ist so sinnlos, wie der Versuch dem Papst ein Doppelbett zu verkaufen. Kontere und argumentiere nicht für die Taube, sondern vertraue auf die Intelligenz der Mitlesenden. Lass dich nicht zu Konterbeleidigungen hinreissen, sondern bleib witzig, locker, entspannt und/oder sachlich. Wenn dir das nicht möglich ist, leg eine Pause ein. Es ist kein Speedschach gegen die Uhr; nicht jeder Kommentar muss sofort beantwortet werden. - Lösche fiese Kommentare nicht
Vertraue auch hier auf die Intelligenz der Mitlesenden. Oft unterstreicht ein dämlicher Kommentar nur was in deinem O-Post stand. - Bleibe sachlich und freundlich
So demonstrierst du Überlegenheit und nimmst der Taube den Wind aus den Flügeln; Der Taubenkot fliegt für einen Treffer nicht weit genug und sie wird vielleicht sogar den Spaß am Spiel verlieren. - Nutze die technischen Möglichkeiten des Spielbretts
Muten, melden und zur Not blockieren. Es wird zwar schnell der Vorwurf der Zensur laut, aber das ist ok, denn Mitlesende haben ja stets das Gesamtbild vor Augen. - Sei schlagfertig und witzig
Mancher Taubenzug bietet eine Steilvorlage. Eine lustige, knappe Antwort ist wie eine Einladung den Springer vor den gegnerischen König ziehen zu lassen. Die Taube wird weiter kommentieren, doch eigentlich ist das Spiel aus.
- Nutze den Sprichwort-Trick
Wenn du keine Geduld oder Zeit hast, kannst du zur Not zum ‘Sprichwort-Trick’ greifen. Hier spielt es keine Rolle, was zuvor geschrieben wurde, du verwendet ganz bewusst ein unpassendes Sprichwort und demonstriert so, dass die Beleidigung nicht ankommt und du an einer Unterhaltung kein Interesse hast:
- «Der Onkel Sankt Johann hat außer viel Gehate und verquirlter Scheisse nicht viel zu bieten».
- «Was lange währt, wird endlich gut.».
Taubenschach muss kein apokalyptisches Ausmaß annehmen. Oft reicht eine kurze Stellungnahme und es ist gesagt, was gesagt sein muss. Es folgt zwar in der Regel noch die eine oder andere Bestätigung der Taube, dass sie inhaltlich nichts zur Diskussion beizutragen hat, doch intelligente Mistlesende haben verstanden:
Taubenschachmatt.
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