Können wir einen kurzen Moment ehrlich sein?
Die Dystopie ist hier. Öffnen wir die Augen für eine Sekunde für die Realität außerhalb der Bequemlichkeit, spüren wir, dass die quälende Lähmung unserer Existenz alle Bereiche des Alltags durchdrungen hat.
Einer der gravierendsten Fehler, den wir begehen, ist die Vermutung, dass wir in einer solidarischen, offenen Gesellschaft leben. Das System hat nun endlich ausreichend Sicherheitsmechanismen entdeckt, um ganze Kontinente im gleichen starren Zustand zu halten.
Über soziale Medien empören wir uns täglich neu über Brüche in Wort und Tat. Fast im Takt von Minuten finden wir neue Schlagzeilen, Nachrichten, Berichte, Erfahrungen, die uns triggern und quälen. Bis die nächste Meldung kommt. Die Fließband Erfahrung des Leids führt zur Abstumpfung und vor allem zur Normalität.
Wen überrascht noch, dass Kindern verhungern, Frauen vergewaltigt werden und Politiker:innen sich dauerhaft in die Tasche lügen und wirtschaften?
Unsere abgestumpften Seelen werden durch Elektroschocks der Filmindustrie getestet. Entweder konsumieren wir die Unterhaltung und verdrängen den Inhalt in kürzester Zeit wieder oder wir wundern uns über das Verhalten der Menschen in der Flimmerkiste. Unendliche Ströme an Informationen haben uns gebildet und geformt, wir kennen Handlungsprämissen in- und auswendig. Menschlichkeit, Humanität, Freundlichkeit, Solidarität – Begriffe, die wir im Kindergarten, in der Schule und in Gesetzen lesen, prägen unsere Existenz, bis wir realisieren, dass sich nicht alle daranhalten.
Toxische Menschen zerstören ganze Schichten, gar Welten, die sie geschwind verschlingen und mit einem giftigen Cocktail aus Gier und Hedonismus herunterspülen.
Dieser Schierlingsbecher zerfrisst unsere Seele und wir stopfen unsere Löcher mit heißem Fast Food. McDonalds, Burger King, Subway, Dominos – die Ketten ketten uns an sie, indem wir ohne Pause fressen & konsumieren. Aber das sind immer nur kurze Impulse, unterbrochen stopfe ich mich voll, bis meine Seelische Übelkeit den Magen dreht und schüttelt.
Gefangen und eingekerkert durch schwerste Ketten können wir uns kaum befreien und wenn es doch mal einen Sonnenstrahl durch die Gitter schafft, schieben die Mächtigen einen Riegel vor.
„Das System funktioniert. Es wird nicht geändert.“
Öffentlich stehen uns zwar Wege und Mittel zur Verfügung, Veränderungen herbeizuführen und in kleinstem Maße gelingen geringe Siege, die etwas mehr Freiraum den eigenen Gedanken lassen – doch am Ende ist die Regel des Systems: bend, but don’t break (biegen, aber nicht brechen).
Danke für eure Aufmerksamkeit, die Augen können wieder geschlossen werden.
Dir gefällt, was Florian S. Goesche schreibt?
Dann unterstütze Florian S. Goesche jetzt direkt: