Wie sinnvoll sind die fortdauernden Sanktionen gegen Russland, wenn offenbar scheint, dass Moskau die Krim definitiv nicht an die Ukraine zurückgeben wird? Und vor allem: Wie groß ist der Schaden für die deutsche Wirtschaft? Letzterer Frage sind mehrere deutsche IHK nachgegangen - und die Ergebnisse der beim ifo Institut beauftragten Analyse werden sogar von der russischen Nachrichtenagentur TASS veröffentlicht.
„Die Russland-Sanktionen kosten die deutsche Wirtschaft jedes Jahr 5,45 Mrd. Euro an BIP-Wachstum. Für die EU summieren sich die Kosten auf 21 Mrd.“, zieht Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, das Fazit. Eine im Rahmen der Studie durchgeführte Unternehmensbefragung habe darüber hinaus gezeigt, dass der Maschinenbau sowie die Kfz- und Chemie-Industrie am häufigsten von den Maßnahmen beeinträchtigt seien.Als belastend werde vor allem der erhöhte bürokratische Aufwand empfunden, den die Sanktionen verursachten.
Ralf Geruschkat, Hauptgeschäftsführer der SIHK zu Hagen, ergänzt: „Die Rahmenbedingungen werden im internationalen Geschäft in Zukunft immer herausfordernder. Russland ist hier ein Absatzmarkt mit viel Potenzial für unseren Mittelstand. Insbesondere Unternehmen aus dem produzierenden Bereich, der in Südwestfalen besonders ausgeprägt ist, würden von einer Marktöffnung profitieren.“
Und auch das ifo Institut zweifelt zunehmend an den Strafmaßnahmen. Lisandra Flach, Leiterin des Zentrums für Außenwirtschaft und Verfasserin der Studie, meint, dass „alle Beteiligten“ von der Aufhebung der EU-Sanktionen profitieren würden. Für IHK-Chef Berghausen ist klar: „Die Studie zeigt einmal mehr, dass Sanktionen ökonomisch betrachtet nur Verlierer zeitigen - und das auf beiden Seiten. Würden die Sanktionen verschärft, würden die ökonomischen Verluste steigen, würden sie gelockert, könnten wieder mehr Umsätze generiert werden.“