Der jüngste OECD-Wirtschaftsbericht über die Türkei besagt, dass eine vollständige Erholung angesichts des Rückgangs des Tourismus' und der Ungewissheit über die künftige Entwicklung der Pandemie sowie der begrenzten Sozialleistungen und der hohen Verschuldung von Unternehmen und Haushalten  Zeit brauchen wird. Die Krise habe die Lebensfähigkeit vieler Unternehmen und den sozialen Zusammenhalt unter Druck gesetzt und treffe informelle Arbeiter, Frauen, Flüchtlinge und Jugendliche besonders hart.

Während in der ersten Phase der Eingrenzung eine einheitliche Unterstützungsstrategie gerechtfertigt gewesen sei, sollte die politische Unterstützung nun an die unterschiedlichen Bedingungen von Sektoren, Arbeitnehmern, Haushalten und Unternehmen angepasst werden.

Die Pandemie hat der Analyse zufolge auch die geldpolitischen Herausforderungen vergrößert, da die Inflation nach den Interventionen zur Stützung der Wirtschaftstätigkeit, der Bankenliquidität und der Lira weiter anstieg und deutlich über dem offiziellen Ziel von 5% liegt. Die Unterstützung für Menschen und Unternehmen sollte auf transparente und stabile Weise erfolgen, um das Vertrauen der Investoren zu stärken und das Risiko abrupter Kapitalbewegungen zu verringern, heißt es. Zum Beispiel können gezielte Zuwendungen für einen bestimmten Zeitraum effektiver sein als konzessionäre Kredite und einmalige Transfers. Die Türkei sollte auch versuchen, die Währungsreserven wieder aufzufüllen und die Unabhängigkeit der Zentralbank wiederherzustellen.

Während die Dynamik des türkischen Unternehmenssektors, der starke Unternehmergeist und die jungen Arbeitskräfte des Landes während der COVID-19-Pandemie ein Vorteil gewesen seien, sei die Mehrheit der Firmen sehr klein und habe nur begrenzte Kapazitäten, um einen langwierigen Abschwung zu überstehen. Bedeutende Teile des Unternehmenssektors verließen sich auf informelle oder halbformale Praktiken in den Bereichen Beschäftigung, Unternehmensführung, finanzielle Transparenz und Steuereinhaltung. Eine Lockerung übermäßig strenger Vorschriften auf den Produkt- und Arbeitsmärkten und eine Vereinfachung der Geschäfts- und Steuersysteme würde es jungen Unternehmen erleichtern, in den formellen Sektor zu wechseln. Ein modernisierter und effizienterer Unternehmenssektor würde auch den Firmen helfen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen, so die OECD.