Hier würde mir wohl jeder zustimmen. Übertragen auf die Entwicklung von Kindern wäre wohl auch überall wohlwollendes Nicken zu sehen.
Und dann kommen die U - Untersuchungen.
Auf Twitter hat sich eine Unterhaltung ergeben, die mich sehr beschäftigt.
Als Pädagogin. Als Mutter.
Lustig gemeint ging es am Anfang darum, dass ein Baby so eine Untersuchung 'bestehen' oder 'durchfallen' könne. Es folgten witzige Dialoge und es war klar, dass diese Formulierungen in keinster Weise ernst gemeint waren.
Schnell wurde allerdings Ernst daraus.
Ich las von Ärzten, die streng nach Entwicklungskalender urteilen und abstempeln. Eltern zutiefst verunsichern und mit einem Gefühl des Versagens gehen lassen. Babys, die festgehalten werden, nur um gemessen zu werden. Eltern, die mit den Kindern vor einer U-Untersuchung üben und regelrecht Angst vor diesem Termin haben. Und es sind nicht nur die Ärzte, die Eltern dermaßen verunsichern. Ich höre von PEKIP – Leiterinnen, die für ein 3 Monate altes Baby empfehlen, es alle 2,5 Stunden auf den Bauch zu drehen (ich werde den Gedanken, dass es sich um ein Baby und nicht um ein Grillhähnchen handelt, seitdem nicht mehr los …). Ich bekomme von einer Osteopatin erzählt, die einer Mutter mit auf den Weg gegeben hat, das Kind minutenlang auf dem Bauch liegen zu lassen, egal, ob es dabei weint oder nicht denn es müsse dies nun schon aushalten können.
Ich kenne diese Kategorisierung auch aus meinem Job. Kind x muss am Tag der Beobachtung dies und jenes können, um in einem Fragebogen entsprechendes ankreuzen zu können und per Auswertung in eine Schablone zu pressen.
Zum Glück arbeiten nicht mehr alle Kitas so. Wir orientieren uns schon lange nicht mehr an den Defiziten, sondern an den Stärken. Wir beobachten über einen längeren Zeitraum, um ein umfassendes Bild zu bekommen und lehnen die Schematisierung eines Kindes aus tiefstem Herzen ab.
Natürlich sind die U Untersuchungen und Beobachtungen in der Kita oder von außen wichtig. Natürlich ist es wichtig, eine eventuelle Entwicklungsverzögerung rechtzeitig zu erkennen und die Kinder entsprechend zu begleiten und fördern.
Natürlich muss man Eltern dann auch entsprechend begleiten.
Aber nicht, in dem man Kinder passgerecht in eine Schublade steckt.
Manche brauchen einfach ein bisschen länger, können dafür andere Sachen super.
Ich halte es da sehr mit Emmi Pickler (Kinderärztin):
"Jedes Kind macht genau dann seinen nächsten Entwicklungsschritt, wenn es sich dafür bereit fühlt, also sicher mit dem bisher Erlernten ist"
Unsere Aufgabe ist es also, den Kindern eine sichere Umgebung zu schaffen, damit sie genau das tun können. Ohne Druck.
Bin ich als Mutter frei davon? Natürlich nicht. Natürlich beobachte ich mein Kind. Freue mich, wenn es den nächsten Schritt macht und frage mich, ob es ok ist, dass es dies oder jenes statt mit 2 Monaten und 6 Tagen erst nach 2 Monaten und 7 Tagen das erste Mal gemacht hat. Beobachte unbewusst andere Kinder im Alter meiner Tochter und mache etwas, was tunlichst nicht gemacht werden sollte: ich vergleiche. Ich ärgere mich dann zwar über mich und entschuldige mich bei meiner Tochter, aber ich mache es.
Warum? Weil auch ich nicht frei von diesen Schubladen bin.
Als Pädagogin bin ich das. Aus tiefster Überzeugung.
Als Mutter ist es meine ganz persönliche neue Herausforderung. Die ich annehme, mich regelmäßig reflektiere und mich auf meine pädagogische Haltung besinne.
Entwicklungskalender sind wichtig, um einen Rahmen zu haben. Nicht mehr, nicht weniger.
Lasst uns alle entspannt bleiben (oder werden).
Unsere Kinder sind da eh viel klüger als wir. Die machen einfach ihr Ding.
Wenn es an der Zeit ist.
Wir können viel von ihnen lernen.
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