Wieso ein Schwabe nach zehn Schwaben-Krimis plötzlich einen Ostsee-Krimi schreibt ...

Der Grund hierfür heißt Nicole und ist schon siebenundzwanzig Jahre mit mir verheiratet. Aber meine Frau ist nur der Grund dafür, dass ich meinen neuen Krimi in ihrer alten Heimat Kiel und an der Ostsee angesiedelt habe. Da ich mehrmals im Jahr mit ihr dort bin, kenne ich Land und Leute gut genug, um glaubwürdig darüber schreiben zu können.

Am Anfang stirbt eine Frau …

Okay, das ist nun nicht so wahnsinnig originell. So beginnt ein Kiel Tatort. Ich mag die alten Folgen, aber „Borowski und die Angst der weißen Männer“ war mir viel zu flach und plakativ. Das weckte meinen Ehrgeiz, es besser zu machen.

Was mich beim Schreiben antreibt …

Ich bin Psychologe, war schon im Knast und bei den Kriminologen, arbeite seit über einem Vierteljahrhundert mit Kindern und Jugendlichen, die durch aggressives Verhalten auffallen. Mich ärgert es, wie Kinder schon in der Grundschule zu „Monstern“ gemacht werden. Neulich hatte ich mit einer Lehrerin folgenden Dialog:

„... er hat einen Mitschüler richtig gewürgt! So etwas habe ich noch nie gesehen!“

„Gewürgt? Sie meinen, mit beiden Händen am Hals?“

Sie zögert.

„Nee, eher so im Schwitzkasten. Aber das so heftig, dass der andere keine Luft mehr bekam und ihm in den Arm beißen musste!“

„Das verstehe ich nicht! Wenn ich Sie so in den Schwitzkasten nehme, dass Sie keine Luft mehr bekomme, können Sie mich ganz sicher nicht in den Arm beißen!“

Gewalt und Kriminalität sind Teil des Lebens, finden mitten in der Gesellschaft, mitten unter uns statt. Mich stört es, wenn so getan wird, als seien Femizide Randphänomene, seien nur ein Problem von Randgruppen, als verübten nur „Monster“ Verbrechen und habe das mit uns nichts zu tun.

Unterhaltsam und ohne erhobenen Zeigefinger halte ich den Spiegel vor. Am Anfang steht immer ein realer Kriminalfall, dessen Dynamik ich literarisch mit fiktiven Figuren zu einer spannende Erzählung verarbeite.

Was mich ärgert …

Wenn man Regional-Krimis auf platte Schenkelklopfer reduziert. Kürzlich bat ich eine Frau ihren Mann zu fragen, ob ich ihn zum Thema Waffenschmuggel interviewen dürfte. Er arbeitet in leitender Position beim Zoll. Sie zauderte, meinte schließlich, darauf würde er sich nur einlassen, wenn ich ihm verspreche, dass daraus kein dumpf vor sich hin stierender Zöllner wird, der Leberkäse in sich hinein stopft …

Der deutsche (Regional-)Krimi ist vielfältig und saumäßig gut! Es gibt viele tolle Autoren, die die Erzählkunst beherrschen! Traut euch, diesen bunten und spannenden Kosmos zu erforschen!

Was mich freut …

Das ich gerade den Vertrag über meinen zwölften Krimi unterzeichnet habe. Es wird ein weiterer Ostsee-Krimi werden, was keinen Leser von „Tod am Schwedenkai“ überraschen dürfte. Schließlich habe ich darin einige Fässer aufgemacht, die wieder geschlossen werden müssen.