Viele Menschen sind verblüfft über meine unermüdlichen Aktivitäten - Blog (Edzard Ernst), Zeitschriften Artikel, Bücher, Vorträge, Interviews, etc. - die darauf abzielen, die Wahrheit über unwirksame Alternativmedizin zu verbreiten. Sie fragen sich: Warum macht er das?

Manchmal frage ich mich das auch!

Ich tue es ganz sicher nicht, weil ich dafür Geld bekomme, auch wenn sich viele meiner Kritiker gar keinen anderen Grund vorstellen können und mich daher gerne mit ‚Pharma-Hure‘ oder ähnlich netten Worten zu verunglimpfen. Ihnen antworte ich, dass solche Attacken lediglich ihre eigene Begrenztheit und Armut an Argumenten belegt; diese Angriffe sind mit anderen Worten ein Sieg des rationalen Denkens über die Irrationalität (Ad hominem attacks are signs of victories of reason over unreason (edzardernst.com)).

Warum also?

Lassen Sie mich hier ganz kurz 7 der offensichtlichsten Gründe nennen, warum ich es für wichtig halte, die Wahrheit über scheinmedizinischen Unfug (SchmU: Schein-medizinischer Unfug: Amazon.de: Ernst, Edzard, Waschkau, Alexa: Bücher) zu verbreiten:

1. Die Wahrheit ist von unschätzbarem Wert

Der erste Punkt sollte eigentlich keiner Erklärung bedürfen. Für jeden verantwortungsbewussten Menschen hat die Wahrheit einen prinzipiellen Wert, der nicht angezweifelt werden kann. In unserem Buch zu den ethischen Fragen im Bereich der Alternativmedizin kommen wir zu dem Schluss, dass "die wahrheitsverletzende Natur der Alternativmedizin sie sowohl in der Theorie als auch in der Praxis unmoralisch macht." (More Harm than Good?: The Moral Maze of Complementary and Alternative Medicine eBook: Ernst, Edzard, Kevin Smith: Amazon.co.uk: Kindle Store)

2. Unwahrheiten verspotten die evidenzbasierte Medizin

Wenn wir akzeptieren, dass es im Bereich der Alternativmedizin zulässig ist, einen anderen Standard als in der evidenzbasierten Medizin (EBM) anzuwenden, machen wir die EBM zum Gespött. Mit zweierlei Maß zu messen ist höchst kontraproduktiv und ganz sicher nicht im Interesse des Patienten. Wenn beispielsweise in Deutschland Heilpraktiker selbst schwerkranke Patienten behandeln, ohne die Kompetenz zu besitzen, die in einem angemessenen Verhältnis zu der Verantwortung steht, dann ist das nicht nur nicht evidenzbasiert, sondern schlichtweg gemeingefährlich.

3. Die Wahrheit fördert die Rationalität

Wenn die Befürworter eines alternativmedizinischen Verfahrens auf Vorstellungen bestehen, die zutiefst unwissenschaftlich sind (z.B. Geistheilung, Homöopathie, oder anthroposophische Medizin) unterminieren sie das rationale Denken in der Bevölkerung. Der Glaube an eine Vitalkraft oder Lebensenergie – Chi oder Prana - ist hier nur eines von vielen Beispielen für dieses Phänomen. Jede Untergrabung der Rationalität wird, so fürchte ich, negative Auswirkungen haben, die weit über das Gesundheitswesen hinaus gehen. Dies erinnert mich an Voltaires Bonmot: "Wer dich an Absurditäten glauben lässt, kann dich auch dazu bringen, Gräueltaten zu begehen."

4. Es ist ethisch

Alle, die im Gesundheitswesen tätig sind, haben eine ethische Verpflichtung, darauf hinzuwirken, dass Patienten stets die bestmögliche Behandlung für ihre Leiden erhalten. Wenn eine alternative Therapie wie z.B. die Homöopathie nicht nachweislich wirksam ist, dann kann sie niemals zu dieser Kategorie gehören. Daher müssen alle Verantwortungsbewussten in Gesundheitsberufen dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem sie die weitgehend negative Evidenz zur Homöopathie unmissverständlich offenlegen. Umgekehrt verstößt das Vorgaukeln falscher Tatsachen der medizinischen Ethik.

5. Die Wahrheit könnte Geld sparen

Das Geld, das für unwirksame alternative Behandlungen jedes Jahr ausgegeben wird, liegt in Milliardenhöhe. Die Klarstellung, dass diese Verfahren nicht wirksam und daher gefährlich sind, kann also dazu beitragen, Konsumenten und Krankenversicherungen davon abzuhalten, ihr Geld an scheinmedizinischen Unfug zu verschwenden. Die Wahrheit über Homöopathie und ähnlich unwirksame Therapien zu verbreiten, sollte daher Geldmittel einsparen, die an anderer Stelle effizienter eingesetzt werden können.

6. Die Wahrheit kann Leben retten

Da Homöopathika, Schuessler Salze, Bach Bluten, etc. kaum aktive Inhaltsstoffe besitzen, werden sie oft als nebenwirkungsfreie Behandlungen angepriesen. Dennoch fügen sie vielen Patienten sehr erheblichen Schaden zu. Wenn sie beispielsweise bei schweren Erkrankungen als Alternative zu wirksamen Behandlungen eingesetzt werden, sind sie schlechthin lebensgefährlich (So-called alternative medicine (SCAM) for cancer: does it prolong survival? (edzardernst.com)). Daraus folgt, dass das Bestehen auf der Wahrheit über die Unwirksamkeit solcher Therapien Leben retten kann.

7. Die Wahrheit ist ein Gegengewicht zu den vielen Lügen.

Jeder, der nur 10 Minuten im Internet stöbert, findet eine Unzahl von Lügen über alternativmedizinische Behandlungsweisen. Diese Vielzahl der Unwahrheiten führt Verbraucher in die Irre und lässt sie glauben, dass diese Verfahren wertvolle therapeutische Optionen bei vielen Erkrankungen sind. Demzufolge werden täglich Abertausende von therapeutischen Fehlentscheidungen getroffen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es meine moralische Pflicht als unabhängiger Experte ist, dieser Fülle von Lügen entgegenzuwirken. Meine Publikationen sollen ein Gegengewicht schaffen und den Schaden minimieren, den unwirksame Alternativmedizin anrichtet.

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Selbstredend wird es jetzt Leute geben, die meinen, dass in der konventionellen Medizin auch nicht alles Bestens ist. Ihnen gebe ich Recht, überlasse aber die Kritik denjenigen die auf diesem Gebiet Experten sind. Andere werden einwenden: „Ja, die Wahrheit des Herrn Ernst ist doch nicht jedermanns Wahrheit. Man kann das alles auch anders sehen.“ Nachdem ich in meinem Leben mehrmals teuer für die Verteidigung der Redlichkeit bezahlt habe, widersetze ich mich heute solchen lauwarmen Versuchen der Relativierung. Sie mögen im Zeitalter der ,fake news‘ und der ‚alternative truths‘ beliebt sein, aber in der Medizin sind sie unangebracht. Da gibt es Tatsachen, die glasklar belegbar sind:

  • Eine Therapie, die nicht besser als ein Placebo wirkt, ist nicht evidenzbasiert.
  • Ein Therapeutikum, das keine aktive Inhaltsstoffe enthält, ist nicht wirksam.
  • Ein Verfahren, das nie ordentlich überprüft wurde, ist nicht für die Routine geeignet.
  • Ein Heiler, der nicht adäquat ausgebildet ist, ist eine Gefahr für seine Patienten.
  • Ein Forscher, der zu unplausiblen Verfahren immer nur Positives publiziert, ist nicht koscher.

Auf die Gefahr hin, dass ich im höchsten Masse intolerant erscheine meine ich, wer solche Wahrheiten relativieren will, der hat in der Heilkunde nichts zu suchen.

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