Die wenigsten Menschen sind sich bewusst, wie viel Zeit sie mit Grübeln verbringen. Schließlich hängen viele Entscheidungen davon ab, welche Optionen wir treffen und welche wir dadurch ausschließen. Aber zu viel Grübeln kann sich schnell zu einem wirklichen Problem entwickeln. Denn wenn dieses Denken außer Kontrolle gerät, verkomplizieren wir die Dinge nur. Natürlich ist es wichtig, gute Entscheidungen zu treffen. Aber anstatt zu viel Zeit und Energie darauf zu verwenden, die richtige Entscheidungen zu treffen, sollten wir darauf achten, dass die bereits getroffenen sich positiv entwickeln.
Es gibt zwei grobe Einteilungen des Nachdenkens: Sie können über die Vergangenheit grübeln und sich Sorgen um die Zukunft machen oder bewusst reflektieren und so aktiv Probleme lösen. Die erste Art des Denkens hat nichts mit dem Lösen von Problemen oder Selbstreflexion zu tun. Vielmehr grübeln Sie dabei darüber nach, wie schlecht Sie sich fühlen bzw. denken Sie über all die Dinge nach, über die Sie keine Kontrolle haben. Das hilft Ihnen aber nicht dabei, neue Einsichten zu entwickeln. Bei gesunder Selbstreflexion wiederum lernen Sie etwas über sich selbst und/oder nehmen so eine neue Perspektive ein. Diese Art des Nachdenkens ist zweckmäßig und hilfreich.
Der Unterschied zwischen Problemlösung, Selbstreflexion und Grübeln besteht nicht darin, wie viel Zeit Sie mit destruktivem Denken verbringen. Der Zeitaufwand für die Entwicklung kreativer Lösungen oder das Lernen aus vergangenem Verhalten ist immer konstruktiv. Aber die Zeit, die Sie mit Grübeln verbringen, sei es 10 Minuten oder 10 Stunden, wird Ihr Leben nicht verbessern. Viel mehr ist das Gegenteil der Fall: So zeigen etliche Studien, dass die sogenannte Paralyse durch Analyse sich schnell zu einem echten Problem entwickeln kann. Je mehr wir über die Dinge nachdenken, desto schlechter fühlen wir uns. Gefühle von Angst oder Wut trüben wiederum unser Urteilsvermögen und hindern uns daran, positive Maßnahmen zu ergreifen. Ein Ausstieg aus diesem Teufelskreis wird dann schwierig. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Dingen, die wir einfach lassen können, gehört Denken nicht dazu.
Hier sind 5 Anzeichen, dass Sie zu viel Grübeln:
- Sie haben Schlafstörungen, weil es sich anfühlt, als würde Ihr Gehirn nicht abschalten.
- Sie stellen sich viele "Was wäre, wenn ..." Fragen.
- Sie verbringen viel Zeit damit, über versteckte Hinweise von Dingen nachzudenken, die Menschen sagen, oder über Ereignisse, die passieren.
- Sie verbringen viel Zeit damit, sich Gedanken über Dinge zu machen, über die Sie keine Kontrolle haben.
- Sie können sich nur schwer von Ihren Gedanken und Sorgen ablenken.
Sie sind nicht Ihre Gedanken
Denken genießt zu Recht einen guten Ruf. Es ist eng mit unseren Kernidentitäten verbunden. Unser Leben ist von der Qualität unserer Gedanken geprägt. Die meisten von uns sind der Überzeugung, dass wir unsere Gedanken sind. Dabei entscheiden Sie selbst, welche Gedanken Sie zulassen und welche Sie bewusst ignorieren möchten. Denken ist ein Werkzeug.
Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich ab sofort nur mehr dazu zwingen sollen, positiv zu denken. Wenn Sie das machen, wird Ihr Gehirn wie ein Abfluss verstopft. Die einzige Möglichkeit, sich nicht mehr mit Ihren Gedanken zu identifizieren, besteht darin, nicht mehr all Ihrem Grübeln nachzugehen, sondern sich bewusst dazu zu entscheiden, im gegenwärtigen Moment zu leben.
- Schärfen Sie Ihr Bewusstsein im Laufe des Tages. Erkennen Sie, dass zu viel Denken von den Zielen wegführt, nicht hin zu ihnen.
- Beobachten Sie Ihren Gedankenfluss, aber folgen Sie nicht jedem einzelnen Gedanken bis zum Schluss. Seien Sie sich stattdessen einfach nur bewusst, dass Sie gerade über etwas grübeln.
- Nehmen Sie sich bewusst Zeit zum Grübeln. Blocken Sie sich zum Beispiel für das Festlegen Ihrer Aufgaben oder für das Treffen von Entscheidungen 15 Minuten Zeit. In diesem Zeitraum ist es vollkommen in Ordnung, Ihre Gedanken durchzuspielen.
- Genießen Sie Ihr Leben. Lassen Sie all Ihre Gedanken über gestern und morgen los. Egal, was Sie in Zukunft erreichen möchten und wie sehr Sie in der Vergangenheit gelitten haben, genießen Sie, dass Sie jetzt am Leben sind und nehmen Sie Ihr Leben in die Hand. Ich persönlich fühle mich zum Beispiel besser, wenn ich die Dinge einfach tue, auch wenn ich sie nicht mag - ohne viel darüber nachzudenken. Aber wenn ich etwas mache, das ich wirklich gern tue, dann bin ich voll in diesem Moment. In solchen Momenten denke ich nicht an meine Ziele, Misserfolge oder Dinge, die ich morgen tun muss. Ich bin dann nur im Hier und Jetzt.
Abschliessende Gedanken
Wie jede Gewohnheit kann das Ändern Ihrer destruktiven Denkmuster eine Herausforderung sein. Aber zu lernen, wie man aufhört, Zeit im eigenen Kopf zu verbringen, ist eines der größten Geschenke, das Sie sich selbst machen können. Mit etwas Übung können Sie Ihr Gehirn trainieren, Dinge anders wahrzunehmen und den Stress des Grübelns zu reduzieren.
Wir können uns nicht immer richtig entscheiden, weil wir oft nicht alle Faktoren kennen. Aber wir können dafür sorgen, dass jede Entscheidung zu unserem Besten ausfällt. Denn im Leben geht es nicht darum, was passiert, sondern darum, wie Sie darauf reagieren.
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