Networking ist etwas, das heutzutage in vielen Bereichen des Arbeitslebens unverzichtbar ist, um erfolgreich zu sein. So wie man früher Fertigkeiten und Kompetenzen brauchte, braucht man heute Networking. Aber was genau ist dieses Networking?

Es ist im Grunde nichts neues, sondern nur ein neues Wort für etwas das es schon immer unter der Bezeichnung „Opportunismus“ gab. Unsere Eltern erzogen uns einstmals danach, dass wir keine opportunistischen Freundschaften schliessen sollten. Wir sollten nicht vorgeben, mit dem Klassenarschloch befreundet zu sein, dessen Vater in der Süssigkeitenfabrik arbeitete, nur weil seine Freunde alle immer Lutscher im Mund hatten. Oder halt umgekehrt, sollten wir uns nicht versuchen die Freundschaft von irgendwelchen armen Schluckern zu erkaufen. Das Prinzip war nicht kompliziert: Auf Freunde sollte man sich verlassen können, anstatt dass die Beziehung nur so lange existiert, wie die eine Partei etwas von der anderen Erhalten kann, und dieser dafür vorgaukelt, dessen Freund zu sein.

Doch die Zeiten ändern sich, und solche Ideen sind inzwischen sehr von gestern, sie passen nicht mehr in unsere moderne Welt. Stattdessen bürgerte sich ein, dass der Opportunismus an sich eigentlich gar nicht so schlecht ist – das heisst, so lange man diesem eine topmoderne Gesichtswäsche verpassen konnte. Am besten mit einem Anglizismus: Networking. Indem man etwas, einstmals als negativ angesehenes, nun umbenannt hatte, konnte man dem endlich wunderbar schamlos und unverfroren nachgehen, man machte es sogar zu etwas Notwendigem um in der Karriere wirklich etwas zu erreichen. So wurde also die Fähigkeit, anderen Sympathie und Freundschaft vorzugaukeln von einer Sünde der Lügner und Betrüger zu einer Tugend des modernen Businessman. Verzeihung, Businessperson.

Entsprechend gibt es neu Networking-Events, bei welchen es sich um Veranstaltungen handelt deren einziger Zweck es ist, Networking zu betreiben. In der Praxis bedeutet das vor allem, dass Leute, die sich bereits kennen kommen, um unter sich zu bleiben, wohl um sich gegenseitig zu benetworken. Aber auch kommen zu solchen Events Leute, die weniger wichtig sind, um zu versuchen, sich bei wichtigen Leuten einzuschleimen, welche aber im Grunde nichts von diesen unbedeutenden Wichten wissen wollen, und vor allem nur da sind, um diesen Niemanden klar zu stellen dass sie, als Jemande, nichts von ihnen wissen wollen, und deren Versuch, opportunistische Beziehungen zu knüpfen, von Anfang an durchschaut haben. Und schliesslich gehört sich doch dieser schäbige Opportunismus nicht. Peinlich, peinlich.

Was diese Niemande natürlich nicht wissen konnten, da die Bezeichnung der Networking-Events etwas irreführend ist, ist dass dort nicht wirklich Networking betrieben wird. Das eigentliche Networking betreibt man anderswo, zum Beispiel beim koksen auf der Toilette einer Disco, oder während man Sushi isst, das auf einer nackten Frau serviert wurde. Dort geschieht das wahre Networking, unter Leuten die sich natürlich bereits kennen, sonst wäre es vielleicht doch etwas unbehaglich, gemeinsam Koks von einer dreckigen Diskotheken-Klobrille zu ziehen, oder gemeinsam die Schönheiten der Sushitablett-Dame zu betrachten. Besser wenn da niemand dabei ist, der vielleicht später etwas von einem will, und man sich nicht in der Position sehen will, ihm dies zu gönnen in der Furcht, er könnte ja sonst die Geschichte mit dem Klobrillen-Koks oder der Sushitablett-Dame herumerzählen. Beim Networking ist man am besten immer unter Gleichgesinnten.

Aber das gute an dem ganzen, ist dass man sich nun überhaupt nicht mehr schämen muss dafür, dass man privat Beziehungen mit Anderen knüpft, die man dann professionell umsetzt. Denn früher nannte man das „Kartell“. Heute heisst es ganz modern: „Networking“.