Herzlich willkommen!
Diese zwei kleinen Worte, die so unschuldig daherkommen, sind so gemeint wie sie dastehen. Wochenlanges Nachdenken gingen dem voraus, bevor die Entscheidung getroffen war, sie an den Anfang dieses Buches zu stellen. Das Abwägen, ob es vielleicht zu aufdringlich sein könnte oder gar anbiedernd, ja selbst der Verdacht stand im Raum, es würde zu sehr in ihre Privatsphäre eindringen, waren von mir aufgeworfene Fragen, die ich, als ihr zuständiger Schriftsteller, zu verantworten habe. Der Gedanke hinter dieser Entscheidung, zu der ich mich dann doch nach langer Diskussion mit mir selbst und meinen Zweifeln durchringen konnte, war ein zutiefst menschliches Ansinnen.
Ich wollte etwas Wärmendes, etwas Anerkennendes, etwas Liebevolles in ihren lesenden Alltag bringen.
Natürlich hätte ich auch ein kaltes, bürokratisches Vorwort an den Anfang stellen können, doch dies würde dann niemals das erreichen, was ich nun hoffentlich geschafft habe, die Distanz zwischen uns zu verringern.
Damit mache ich Ihnen das unglaubliche Angebot, die Nähe zu mir zu suchen und sich dort wohlfühlen zu können. Nehmen Sie ruhig das Geschenk der Geborgenheit, der Sicherheit, die ich ihnen damit schenken möchte, an, ohne das sie dafür einen kostenpflichtigen Aufschlag zahlen müssen.
In Bezug auf meine Leserschaft war ich schon immer großzügig. Andere, weit weniger zugewandte Kollegen, suchen erst gar nicht den Kontakt zu ihrer Leserschaft. Die nehmen in verwerflich kapitalistischer Weise die Tantiemen und lassen es sich in Südfrankreich oder in Entzugsklinken gutgehen.
Diese, von mir zu Recht kritisierten und bloßgestellten Kollegen, gebe sich nicht die Mühe, für die ich in Kennerkreisen gelobt werde. Entweder schreiben sie die gefürchteten und meist langweiligen Vorworte, denen es häufig an substanzieller Substanz fehlt, weil sie lieblos heruntergeschrieben werden oder, was geradezu verantwortungslos ist, sie werfen ihre Leser direkt ins kalte Wasser, indem sie ohne Vorwarnung mit ihrer Geschichte beginnen.
Da hauen die einen Anfangssatz heraus, den die Leser unvermittelt trifft. Gerade ungeübte, unerfahrene Leser fühlen sich häufig überfordert und sind so erschreckt, wenn nicht gar angewidert, dass ihnen ein Weiterlesen unmöglich ist.
Ich hingegen möchte meine Leser sanft auf das Vorbereiten, was sie auf den nächsten Seiten erwartet. Deshalb wähle ich den aufmunternden und sanften Einstieg.
Viele Leser lesen erst gar nicht das Vorwort, wenn da gleich zu Beginn Vorwort steht. In der Literaturszene geistern Vorworte herum, von denen niemand weiß, was sie beinhalten, weil keiner sie je gelesen hat. Das ist natürlich eine Verschwendung von Wörtern!
Deshalb habe ich mir ein System patentieren lassen, indem ich Vorworte unter einer anderen Überschrift verfasse, um die Leser nicht schon zu beginn an zu verschrecken. Damit warte  ich stets, bis Sie die erste Geschichte gelesen haben. Aber dann habe ich sie schon am Haken und sie sind mir verfallen.
So, jetzt wissen sie Bescheid und ich möchte sie nicht länger von der Lektüre abhalten. Und, um das legitime Mittel der Wiederholung zu nutzen: Herzlich willkommen!

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