Die Tage vergingen in der tröstenden Eintönigkeit der notwendigen Alltagsroutinen. Gregor ertappte sich, Freude dabei zu empfinden. Am Holzhacken und am Aufstapeln der Scheite an der Hauswand. Am Sauberfegen der Räume, am Spülen des Geschirrs. Daran, den Zaun auszubessern. Einen Hasen, den Mikal manchmal von seiner Jagd vorbeibrachte, auszunehmen und zuzubereiten.
Die Zufriedenheit, wenn er etwas wiederhergestellt, gesäubert oder aufgeräumt hatte, erfüllte ihn völlig. Darüber staunte er selbst bei den wenigen Malen, die er sich gestattete darüber nachzudenken.
Meistens war es Mikal, der ihm das ein oder andere aus dem Laden mitbrachte. Selten ging er selbst ins Dorf, um einzukaufen, doch immer war es das Dorf vor ihm, nie war er in all der Zeit auf die Idee gekommen zurückzugehen, in das Dorf, aus dem er gekommen war. Zum einen war es weiter, zum anderen widerstrebte ihm die Vorstellung zurückzukehren.
Seit er sich so intensiv auf der Wanderung an das Vorkommnis erinnerte, zumindest an ein Fragment davon, fragte er sich mehr und mehr, ob es sich um tatsächliche Erinnerungen handelte. Die Frau, er, in der fremden Wohnung, das Blut, der Bulldozertyp. War sein Bruder hier wirklich vorbeigekommen und hatte er überhaupt einen Bruder? Die Bilder hatten sich für eine Weile gnädig in einem Bereich seines Kopfes platziert, in dem die Erinnerungen nicht von Träumen zu unterscheiden waren.
An diesem Freitag aber musste er sich eingestehen, was er tagelang nicht hatte wahrhaben wollen: Immer wieder zermarterte er sein Hirn, fragte sich, was nun Erinnerung oder Traum war. Was ihn wieder und wieder mit pochendem Herzen vor die Frage stellte, wer er war und was er getan hatte.
Er musste zurück, in das Dorf hinter ihm, aus dem er gekommen war, um den einzigen Menschen zu fragen, der wusste, wer er war. Der ihm zumindest seinen Namen genannt hatte. Chaleb. Und wenn er schon dort war, so könnte er auch im Gasthaus nach Elia fragen. Ob er da gewesen war, was er eigentlich hätte sein müssen, denn es war das einzige Gasthaus auf dem Weg.
Am nächsten Morgen würde er seine Unwillen überwinden, früh aufbrechen und Chaleb aufsuchen. Der Einzige, der ihm helfen konnte, Licht ins Dunkel zu bringen.
Zufrieden mit diesem Entschluss, wenn auch mit einem Bauchgrimmen, traf er die wenigen Vorbereitungen, die nötig waren für den Abstieg am nächsten Tag.