Diese Frage habe ich mir schon des Öfteren gestellt. Verlässliche Information hierzu ist kaum zu finden und auch meist nicht aktuell. Deswegen habe ich mich jüngst – genau gesagt am 24. April 2022 – hingesetzt und meine eigene Mini-Untersuchung durchgeführt. Hierzu habe ich einfach per Google aufgelistet, welche Therapieformen deutsche Heilpraktiker auf ihren Internet Seiten anbieten. Da ich nicht allzu viel Zeit investieren wollte, habe ich mich auf die ersten 10 Praxen, die auf meinem Bildschirm auftauchen, beschränkt.
Hier ist eine alphabetisch geordnete Liste der alternativen Verfahren, die dort genannt wurden (die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die Frequenz bei Mehrfachnennungen):
- Antlitz Diagnose
- Akupunktur (7)
- Aktiv Sauerstoff
- Biolifting
- Bioresonanz (2)
- Detox (2)
- Dunkelfeld Mikroskopie von Blut (2)
- Eigenblut Therapie
- Faszien Therapie
- Frischzellen Therapie
- Fußreflexzonenmassage
- Harndiagnostik
- Heilfasten
- Homöopathie
- HOT
- Hyaluronsäure
- Hypnose (2)
- Iridologie (2)
- Kinesiologie
- Laser
- Magnetfeld Therapie
- Manuelle Therapie
- Massage
- Matrix Rhythmus Therapie
- Mind-Body
- Mistel Therapie
- Mesotherapie (2)
- Neuraltherapie (2)
- Neurofunktionelle Integration
- Orthomolekulare Medizin (2)
- Osteopathie (2)
- Qigong
- Schröpfen
- Shiatsu
- Spagyrik
- Symbiose Lenkung
- Taping (2)
- TCM
- TENS
- Thermotherapie
- Thymus Therapie
- Tuina Massage
- Ultraschall
- Vitamin C Infusionen
Ich finde diese Liste sehr beeindruckend – und zwar aus mehreren Gründen. Zunächst einmal ist natürlich die Vielfalt der Verfahren beachtlich; man bedenke, dass es sich nur um 10 Heilpraktiker handelt. Sodann fällt auf, dass nur wenige der Angebote von mehr als nur einem der 10 Heilpraktiker angeboten werden. Aber bei weitem am beeindruckendsten finde ich die Tatsache, dass die allermeisten der genannten Methoden nicht durch akzeptable Evidenz gestützt werden.
Vor ein paar Jahren habe ich die Evidenz zu 150 alternativen Verfahren zusammengefasst. Im Moment bin ich dabei, dies auf >200 Modalitäten auszuweiten. Wenn ich diese Evaluationen einmal hier zugrunde lege, so ergibt sich ein trauriges Bild: Von den 44 Verfahren der obigen Liste sind selbst mit einigem Wohlwollen gerade einmal 4 (nämlich die in der Liste fett gedruckten) ausreichend gut belegt.
Und was bedeutet das für den Berufsstand der Heilpraktiker? Ich denke, dass man um die folgende Schlussfolgerung wohl kaum herumkommen wird: Heilpraktiker sind gefährliche Quacksalber, die jede Menge unbewiesener oder gar widerlegter Methoden selbst bei schweren Erkrankungen für teures Geld anwenden.
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