Wenn man sich einen Welpen ins Haus holt, rechnet man damit, dass alles total süß und putzig ist, und dass man beseelt den neuen Mitbewohner knuddelnd durch die Gegend rennt.
Manchmal ist es aber nicht so einfach, denn so ein Welpe bringt eine ganze Menge Verantwortung und neue Lebensumstände mit sich, die zu einem Welpenblues führen können.
Hier möchte ich dir erzählen, wie es mir damit ging und was mir geholfen hat, dort wieder heraus zu kommen:
Ein Hund - bist du dir im Klaren, was das bedeutet?
Wir haben lange überlegt, ob wir einen Hund wollen, bzw. ich habe überlegt – mein Mann fand die Idee schon eine ganze Weile toll. Als wir die Danskys kennenlernten, über einen Freund, der auch einen hat, konnte ich mich langsam mit dem Gedanken anfreunden, denn ihre Größe und ihr Wesen passten gut zu meinen Vorstellungen.
Ich hatte immer noch leichte Bedenken, vor allem, wie das mit dem Zeitmanagement wird und wie wir dann unseren Urlaub gestalten. Doch nach dem ersten Besuch bei den Welpen war die Begeisterung da.
Ich habe viel darüber gelesen, was Hunde brauchen und wie man sie erziehen kann. Habe immer wieder abgewogen, ob ich bereit dafür bin und mir auch die Herausforderungen klar gemacht – kurz, ich meinte, mir dem Umfang der Lebensumstellung, die die Anschaffung eines Hundes bedeutet, bewusst zu sein. Doch ganz ehrlich: das kann man nicht. Gerade wenn es der erste Hund ist, weiß man erst, was es an Verantwortung und Trubel mit sich bringt, wenn man mittendrin steckt.
Den Hundeführerschein hatten wir vorher schon gemacht und dabei Kontakt zu unserer zukünftigen Hundetrainerin aufgenommen. Sie erzählte uns schon einiges darüber, was für emotionale Verwerfungen der Einzug so eines Vierbeiners haben kann, da da auch einiges an Hormonen im Spiel ist. Und sie sagte zu, mit uns am zweiten Tag nach Gimlis Einzug einen Termin zu machen.
Oh, wie ist das schön – äh, nö?
Nach mehreren wunderbaren Besuchen bei den Welpen und intensiven Gesprächen mit der Züchterin war es dann am Nikolaus-Tag soweit: Gimli zog dort aus und bei uns ein. Die ersten Momente waren schön, doch dann wurde es schwierig für mich. Ich fühlte mich überfordert, war voll von Druck, habe ständig aufgepasst, wo der Zwerg hingeht, was er macht und mir Gedanken darüber gemacht, was ich tun muss, um ihn zu einem freundlichen und sozialverträglichen Hund zu erziehen, der sich wohlfühlt.
So ein Hundekind muss in den ersten Wochen ja nach jeder Aktivität (Essen, Schlafen, Spielen) raus, und oft genug schafften wir es nicht rechtzeitig oder waren uns nicht bewusst, dass es wieder an der Zeit war.
Die ersten Tage habe ich kaum gegessen, weil ich immer am Schauen war, wann er wieder raus muss und was er braucht. Meine Aufmerksamkeit war nur beim Hund, und gar nicht bei mir. Dementsprechend habe ich mir kaum Rückzugs- und Erholungszeiten gegönnt, was bei der Menge an Stress nicht hilfreich ist.
Nun mag die Frage aufkommen: was war denn eigentlich das Problem? Eine Mischung aus Ängsten, Pipi-Stress und gedanklicher Überforderung. Der Tatsache, dass man immer einen Welpen am Bein hat, der einem überall hin folgt und oft im Weg steht. Das Umfeld, dass einem erzählt, wie schön die Welpenzeit ist und man selbst, die das vor lauter schwierigen Gefühlen, gar nicht spürt. Und sich dabei ganz falsch vorkommt.
Was hilft?
Tatsächlich war der Besuch unserer Hundetrainerin meine Rettung. Auf die Frage, wie es mir geht, fing ich nach kurzer Zeit an zu weinen, weil der Druck so hoch war.
Sie half mir zum einen durch die Aussage, dass es völlig ok ist, nicht auf rosa Wölkchen unterwegs zu sein und dass an mir nichts falsch ist. Und zum anderen durch konkrete Tipps, wie ich den Druck rausnehmen kann und zu mehr Gelassenheit finde.
Wir sind gleich in der ersten Woche zur Hundeschule gegangen und tun das auch jetzt, nach 11 Monaten, immer noch wöchentlich. Wir haben dort so viel gelernt, auf das wir von alleine nie gekommen wären. Und durch den regelmäßigen Austausch mit der Hundetrainerin können wir auch besser die Erfolge sehen, die wir als Hund-Mensch-Team machen.
Außerdem habe ich, gerade wenn ich alleine mit ihm war, ganz bewusst seine Ruhezeiten genutzt, um selbst Erholung zu finden. Habe mich immer wieder, wenn ich merkte, dass der Druck wieder größer wird, innerlich zurückgeholt und mir gesagt, dass wir das schon gut hinbekommen werden. Und ich habe viel mit Gimli geübt.
All die Punkte, die mir Schwierigkeiten gemacht haben, haben mir auch besonders viel Energie zum Üben gegeben: „Geh auf deine Decke“, damit er mir nicht im Weg rumrennt, „Sitz, Platz, Bleib“ – all das hat uns das Leben tatsächlich einfacher gemacht. Und mit jedem Erfolg kommt auch ein Stück mehr das Gefühl, Herrin der Lage zu sein. Auch die Beobachtung, dass auch bei Hundetrainern nicht alles immer perfekt klappt, trägt dazu bei, entspannter zu werden.
Es wird besser
Man darf nicht außer Acht lassen, dass man mit dem neuen Mitbewohner erst einmal kennen und verstehen lernen muss – was tatsächlich beiderseitig ist. Auch das Hundekind lernt je erst, was wir von ihm wollen und wie wir ticken, und unser Lernprozess bestand darin, zu erkennen, was Gimli braucht, damit es ihm gut geht. Und das braucht seine Zeit (was allerdings eine Erkenntnis ist, die in den Überforderungsmomenten nicht so viel hilft…)
Gefühlte Etappensiege waren, als im März der Teppich wieder ins Wohnzimmer kam, da wir uns auf die Stubenreinheit mittlerweile verlassen konnten. Und das erste gemeinsame Wegfahren an Ostern, das wir recht entspannt hinbekommen haben.
Mittlerweile sind wir in der Pubertät unterwegs, vor der ich doch ziemlichen Bammel hatte. Und ja, es ist manchmal nervig, doch meistens kommen wir ganz gut damit zurecht, dass die Kommandos in dieser Zeit von Gimli eher als Vorschläge betrachtet werden, die gerne mal ignoriert werden.
Wir können immer besser einschätzen, wieviel wir Gimli an Action, also alles, was für ihn aufregend ist, zumuten können und wie wir dafür sorgen können, dass er danach wieder zur Ruhe kommen kann.
Seit wir angefangen haben, ihn Stück für Stück eine Zeit alleine zu lassen, kommt auch die zeitliche Flexibilität wieder in mein Leben zurück, weil dadurch die Absprachen zwischen mir und meinem Mann, wer zu Hause ist, weniger notwendig werden.
Unterstützung
Als Fazit kann ich sagen, dass mir die Unterstützung durch meinen Mann (er hat auch die Nachtwachen der ersten Wochen übernommen) und durch unsere Hundetrainerin sehr dabei geholfen haben, dass ich mich gut in die Rolle als Frauchen eingefunden habe. Auch die Möglichkeit, mir meinen Druck bei Freundinnen von der Seele reden zu können, tat mir gut.
Und wir haben relativ früh beschlossen, Gimli einmal die Woche in eine HuTa zu geben, sozusagen eine Hunde-KiTa. Dort lernt er viel von seiner Hunde-Gruppe über das Miteinander mit anderen Hunden, es macht ihm Spaß und es bietet uns die Möglichkeit, ihn auch über Nacht dort zu lassen, wenn wir mal etwas vorhaben. Auch das erleichtert unser Zeitmanagement sehr.
Im Nachhinein kann ich erkennen, was wir alles zusammen gelernt haben. Welche Dinge mich weitergebracht haben und wie viel ich auch über mich selbst erfahren habe. Und wie gut es tat, zu spüren, wie wir Stück für Stück zusammengewachsen sind und meine Freude am Zusammensein mit Gimli immer größer wurde.
Steckst du auch im Welpen-Blues?
Vielleicht bist du auf diesen Artikel aufmerksam geworden, weil du auch gerade einen Welpen zuhause hast, der dich an deine Grenzen bringt. Bitte verstehe, dass das öfter vorkommt, als man denkt. Viele reden nur nicht darüber.
Wichtig ist, dass du verantwortungsvoll mit dir und deinem Hund umgehst. Versuche, dich gut um dich zu kümmern, dann kannst du auch besser für deinen Hund da sein.
Ich drücke dir die Daumen, dass du mit deinem Hundenkind gut zusammenfindest und ihr ein entspanntes Team werdet.