Ich bin sicher, die meisten von uns haben sich schon gefragt, wie man die eigene Immunabwehr stärken kann, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Corona-Virus zu minimieren. Viele davon haben sich sicher auch gefragt, welche Rolle die Ernährung dabei spielt. Es gibt natürlich eine beträchtliche Menge an Forschung zu diesem Thema, aber gibt es dazu auch irgendwelche klinischen Studien? Und wenn solche Studien veröffentlicht wurden, wie stringent sind sie?

Ich möchte euch ein Paper vorstellen, das diese Fragen beantworten könnte.

In diesem Review zielten die Autoren darauf ab, Erkenntnisse aus klinischen Studien auszuwerten, in denen ernährungsbasierte Maßnahmen bei Viruserkrankungen (mit besonderem Schwerpunkt auf Atemwegsinfektionen) untersucht wurden. Die Studien wurden als geeignet angesehen, wenn es sich um kontrollierte Versuche am Menschen handelte, in denen immunologische Parameter bei viralen und respiratorischen Infektionen erfasst wurden. Dabei wurden klinische Studien zu Vitaminen, Mineralien, Nutrazeutika und Probiotika mit eingeschlossen.

Insgesamt 43 Studien erfüllten die Einschlusskriterien:

Vitamine: 13;
Mineralien: 8;
Nutrazeutika: 18
Probiotika: 4

15 Studien konnten mit einer besonders hohen methodischen Qualität punkten. Das sind die Ergebnisse:

  1. Kein signifikanter Unterschied in der Inzidenz von im Winter auftretenden Infektionen der oberen Atemwege bei Kindern durch hoch- im Vergleich zu niedrig-dosiertem Vitamin D.
  2. Signifikant weniger akute Atemwegsinfektionen bei älteren Personen durch Vitamin D im Vergleich zu Placebo.
  3. Höherer TGFbeta-Plasmaspiegel als Reaktion auf die Grippeimpfung, aber keine verbesserte Antikörperreaktion bei älteren, Vitamin-D-defizienten Personen durch Vitamin D im Vergleich zu Placebo.
  4. Keine Wirkung auf Infektionen der unteren Atemwege; es wurde jedoch eine schützende Wirkung auf Infektionen der oberen Atemwege bei älteren Personen durch Vitamin E im Vergleich zu Placebo festgestellt.
  5. Weder eine tägliche Multivitamin- + Mineralstoff-Supplementierung in physiologischer Dosis noch 200 mg Vitamin E zeigten einen günstigen Effekt auf Inzidenz und Schwere akuter Atemwegsinfektionen bei gut ernährten, nicht hospitalisierten, älteren Personen.
  6. Bessere Fortschritte in Bezug auf den klinischen Status, die Atemfrequenz und die Sauerstoffsättigung bei Kindern, die an Lungenentzündung leiden, durch Zinksulfat im Vergleich zu Placebo.
  7. Selen-Hefe erhöhte die Tctx-Antikörper-abhängige, zelluläre Zytotoxizität Zellzahl im Blut vor der Grippeimpfung + dosisabhängiger Anstieg der T-Zell-Proliferation, IL-8- und IL-10-Sekretion nach in vivo Grippe-Infektion bei gesunden Freiwilligen.
  8. Die Häufigkeit und Dauer akuter Atemwegsinfektionen während der ersten zwei Monate war bei gesunden älteren Menschen durch Ginseng im Vergleich zu Placebo unbeeinflusst.
  9. Brokkoli-Sprossen-Homogenat beeinflusste die immunologischen Variablen bei gesunden Freiwilligen günstig.
  10. Die Inzidenz der Erkrankung wurde nicht verringert, es wurden jedoch deutlich weniger Symptome berichtet, und der Proliferationsindex von gd-T-Zellen in Kultur war nach 10 Wochen Cranberry-Polyphenol-Supplementierung gegenüber Placebo fast fünfmal höher.
  11. Höhere Antikörpertiter gegen alle 3 Stämme, die im Impfstoff gegen das saisonale Grippevirus enthalten sind, als das Placebo bei gesunden älteren Personen durch einen Meeresalgenextrakt im Vergleich zum Placebo.
  12. Für Echinacea wurde eine Nichtunterlegenheit im Vergleich zu Oseltamivir bei der frühen Behandlung klinisch diagnostizierter und virologisch bestätigter Influenzavirusinfektionen nachgewiesen.
  13. Signifikante Verringerung der Erkältungsdauer und -schwere bei Flugreisenden durch Holunderbeer-Ergänzung gegenüber Placebo.
  14. Erhöhte NK-Zell-Aktivität durch Probiotika im Vergleich zu Placebo bei älteren Patienten, die mit Magensonde ernährt wurden.
  15. Die Titer gegen den Influenza-B-Stamm stiegen durch Probiotika im Vergleich zu Placebo bei gesunden älteren Personen signifikant stärker an.

Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Ernährungsprinzipien, die auf diesen Daten basieren, bei einer möglichen Prävention und Behandlung von COVID-19 nützlich sein könnten.

Angesichts der derzeitigen Besorgnis von Millionen von Menschen ist dies meiner Ansicht nach eine äußerst nützliche Übersicht. Das Paper enthält auch eine Tabelle, in der die folgenden Nährstoffe aus Lebensmitteln oder als Nahrungsergänzungsmittel als möglicherweise wirksam empfohlen werden:

Vitamin A
Vitamin D
Zink
Selen
Kupfer
Knoblauch
Fisch
Preiselbeere
Brokkoli-Sprossen
Probiotika

Ich bin mir nicht sicher, ob die Evidenz für eine solche explizite Beratung aussagekräftig genug ist, aber ich bin ziemlich sicher, dass die Empfehlungen dennoch besser geeignet sind als Trumps Aussagen über Desinfektionsmittel.

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