1. Türchen - womit wir beginnen

Vorbemerkung

Bald nach Hereinbrechen der Pandemie über uns ist eine Vielzahl von Ratgebern und Tipps-Sammlungen erschienen. In jeder Praxis liegt ein Flyer, das Internet läuft auf jeder kommunalen Website über, Schulen informieren, TV-Magazine diskutieren, Bücher und Broschüren bevölkern die Büchertische, selbst Lebensmittelläden bitten Pädagogen oder Psychologen um einen Beitrag mit Ideen und Gedanken zum Umgang mit der Situation, die keiner vorher kannte und für die wir kaum einen Erfahrungshintergrund mitbringen.

Vieles erschien der älteren Generation bekannt, neben den Schrecken der Pandemie waren viele unter ihnen es aber, die gelassen auf leere Nudelregale schauten oder zu Ausgangsbeschränkungen gedankenvoll mit dem Kopf nickten. Sie haben den 2. Weltkrieg erlebt – die letzte große Krise, die über die Menschen hereinbrach. Wer ihn überstanden hat, hat ein Grundmaß an Krisenkompetenzen mitgebracht, unabhängig von Traumatisierungen und Verlusten. Sie haben Mangel und Beschränkungen erlebt, Verbote und einen rauchenden Trümmerhaufen, wo gestern noch ihre Schule stand. Auch wenn der Vergleich nur sehr vorsichtig sein darf, so hörte ich in vielen Gesprächen: „Kenne ich.“ „Erinnert mich an...“ „Worüber regt man sich auf? Dann geht man eben mal nicht...“ „Wenn ich kein Klopapier habe… wir haben damals eine andere Lösung gefunden.“

Wir können diese Bemerkungen so oder so bewerten, nichts davon ist erstrebenswert oder zu beschönigen, nichts davon sollten Menschen erleben müssen – mir zeigen sie aber, dass diese Generation Krisenkompetenzen hat, die ich nicht habe. Die meine Kinder nicht haben. Und die wir jetzt schmerzhaft lernen müssen. Vielleicht auch von den Älteren lernen können.

Die vielen Ratgeber unterstreichen das – wir haben Beratungs- und Erfahrungsbedarf.

Ich habe mich im Laufe der Pandemie auf den Weg gemacht und sehr viele Ratgeber angeschaut. Ich habe mit Eltern aller Lebenssituationen, Kinderärzten und Psychologen gesprochen, kleine Umfragen gemacht und diskutiert. Aus dieser Analyse habe ich Wichtiges zusammengetragen, was ich hörte und las – und ich habe mir Gedanken gemacht, warum manches dennoch so schwierig ist – unabhängig von wahnwitzigen organisatorischen Herausforderungen bei geschlossenen Kitas und Distanzlernen, Homeoffice und reduzierten fremd organisierten Freizeitmöglichkeiten wie Vereine, Jugendtreffs etc.  Selbst wenn sich Vieles irgendwann eingespielt hat – es bleibt eine Herausforderung und viele Gespräche machten mir deutlich, wir kennen Krisen dieser Art nicht. Die Krise ist viel mehr als das Organisieren von Testkits und Arbeitsblättern der Kinder.

Die Ergebnisse habe ich monatelang zusammengetragen. Vieles wird bekannt vorkommen, manches schon im eigenen Krisenrepertoire verankert sein. Nicht jeder kann alles wissen und kennen. Und so mag dieser Adventskalender eine Reflexions- und Erweiterungsmöglichkeit sein, eine Anregung, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, nachzudenken, zu verwerfen oder nachzujustieren, im Widerspruch zu stehen oder zuzustimmen – letztlich ein Stück weiter zu kommen und krisenfester zu werden. Denn Eines ist klar, auch diesen Winter werden wir maßgeblich unter der Pandemie erleben. Und ein Weiteres ist klar: unsere Kinder werden Krisenkompetenzen mehr brauchen, als wir uns das jetzt vorstellen können.

Womit wir beginnen

Seit mehr als anderthalb Jahren sind wir immer wieder auf uns selbst zurückgeworfen.

Im Frühjahr 2020 war diese Situation neu, aufregend, beängstigend, einend und die meisten Menschen waren darauf bedacht, die Wochen gut zu überstehen – der Sommer 2020 brachte Sonne und Entlastung, niedrige Neuinfektionszahlen und ließ die Schrecken der ersten Pandemiephase ein wenig verblassen.

Ein chaotisches weiteres (Schul-)jahr schloss sich an – Familien waren wie eine Nussschale auf wildem Meer hin und her geworfen zwischen Präsenzunterricht, alten und neuen Maßnahmen an den Schulen und in der Gesellschaft, Quarantänen, Infektionen im immer näheren Umfeld, u.U. auch in der eigenen Familie, Wechsel- und Distanzunterricht, unglaublich kontroversen und verunsichernden Diskussionen in Medien und Politik, #falsebalance, Wissenschaft und Wahlkampf… Lange Monate im Winter mit wieder sehr hohen Infektionszahlen, über 90.000 Toten, Gummibandlockdown, der Zulassung der ersten Impfstoffe und auch hier schwieriger Kommunikation in der Öffentlichkeit und Verunsicherung und dann endlich der „schnelle Abfall“ der Zahlen.

Dann wieder ein Sommer mit niedrigen Inzidenzen und – endlich – breiten Impfmöglichkeiten für uns Erwachsene. Aber auch dieser Sommer hatte ein Ende, die Infektionszahlen stiegen wissenschaftlich vorausgesehen früher als politisch erwartet und für den Herbst mit Schulanfang und Delta-Variante, deren Infektiosität und Ausmaß auch bei uns bedrohlich wurden, zogen wieder düstere Wolken auf – trotz Impfung, trotz Tests, trotz… Wir stellten fest – die Impfquote reicht nicht, um ohne eine weitere Welle durch den neuen Herbst und Winter zu kommen. Wissenschaftler warnten. Der Wahlkampf übertönte die mahnenden Stimmen – alles stand auf #Freedomday und Ende der epidemischen Lage… – während das Virus seine Gelegenheit nutzte und sich auf die überwiegend Ungeimpften (Kinder wie Erwachsene) stürzte oder einen kleinen Revival-Versuch bei den schon länger Geimpften/Genesenen machte. Mit fatalen Folgen, in denen wir jetzt MITTEN drin stecken mit vollen Intensivstationen, weniger Personal als 2020, einer zaudernden Nicht-mehr- und Noch-nicht- Regierung und dem Versuch, die Bundesnotbremse als verfassungswidrig prüfen zu lassen, um zukünftige Notbremsen zu verhindern – gleich, ob sie notwendig wären, um Leid und Tod zu verhindern oder nicht. 100.000 Tote, eine unvorstellbare Zahl, hinter der 100.000 Schicksale, Lebensgeschichten und trauernde geschockte Angehörige stehen. Die gesellschaftliche Energie geht in den Kampf um Quantität und Qualität von Maßnahmen, in manchen Medienartikeln liest man epische Ausführungen zu Maßnahmen und ihren (Nicht-)Folgen, ohne auch nur einmal das Wort „Virus“ oder „Pandemie“, „Schutz vor Infektion“, „Intensivstation“ oder „Impfquote“ zu lesen. Eine verrückte Welt, in der das Gefühl stärker wird, dass wir die Pandemie sträflich vergessen, die Sterbenden und Schwerstkranken mit ihren ausgebrannten Medizinern und Pflegern sich selbst überlassen, die LongCovid-Patienten verständnislos bedauern oder ihr Leid anzweifeln, während wir mit aller Kraft versuchen, aus der Spirale, die wir entkoppelt haben, aufzutauchen. Dass solches Unterfangen nicht gelingen kann und wird, bedeutet für viele Weitere Leid und Tod, mindestens aber Erkrankung – und nun auch für viele Kinder. Dass Kinder seltener… und weniger… das wissen wir alles – sind aber sehr viele Kinder infiziert, drückt sich dieses „selten“ in absoluten Zahlen plötzlich doch erschreckend aus. Und dann wird aus dem „weniger“ doch plötzlich eine Menge an Infektionsketten auch in die Erwachsenen hinein. Das bewirkt wieder Verunsicherung für Familien, Kinder impfen lassen oder nicht, was ist mit den Versprechungen, für Kinder sei das Virus doch gar nicht schlimm und warum geht es dem Nachbarskind dann so schlecht? Was erwartet uns in den kommenden Wochen, nach dem Urteil des BVerfG scheint alles wieder möglich… nötig?

Was wir der Politik seit knapp 2 Jahren vorwerfen – ohne Vorbereitung und Plan durch zwei Jahre Pandemie zu stolpern, dem Virus hinterherzurennen, ohne ihm Voraus zu kommen und uns Bevölkerung in einem Dauerwirbelsturm mit Phasen trügerischer Ruhe herumschleudern zu lassen – sollte uns für unseren eigenen Lebensbereich Mahnung sein. Mancher hat diese Umgangsweise mitgemacht, wurde mit ihr mitgerissen, hat sich darauf verlassen, dass... – und wurde böse überrascht. Und hier stehen wir am ersten Punkt, über den wir reflektieren können: Ist die Politik nicht vorbereitet – wir sind es. Macht die Politik Versprechungen, die ehrlicherweise absurder nicht sein können – wir verlassen uns nicht darauf. Lässt Politik Vieles laufen – wir machen lange nicht alles mit. Das Beste, was Familien tun können, ist – das Schlimmste anzunehmen, was kommen kann. Für jede Familie ist das ein Anderes. Manche fürchten erneuten Distanzunterricht, weil sie vor neuem Beruf-/Homeoffice-/Distanzunterrichts-/Betreuungs-Konflikten stehen, andere fürchten hohe Erkrankungszahlen, weil sie im medizinischen oder pflegerischen Bereich arbeiten und von Leid und Tod nach drei Wellen einfach genug haben, v.a. wenn es vermeidbar ist, Dritte bangen erneut um ihr Einkommen und je höher die Infektionszahlen wachsen, umso größer bei Vielen die Sorge, die Kinder nicht mehr impfen lassen zu können, bevor das Virus sie erwischt. Nicht auf alles kann man sich konkret vorbereiten, aber wir können uns in unserer Haltung darauf vorbereiten, vor allem auf die Situationen, in denen wir handlungsfähig sind.

Die Pandemie ist noch nicht vorbei – das wurde uns spätestens dann klar, als wir in den zweiten Pandemiesommer einscherten und ein zweites Mal diskutierten, wie wir denn in den Herbst und Winter kommen. Die vierte Welle hat genau diejenigen„überrascht“, die (innerlich) nicht darauf vorbereitet waren oder sein wollten. Nicht überrascht waren die, die alles erwarteten und manches voraussahen, weil sie die Parameter wahrnahmen und reflektierten, was das jeweils bedeuten kann.

So lange die Pandemie real (nicht: politisch) dauert, so lange dauern die Herausforderungen für uns, die Diskussionen, die Kontroversen. Das ist für Familien unglaublich anstrengend – und nun im zweiten Jahr, kurz vor dem dritten Jahr.

Die Lebenssituationen von Familien sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Familien selbst. Homeoffice oder nicht, ein oder beide oder kein Elternteil(e) erwerbstätig, alleinerziehend oder mit beiden Elternteilen, Patchwork, ein, zwei, mehrere Kinder, vorerkrankte Kinder oder Risikobezugspersonen (#Schattenfamilien), Kita und/oder Schule, Schulformen, Bundesländer – bei allem Eindruck, es gäbe „die“ Familien ist die Realität doch ganz anders. Und jede Forderung, jede Darstellung „die Familien“ oder „die Kinder“ wird nicht im Ansatz der Realität gerecht. Jede Klage an die Politik, dass sie „die Familien“ vergessen habe, pauschalisiert ungerechtfertigt.

Jede Familie ist in ihrer ganz eigenen Situation, daran ändern auch Interessenzusammenschlüsse letztlich nichts, die ja auch immer nur die Familien einen, die vergleichbare Situationen und Interessen aufweisen. Zu unterstellen, alle Familien hätten ein Betreuungsproblem, wenn Schulen im Distanzunterricht sind, ist genauso irreal wie die Annahme, alle Familien hätten ein stabiles Internet oder alle Familien könnten Kontaktbeschränkungen einfach kompensieren.

Alle Familien eint aber dieses: sie stehen in einer Situation, die sie nie vorbereitet hatten, die nie in unseren Berufs-, Betreuungs- und Lebensarrangements auch nur ansatzweise berücksichtigt war und die auch nach über 1,5 Jahren keine wirkliche Routine geworden ist – nicht werden konnte, da alles nur vorübergehend gedacht wird, gedacht werden will und muss, weil die Pandemie dynamisch ist und die unseren Alltag mehr als je zuvor bestimmenden und verändernden politischen Entscheidungen eine Halbwertszeit zwischen 14 Tagen und einigen Wochen haben. Fast zwei Jahre in einem Vorübergehend-Modus zu leben, der durch die pandemische Entwicklung und die ihr folgenden politischen Entscheidungen immer wieder aufgerüttelt wird, ist eine Dauerbelastung. Die Unruhen der Schulmonate von August bis Dezember 2020 und wieder aktuell mit viel, viel höheren Infektionszahlen und dementsprechend großen Fehlquoten unter den Schüler:innen und erneut auch Lehrer:innen/Erzieher:innen, mit Quarantänen, Tests, Ausfällen, Präsenzen, Maskenpflicht - mal angeordnet, mal ausgesetzt -, je nach Schule hohem Druck, vor der nächsten Quarantäne, der nächsten Wechsel- oder Distanzphase, die zu erwarten ist, schnell noch verwertbare Leistungsnachweise zu erlangen waren wenig geeignet, Routine und Verlässlichkeit zu etablieren.

Das Schlingern durch Herbst und Winter, mit einem pandemischen Schiff, das immer mehr Schieflage bekommt, unterliegt heftigen Diskussionen – niemand hat eine Vorstellung davon, worauf er sich einstellen muss – im Zweifel auf alles, was wir schon aus dem letzten Schuljahr kennen. Daran ändert auch die segensreiche Impfung nichts, weil Schulen und Kitas die Orte sein werden, in denen noch bis zum Schluss viele, viele ungeimpfte Kinder und Jugendliche sitzen werden – ungeimpft, unterschiedlich geschützt und immer wieder betroffen. Aus der Pandemie bringen wird uns die Impfung (als Gesamtgesellschaft) erst, wenn alle von 0-100 eine realisierbare Impfung vor Augen haben, sie auch nutzen (müssen – bis auf die medizinisch Unimpfbaren) und sich keine Virus-Variante verbreitet, die den Impferfolg zunichte macht. Ob Omikron dieses Potenzial hat, bleibt besorgt abzuwarten.

In den zwei Pandemiejahren schossen Ratgeber für Familien aus dem Boden – jede Zeitschrift brachte Tipps für den Lockdown, Kommunen, Kinderärzte, Psychologen, Schulen und das Ministerium – im Internet, auf Beratungsseiten, auf Flyern und in neuen Portalen und Formaten. Manches ist bekannt und gehört zum Standard der Familienratgeber, manches aber ist neu – auf die neue Situation angepasst bzw. übertragen. Ein Weihnachtsfest einigermaßen schadlos zu überstehen ist auch ohne Pandemie ein Thema in Medien und Ratgebern, aber einen monatelangen Teil-Lockdown ohne ausübbare herkömmliche außerhäusige Hobbies und Ausweichmöglichkeiten zu bestehen, bedarf auch neuer Überlegungen.

Letztlich aber gehört all dies zum Krisenmanagement – bestehend aus zwei Worten: der Krise – unabhängig davon, ob es eine Pandemie, eine lange Erkrankung, eine zerbrechende Familiensituation ist und dem Management – also der Bündelung und Umsetzung von Techniken, Verhaltensweisen und Haltungen, um die Krise aktiv zu bewältigen und sie an Leib und Seele möglichst unbeschadet zu überstehen.

Ich habe mir an die Hundert solcher „Ratgeber“und „Tipps-Sammlungen“ angeschaut. M.E. reichen sie nicht aus, denn eine Krise wie diese Pandemie bewältigt eine Familie nicht mit einem Koffer voll Bastelmaterial und dem Rat, Ruhe zu bewahren und in der Familie offen miteinander zu sprechen. Familien stehen vor ganz anderen Herausforderungen, wir müssen differenzierter schauen und tiefer blicken. Die beiden größten Herausforderungen sind die Dauer und die Haltung, mit der wir an eine langfristige Krise herangehen. Die Dauer können wir als Einzelne kaum wirksam beeinflussen, aber unsere Haltung, mit der wir bislang in unserem Leben an Krisen herangegangen sind, erfährt eine einzigartige Prüfung. Ob wir veränderbare oder unveränderbare Umstände erleben, unsere Haltung ist die Grundlage, wie wir eine Krise – auch diese Krise – bewältigen werden. Dafür geht es in der folgenden Sammlung auch um eine wichtige Grundlage: einen Perspektivwechsel.

In beiden Jahren gab es im Sommer eine Pause, ein Aufatmen, ein Abkühlen einer überhitzten Gesellschaft, im letzten Sommer eilten aufgeregte Diskussionen einer Herbst-Situation voraus – zusätzlich aufgeheizt durch den Wahlkampf. Für Viele gerät die Belastung längst an eine Grenze, neue Ängste vor Verlust und Vereinsamung, neue Besorgnis vor erhöhtem Konfliktpotenzial, neue Ängste vor weiteren Einschränkungen, vor Einkommensverlust, Rücksichtslosigkeiten oder Erkrankung. Die Diskussion um Geimpfte und Ungeimpfte, 2G, 3G, Impfpflicht einerseits und Impfskepsis andererseits, das erbitterte Streiten um die Kinder in der Pandemie, das Vergessen der Risikofamilien – die Komplexität der medialen Diskussion bringt uns längst weit über unser Fassungs- und Bewältigungsvermögen.

Aber es ist auch zu fragen, was uns bislang durch die Pandemie gebracht hat? Wie haben Familien ausgehalten, was sie bewältigen mussten, was sie organisieren und gestalten mussten? Und wo fehlt es noch an Ideen, an Hilfestellungen und Strategien, aber vielleicht auch einfach nur an vergleichsweise kleinen Möglichkeiten, die im familiären Pandemiealltag aber eine große entlastende Wirkung haben können?

Im Folgenden stelle ich einige wichtige Aspekte zusammen, die geeignet sind, einen herausfordernden Alltag psychisch zu entlasten. Sie stammen aus einer Vielzahl von Gesprächen und Diskussionen, flankiert von den allerorten veröffentlichten, sich in Vielem wiederholenden Ratgebern. Entlastung führt zu Entspannung und weniger Spannung zu mehr Souveränität und Gelassenheit. Bei den Punkten handelt es sich nicht um weitere 16 Bastelideen. Es gibt ganze Regale voll mit Ideenbüchern, das Internet spuckt Tausende von Freizeit-, Spiel-, Bastel- DIY- und Beschäftigungsmöglichkeiten für in- und outside aus. Wer hier Inspirationsbedarf hat, findet mehr als er in fünf Jahren Lockdown umsetzen könnte. Mir geht es vielmehr um tieferliegende Haltungen, die wir brauchen, um ein der Pandemie angepasstes Alltagsverhalten möglich zu machen und die neben den organisatorischen Entlastungen einen neuenRahmen schaffen.

Allerdings zeigt mir ein Rundum-Blick unter Familien, dass nicht alle Familien überhaupt Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu Hause vorhalten – nicht etwa, weil die finanziellen Ressourcen fehlen würden, sondern auch weil ein Großteil der Wachzeit der Kinder in die Betreuungseinrichtungen fällt und zu Hause mit wenig Spielsachen die Zeit, die oft auch an den Wochenenden noch mit außerhäusigen Aktivitäten gefüllt wird, ausreichend bestückt erscheint. Das führt manche Familie an Grenzen, die sie sich nicht vorstellen konnten. Plötzlich findet Kindheit wieder viel mehr zu Hause statt, ohne dass wir wüssten, wie diese in dieser Intensität und Dauer zu gestalten wäre. Die ältere Generation belächelt das müde, aber die jüngere, durch gesellschaftlich dramatische und – was wir nie wahrhaben wollten – fragile Veränderungen im familiären Leben ist das nicht gewohnt. Das bedeutet einen schmerzhaften Lernprozess, der aber zu einer Bereicherung führen kann und auch schon geführt hat.

Und das führt uns auch schon zu einem ersten konkreten Aspekt – behandelt hinter dem 2. Türchen.

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