Interviews sind meist ermüdend, nicht zuletzt, weil so oft die selben Fragen kommen. Bei meinem letzten Besuch in Prag wurde ich von einem Journalisten interviewt. Er kam mit einer Frage, die mir zuvor noch niemand gestellt hatte: "Wie reagieren die Fans der Alternativmedizin auf Kritik?

Er bezog sich auf die Reaktionen, die ich nach den Veröffentlichungen von Ergebnissen, Artikeln, oder Blogbeiträgen erhalte, die nicht den Erwartungen der Befürworter der so genannten Alternativmedizin entsprechen. Ich glaube, der Journalist war über die Ausführlichkeit meiner Antwort erstaunt:

  1. Sie verbreiten Lügen über mich. Hier ist ein gutes Beispiel: Prof. Ernst hat nie originäre Primärforschung veröffentlicht.
  2. Sie behaupten, ich hätte meine Qualifikationen gefälscht.
  3. Sie behaupten, ich sei ein Mörder.
  4. Sie behaupten, meine Forschung sei minderwertig: Die von ihm veröffentlichten Überprüfungen und Bewertungen stießen häufig auf erhebliche methodische Kritik. In den Fällen, in denen die Überprüfungen gleichzeitig von anderen Forschergruppen durchgeführt wurden, kamen andere Wissenschaftler häufig zu völlig anderen, meist positiveren Schlussfolgerungen.
  5. Sie behaupten, ich sei nicht ausreichend qualifiziert, um das zu tun, was ich tue, und nicht qualifiziert oder nicht willens, die Evidenz objektiv zu beurteilen.
  6. Sie schreiben, ich sei unehrlich und würde Daten fälschen.
  7. Sie verklagen mich und Menschen, die mit mir zusammenarbeiten.
  8. Sie reichen Beschwerden bei meiner Universität ein. Ich erinnere mich an etwa ein Dutzend solcher Klagen, aber da ich es versäumt habe, darüber Buch zu führen, könnten es noch mehr gewesen sein.
  9. Sie versuchen, mich aus dem Arztregister streichen zu lassen. Das ist zum Glück nur einmal passiert, aber es war eine der unangenehmsten Erfahrungen von allen.
  10. Sie behaupten fast täglich, dass ich von "Big Pharma" bezahlt werde.
  11. Sie schicken mir Hassbriefe. Auf meinem Blog (edzardernst.com) habe ich über die vielen "Liebesbriefe" geschrieben, die ich erhalte.
  12. Sie drohen mir mit körperlicher Gewalt oder dem Tod. Einmal mussten wir sogar die Polizei rufen, weil mir Briefbomben angedroht wurden.
  13. Jemand hat sogar seinen Einfluss geltend gemacht, um meine Abteilung zu schließen. Ja, fast hätte ich Prinz Charles in dieser langen Liste der Schmähungen vergessen.

Wie also reagieren sie also auf Kritik?

Mit einem Wort: ungut!

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