Offener Brief an Lisa Muckelberg zu ihrem Film-Beitrag beim hr-Fernsehen "Globuli - warum der Streit nicht endet" vom 29.12. 21:45 [vorab schon in der Mediathek abrufbar]
Sehr geehrte Frau Muckelberg,
beim Betrachten Ihres Film-Beitrags kam es zu mehreren deja vu Erlebnissen bzgl. der homöopathischen Behandlung der sog. "Elterngeneration" und der Nichtbehandlung der sog. "Kindergeneration", die gegen die (zugegebenermaßen teilweise religiös anmutende) Homöopathiegläubigkeit der Eltern in Widerstand ging und noch geht.
Sie selbst erscheinen mir mit Ihren - stellenweise verständlichen - Zweifeln an den schwärmerischen Überzeugungen der Eltern geradezu wie eine Protagonistin der eher technokratisch orientierten "Kindergeneration".
Aber trotz aller Kritiken an der Homöopathie, die meist nur den derzeitigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse gelten lassen, hat ein gewisser Teil der "Kindergeneration" samt "Enkelkindergeneration" die Ohnmacht der konventionellen Medizin auch schon am eigenen Leib erfahren und sucht verzweifelt nach erfolgversprechenderen komplementären Heilverfahren.
In Ihrem Beitrag fragen Sie sich und Dr. Nikil Mukerji zurecht bei Min. 25:40 :
"Was ich immer noch nicht verstehe: Wenn so viele rationale Argumente gegen die Homöopathie sprechen, warum hat sie diesen langen Streit überlebt?"
Neben der etwas konstruiert einseitig wirkenden Antwort von Nikil Mukerji, dass dies auf den religiösen-Charakter der Homöopathie zurückzuführen sei, gibt es allerdings eine viel plausiblere Erklärung für die seit mehr als 200 Jahren anhaltende enorme Beliebheit bei einem Großteil der Bevölkerung:
- dramatisch schlechte Erfahrungen mit vielem, was die sog. wissenschaftliche Medizin abseits der Akutmedizin und der Chirurgie anzubieten hat
und
- jahrhundertelange gute Erfahrungen mit der Homöopathie als komplementärer Medizin im Sinne der zweiten Säule der Evidenz durch "individuelle klinische Expertise [= Erfahrungen von Patient und Arzt]" (David Sackett), gerade dort, wo die konventionelle Medizin sich hilflos zeigt oder ausschließlich Nebenwirkungen produziert.
Sind die vermeintlich so "rationalen Argumente" gegen die Homöopathie also nur bei einem technokratisch eingeengten Wissenschaftsverständnis plausibel?
Dr. Heinrich Hümmer