Um Schulen sicher betreiben zu können müssen wir verstehen, was in ihnen vorgeht. Wunschdenken und Hoffnung ersetzen nicht die Fakten. Zu pessimistisch muss man aber auch nicht sein.
Schulen sind ein Ort der Ansteckung
Kinder stecken sich in Schulen an. Die Erkältungswellen, die Durchfallerkrankungen. Wir hatten übrigens während die Schulen ja ach so sicher waren 3 Erkältungswellen. Das Zeug hat sich also verbreitet. Diesmal gab es nichts mit Durchfall. Kann auch nicht behaupten, dass es mir fehlt, das Händewaschen scheint etwas zu bewirken.
Es ist schlicht keine ernsthafte Frage, ob sich Kinder an Schulen anstecken. Spätestens seit Hamburg seine Gensequenzierung verstecken wollte, weil klar wurde, wie viele Kinder sich bein einem angesteckt haben, sollte jedem klar sein: Auch COVID verbreitet sich an Schulen. Jede Gegenrede dazu ist interessengeleitetes Wunschdenken im besten Fall, eine dreiste Lüge im schlechteren Fall.
Und es ist auch nicht anders zu erwarten. Wir sollen Abstand voneinander halten, nur an Schulen schaffen wir das immer noch nicht. Wir sollen Gruppengrößen klein halten, das haben die Schulen ein paar Wochen durchgehalten, wir sollen uns draußen aufhalten, kicher. Homeoffice macht Sinn, aber für Schüler völlig undenkbar, das Abendland geht unter.
Schulen sind ein Ort großer Gruppen und Kohorten
In Schulen kommen viele Menschen auf teils engen Platzverhältnissen zusammen. 30 Kinder in einem Raum. Im Arbeitsschutz sind Mindesflächen vorgesehen für Büros. Die gleichen Flächen werden in der Schule nicht angezogen. Da sind wir weit weg.
Große Gruppen, wenig Platz, viel leichter kann man eine Übertragung nicht machen. Nur im Flugzeug sitzt man enger, aber da wird auch gezielt gelüftet und gefiltert. In der Schule? Fehlanzeige. Jeder, wirklich jeder kennt den Geruch von verbrauchter Luft nach einer Schulstunde.
Die Luft die steht und alle Duftstoffe, Keime und CO2 der Schulstunde gesammelt hat.
Und so stecken Kinder sich dann halt an. COVID wird als Aerosol übertragen. Das heißt, es hält sich relativ lange in der Luft und wird von der Luft mitbewegt.
Und dann die großen Gruppen. Schulklassen sind größer als jede Veranstaltung, die über Monate erlaubt war. Und das täglich.
Und dann der Klassenübergreifende Fachunterricht. Fächer, in denen Kinder aus verschiedenen Klassen zusammengefasst sind. Oder die Lehrer, die vor ihrer Impfung die ganze Schule zu einer Kohorte vereinigt haben. Eine Ansteckung und keiner weiß wer betroffen ist oder nicht.
Das erleichtert die Ausbreitung natürlich phänomenal.
Schulen sind ein Ort mit vielen potentiellen asymptomatischen Träger
An Schulen sammeln sich Kinder. Das ist völlig banal. Es sammeln sich aber mit den Kindern gerade die Menschen, die am wahrscheinlichsten einen asymptomatischen Verlauf haben. Kinder zeigen erschreckend häufig keine Symptome bei ihrer COVID-Erkrankung. Das macht es so schwer es zu erkennen und vorzubeugen. Tests helfen, sind aber auch das einzige Mittel.
Viele Legenden über die geringere Ansteckungswahrscheinlichkeit von Kindern kam aus einer Zeit, in der mangels Testkapazität nur symptomatisch getestet wurde. Du konntest dich große Teile von 2020 nur mit Symptomen testen lassen. Dabei entgehen einem natürlich die asymptomatischen Verläufe. Sie zeigen ja keine Symptome.
Aber auch beim Thema Einschleppung. Es reicht nicht, den Kindern und Eltern zu sagen, sie sollen bei den kleinsten Symptomen zu Hause bleiben. Viele Infektiöse haben keine. Auch die Einschleppungen laufen verhältnismäßig leise ab. Bis es dann viel später auffällt.
Schulen sind ein alternativloser Ort
Schulen sind alternativlos. Und ich sage das im merkelschen Sprachgebrauch: Wir wollen keine Alternativen, also gibt es keine Alternativen. Es ist eine Entscheidung. Aber es ist eine Entscheidung derjenigen, die die Regeln machen und Strafen festlegen können.
Natürlich sind Kinder auch anders beschulbar als im Klassenraum. Es war nur nicht gewollt. Und der Fernunterricht war dann auch so schlecht, wie die verweigert Vorbereitung das hat erwarten lassen.
Kinder müssen in die Schule. Das ist der geschaffene Fakt. Und damit müssen wir leben. Das ist aber auch ein wichtiger Baustein bei der Bewertung der Schulen und ihres Einflusses auf die Pandemie.
Schulen und Familien bilden ein riesiges Netzwerk
Kinder sind in der Schule eng verbandelt und können sich gegenseitig anstecken.
Kinder sind mit ihren Geschwistern eng verbandelt und können sich gegenseitig anstecken.
Herauskommt ein dichtes Netz, in dem man in wenigen Sprüngen in jede Schule, jeden Jahrgang, jede Klasse einer ganzen Gegend kommt. Und man kommt in jede Familie. Ist nur einen Sprung von jedem Arbeitgeber des Landes weg.
Die Kinder brauchen die Erwachsenen nicht, um COVID untereinander komplett durchzureichen. Deswegen schützt auch keine Erwachsenenimpfung die Kinder. Sie haben ein eigenes Netz, eigene Ansteckungswege. Die werden so lange offen sein, wie die Schulgebäude offen sind.
Schulen reichen in jede gesellschaftliche Gruppe
Und dieses Netzwerk grenzt in Millionen Familien an die Lebenswelt der Erwachsenen. Von den Kindern ist es ein Schritt zu den Eltern, ein größerer Schritt zu den Großeltern. Jeder, auch die Kinderlosen, ist nicht mehr als zwei-drei Schritte von den Kindern weg.
Damit erreicht das Ansteckungsgeschehen bei den Kindern alle in der Gesellschaft. Jeden Ungeimpften, jede immunsupprimierte Person, jeden Impfversager, alle.
Keiner ist sicher, so lange nicht die Kinder sicher sind.
Schulen sind schwer zu sichern
Tatsache ist: Die Schulen sind objektiv ein Problem. Sie sind sehr schwer zu sichern. Das ist noch kein Grund aufzugeben, aber wir sollten großzügig sein mit denen, die es ernsthaft versuchen und nur unvollständig hinbekommen. Es gibt aber auch viele, die schon aufgeben haben und das macht keinen Sinn.
Viele der Maßnahmen, die COVID erfolgreich eindämmen, wollen wir in Schulen nicht. Wir wollen keine kleineren Gruppen, wir wollen den Klassenübergreifenden Unterricht, weil er das Angebot verbreitert, wir wollen die Kinder im Gebäude haben, weil wir das so gewohnt sind.
COVID wirkungsvoll in der Schule eindämmen hieße an ganz vielen Stellen Schule ins unkenntliche zu verändern.
Das macht es so schwer die Schulen zu sichern. Und nein, auch die verweigerten Luftfilter würden das Problem nicht sofort verschwinden lassen. Sie wären ein Baustein, ein wirksamer, aber kein ausreichender.
Wer offene Schulen haben will, muss bereit sein, sie zu schließen
Schulen offen halten setzt voraus, anzuerkennen, das Schulen einen Beitrag zur Pandemie leisten. Sie verbreiten COVID. Sie steigern die Inzidenzen. Schulen können das auch noch, wenn die Erwachsenen (Schulpersonal, die Eltern und alle anderen) schon lange geimpft sind. Auch eine Impfquote von 100% unter Erwachsenen würde nicht mehr Ruhe in die Schulen bringen.
Schulen sind wichtig für die Gesellschaft und die Kinder. Sie offen zu halten ist ein hohes Gut. Bildung auch in der Pandemie nicht zu vernachlässigen ist wichtig.
Und Schulen treiben die Pandemie. Früher war das ein kleiner Anteil. Die Kinder hatten meist niedrigere Inzidenzen als die Erwachsenen. Jetzt sind Schulen einer der Haupttreiber. Und wir werden Schulen nur sicher offen halten können, wenn wir diesen Aspekt akzeptieren, verstehen und gegen steuern.
Dazu gibt es viele Maßnahmen Testen findet statt. Quarantäne ist ein wichtiger Baustein. Geimpfte Erwachsene sind ein Thema aber nicht ausreichend.
Die schärfste Maßnahme gegen die Ausbreitung an Schulen ist die Schließung des Schulgebäudes. Als Notbremse wird die Maßnahme weiter gebraucht.
Bremsen sind nicht zum langsam fahren da, man braucht sie, um sicher schnell zu fahren. Wer die Bremsen aus einem Auto ausbaut kann damit nur noch kriechen. Die schnellsten Autos haben die dicksten Bremsen.
Wer sicher sein will, braucht auch in der Pandemie wirksame Bremsmechanismen. Schulschließungen wirken schnell und stark.
Und ja, natürlich ist auch in der Pandemie vorausschauendes Fahren besser. Alle Maßnahmen nutzen, damit die Notbremse nicht gezogen werden muss. Darum geht es hier in der Artikelserie.
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