Formerly known as: Fünf Packungen Ibuprofen, bitte!

Überarbeitete und erweiterte Version.


Version 2.3 vom 24. Mai 2021


Mein Buch. Die Wahrheit über unsere Medikamente.

Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich freuen, wenn ihr ein paar Sternchen dalasst. 😘 #Werbung

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Die Wahrheit über unsere Medikamente: Wann sie helfen. Wann sie schaden. Wann sie Geldverschwendung sind | #DerApotheker | ISBN: 9783404060054 | Kostenloser Versand für alle Bücher mit Versand und Verkauf duch Amazon.

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#DerApotheker 🥷
Ich kläre über Arzneimittel und Pseudomedizin auf, erzähle Geschichten aus der Apotheke, erstelle Schwurbelfrei-Listen. Siehe unten.

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Vorwort

Anfang Januar 2020 kam ich auf die Idee Artikel über einzelne Wirkstoffe zu schreiben. Also fragte ich am 9. Januar nach, ob Interesse daran bestehen würde. Anfangen wollte ich mit Ibuprofen oder L-Thyroxin.

Da alleine diese Frage fast 4000 Favs auf Twitter bekam, setzte ich mich sofort hin und schrieb. Am nächsten Tag, den 10. Januar 2020 veröffentlichte ich dann die erste Version dieses Artikels auf Medium. Damals hieß er noch "Fünf Packungen Ibuprofen, bitte!".

Nach zwei Tagen wurde er bereits über 10.000 Mal gelesen.‌

Vier Tage später wurde der Artikel dann auf der Startseite des Firefoxbrowsers präsentiert, weil Pocket auf ihn aufmerksam wurde. Plötzlich hatte er 119.000 Views.

Noch am gleichen Tag knackte er die 200.000 Views.

Am fünften Tag: 300.000 Views.

Das Ganze pendelte sich dann bei knapp unter einer halben Million Views ein. Diese Grenze wurde dann nach rund einem Jahr überschritten. Krass.

Okay, warum erwähne ich das alles? Um zu Prahlen? Nein! Ich erwähne das, um mich bei jedem, der ihn gelesen hat, herzlich zu bedanken! Also: Danke! ❤

Andererseits erwähne ich das aber auch, um mich bei einigen von euch zu entschuldigen. Ich hatte im Artikel nämlich meine E-Mail-Adresse angegeben, damit man Kontakt mit mir aufnehmen konnte. Sowie die Views im Sekundentakt anstiegen, stieg die Anzahl der E-Mails im Minutentakt an. Einige habe ich beantwortet, aber leider war es mir nicht möglich jedem Einzelnen eine Antwort zukommen zu lassen. Das tut mir ganz besonders leid, weil manche wirklich lange Texte geschrieben haben und mir teilweise ihre komplette Krankengeschichte mit der Bitte um Beratung zukommen ließen. Sorry! ❤

ABER: So leid es mir auch tut, ich kann und werde natürlich keine Beratungen über das Internet anbieten.

Rund ein Jahr später veröffentliche ich jetzt eine zweite, überarbeitete Version mit vielen neuen Infos und starte damit den Auftakt einer Reihe von Wirkstoff-Artikeln, die - wenn es mir die Zeit erlaubt - alle hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Ich werde mein Bestes geben.

In Liebe,


Cetirizin:

#DerApotheker präsentiert: Cetirizin
Fast alles über Cetirizin.

Ibuprofen:

Kunde 1:

#Kunde: Guten Tag, einmal Ibu, bitte.
#DerApotheker: Zäpfchen? Saft? Tabletten? Gel?
#Kunde: Tabletten.
#DerApotheker: 200 oder 400 Milligramm?
#Kunde: 400 Milligramm.
#DerApotheker: 10, 20 oder 50 Stück?
#Kunde: 20.
#DerApotheker: Hier, bitte.
#Kunde: Nein, nicht die von Ratiopharm. Die von 1A Pharma.
#DerApotheker: Okay, Sie wissen Bescheid, wie Sie die einnehmen müssen?
#Kunde: Ja, alle auf einmal.
#DerApotheker: Das ist das Witzigste, was ich jemals gehört habe.
Anmerkung: War es nicht.

Kunde 2:

#Kunde *legt ein Rezept auf den HV-Tisch: Ibuprofen 800 Milligramm + 20 Milligramm Pantoprazol
#DerApotheker: Sie wissen Bescheid, wie Sie die Tabletten einnehmen müssen?
#Kunde: Ja, die Ibuprofen morgens und abends. Nach dem Essen. Und Pantoprazol eine halbe Stunde vor dem Frühstück.

Kunde 3:

#Kunde: *legt ein Rezept auf den HV-Tisch: Ibuprofen 400 Milligramm. 20 Stück.
#DerApotheker: Für die verschriebenen Ibuprofen bezahlen Sie 5 Euro Rezeptgebühr. Da es Ibuprofen 400 Milligramm auch rezeptfrei gibt, würden Sie für die rezeptfreien Tabletten nur 2,50 Euro bezahlen.
#Kunde: Nein, nein. Ich will die, die der Arzt verordnet hat.
#DerApotheker: Okay!

So oder so ähnlich erlebe ich es den ganzen Tag. Jeden Tag. Ich schätze, dass ich nichts öfter verkaufe, als Ibuprofen-Tabletten. Höchstens noch Nasenspray. Aber unter den Schmerzmitteln ist Ibuprofen die Nummer Eins. Und hier hat jeder seine Vorlieben. Die meisten kaufen bei mir die von Ratiopharm, andere schwören auf “ihr” Dolormin, wieder andere wollen nur die von 1A Pharma. Warum? Die anderen wirken angeblich nicht. Kann das sein?

Die meisten geben an, sich mit der Anwendung auszukennen und keine Beratung zu benötigen. Aber kennen sie sich wirklich damit aus?

Wenn ich nachfrage, erfahre ich jedoch, dass das häufig nicht der Fall ist. Die einen nehmen eine zu hohe Dosis auf einmal ein, die anderen hingegen zu viele Tabletten am Tag.

Viele meiner Kunden nehmen Ibuprofen zu oft ein. Viel zu oft.

Wie häufig darf man Ibuprofen einnehmen?

Ibuprofen sollte man höchstens an 15 Tagen im Monat einnehmen.

Es kam auch schon vor, dass ich einem älteren Herrn “seine” Ibutabletten verweigert habe, da er sie ganz offensichtlich missbrauchte. Er kaufte eine Packung mit 50 Tabletten und ein paar Tage später eine weitere, weil er die erste bereits aufgebraucht hatte.

Ja, man kann auch Ibuprofen missbrauchen. Missbrauch liegt dann vor, wenn man Arzneimittel ohne medizinische Indikation bzw. in übermäßiger Dosierung einnimmt.

Bei einem begründetem Verdacht auf Missbrauch habe ich die Pflicht, die Abgabe zu verweigern.

Paragraph 17 Absatz 8 der ApBetrO.

Das pharmazeutische Personal hat einem erkennbaren Arzneimittelmißbrauch in geeigneter Weise entgegenzutreten. Bei begründetem Verdacht auf Mißbrauch ist die Abgabe zu verweigern.

Meistens geben die Kunden, die Schmerzmittel missbrauchen, allerdings an, dass sie es für den Nachbarn oder einen Bekannten mitbringen. Da kann man im Prinzip nicht viel machen. Entweder die Geschichte ist plausibel oder eben nicht.


Ibuprofen — Die chemischen Grundlagen

Um Ibuprofen aber wirklich zu verstehen, müssen wir etwas tiefer in die Materie einsteigen.

Was ist Ibuprofen?

Ibuprofen ist ein Racemat.

Ein Racemat ist ein Gemisch aus zwei Enantiomeren.

Enantiomere sind Moleküle, die sich in ihrem räumlichen Aufbau wie Bild und Spiegelbild verhalten.

Moleküle sind Verbindungen, die aus verschiedenen Atomen zusammengesetzt sind.

Ibuprofen besteht zu gleichen Teilen aus dem sogenannten S(+)- und dem R(-)-Enantiomer.

Das S(+)-Enantiomer heißt Dexibuprofen und ist für die Wirkung verantwortlich, wohingegen das andere Enantiomer weitgehend unwirksam ist.

Eine 4oo Milligramm Ibuprofen-Tablette enthält also 200 Milligramm wirksames Dexibuprofen und 200 Milligramm nicht wirklich wirksames R(-)-Ibuprofen.

Ja, man könnte also genausogut 200 Milligramm Dexibuprofen einnehmen und es hätte in etwa die gleiche Wirkung und die gleichen Nebenwirkungen wie Ibuprofen 400 Milligramm. Meine Recherchen zum Zeitpunkt der ersten Version dieses Artikels ergaben, dass es in Deutschland die beiden Fertigarzneimittel Dolomagon und Deltaran gab. Beide waren rezeptpflichtig. Auch die Deltaran 200 Milligramm Variante, die von der Wirkung her einer Ibu 400 entsprach.

Meine Recherche zur zweiten Version am 29. Januar 2021 hat ergeben, dass Dolomagon 400 Milligramm und Deltaran 200 Milligramm nicht mehr im Handel sind. Es gibt nur noch Deltaran 300 und 400 Milligramm. Ob Deltaran oder Dolamagon, ich hatte weder die eine Packung noch die andere Packung jemals in der Hand. In Deutschland scheint Dexibuprofen kaum verschrieben zu werden.

In Österreich ist das wohl anders, wie mir mitgeteilt wurde, dort wird anscheinend Dexibuprofen häufiger eingesetzt als Ibuprofen. (Wenn ihr mir das bestätigen könnt, könnt ihr mir gerne schreiben.)

Aber weshalb sollte man nicht einfach normales Ibuprofen einnehmen, wenn das wesentlich günstiger und nicht schlechter ist? (Rhetorische Frage)

Wir bleiben also beim Ibuprofen als Racemat.


Eingeteilt wird Ibuprofen in die Gruppe der NSAR, der nichtsteroidalen Antirheumatika.

"Nichtsteroidal" deshalb, weil Ibuprofen keine Steroidstruktur aufweisen kann, wie die Glucocorticoide (Umgangssprachlich: Cortison).

Zu den "Antirheumatika" wird es hingegen gezählt, weil Ibuprofen aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften auch zur Rheumatherapie einsetzen werden könnte.

In den englischsprachigen Ländern und oft auch in Deutschland, wird der Begriff NSAID verwendet: non-steroidal anti-inflammatory drug.


Wie wirkt Ibuprofen denn nun?

Ibuprofen wirkt durch eine unselektive Hemmung der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2.

Cyclooxygenasen sind Enzyme, die dafür sorgen, dass aus Arachidonsäure Prostaglandine entstehen. Prostaglandine wiederum wirken als Gewebshormone und kommen überall im Organismus vor.

“Unselektiv” heißt einfach nur, dass Ibuprofen beide Cyclooxygenasen hemmt.

Um es aber nicht zu kompliziert zu machen: Es gibt verschiedene Prostaglandine, die verschiedene Wirkungen haben. Manche sind gut, manche nicht so gut.

Prostaglandine können zum Beispiel Schmerzen und Fieber verursachen, Entzündungen hervorrufen und zu einer Thrombozytenaggregation führen, also einer Zusammenlagerung von Blutplättchen, um im Rahmen der Blutgerinnung verletzte Gefäße zu verschließen. Eine Thrombozytenaggregation kann aber auch zu einem Blutgerinnsel führen. Einem Thrombus.

Ein Thrombus wird meist vom Körper wieder aufgelöst, kann unter Umständen aber auch zu einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, einer Thrombose oder einer Lungenembolie führen.

Um all das zu verhindern, muss man die Entstehung der Prostaglandine einschränken, indem man eben die Cyclooxygenasen hemmt. Mit Ibuprofen oder einem anderen NSAR.

Prostaglandine sorgen aber auch dafür, dass die Magensäureproduktion herabgesetzt und die Produktion des Magenschleims verstärkt wird.

Der Magenschleim ist dazu da, dass der Magen sich durch die Salzsäure im Magen nicht selbst verdaut.

Wer es nicht wusste: Magensäure ist Salzsäure.

Wenn wir nun Ibuprofen oder einen anderen Cox-Hemmer wie ASS (Aspirin) einnehmen, wird die Magensäureproduktion nicht wie gewöhnlich reduziert und die Bildung des Schleims nicht verstärkt.

Das bedeutet folglich, dass durch die Ibuprofeneinnahme nun mehr Magensäure produziert wird, die die Magenschleimhaut auch deshalb leichter angreifen kann, weil nun auch weniger vom schützenden Magenschleim gebildet wird. Das kann dann zu Blutungen im Magen und damit zu einem Magengeschwür führen. Je länger und je höher dosiert Ibuprofen eingenommen wird, desto wahrscheinlicher wird das Ganze. Wird Ibuprofen noch zusätzlich mit einem Glucocorticoid (“Cortison”) kombiniert, zum Beispiel mit Prednisolon, ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von magensäurebedingten Beschwerden noch größer.

Bleibt einem allerdings nichts anderes übrig, als Ibuprofen über einen längeren Zeitraum einzunehmen, verschreiben Ärzte gerne zusätzlich Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantoprazol oder Omeprazol, die dafür sorgen, dass der Magen weniger Salzsäure bildet und somit weniger angegriffen wird.

Manche sagen zu Protonenpumpenhemmer auch "Magenschutz".

Allerdings ist die Einnahme der Protonenpumpenhemmer nur dann sinnvoll, wenn Ibuprofen längerfristig in hohen Dosen eingenommen wird. Eine kurzfristige Einnahme dürfte bei den wenigsten zu Problemen führen.

Protonenpumpenhemmer werden in der Regel jedoch viel zu häufig verordnet, was zu Problemen führen kann. Sie sind für die Langzeittherapie gut geeignet, können langfristig aber zu einem Mangel an Vitamin-B12, Calcium und Magnesium führen, da deren Aufnahme durch den Protonenpumpenhemmer gehemmt wird.

Zurück zu den Prostaglandinen

Prostaglandine haben auch eine Wirkung auf den Darm. Sie setzen die Darmbewegungen herab. Werden die Prostaglandine also durch Ibuprofen gehemmt, kann es zu Durchfall kommen.

Ein weiterer Effekt der Prostaglandine ist eine vasodilatierende Wirkung. Das heißt, dass durch manche Prostaglandine die Blutgefäße erweitert werden. Fließt das Blut durch erweiterte Gefäße, übt es weniger Druck auf diese aus. Der Blutdruck sinkt also. Im Umkehrschluss kann durch die Einnahme von Ibuprofen also der Blutdruck steigen. Was er auch tut und zwar im Schnitt um 3,7 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).

Warum ich das in so einer komischen Einheit angebe? Weil auch der Blutdruck in so einer komischen Einheit angegeben wird. Ein idealer Blutdruck liegt ungefähr bei 120 zu 80. (in mmHg).

Außerdem kommt es durch Ibuprofen zu einer Senkung der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Das heißt, dass die Nieren pro Zeiteinheit weniger Harn filtrieren. Die Natriumausscheidung und die Harnausscheidung sinken. Dadurch wird der Blutdruck ebenfalls erhöht und es kann zu Ödemen kommen. Also zu Wassereinlagerungen im Gewebe.

Eine Einnahme von Ibuprofen über einen längeren Zeitraum kann deshalb zu Nierenschäden führen. Die Schäden zeigen sich aber leider oft erst dann, wenn die Leistung der Nieren auf unter 60 Prozent abgefallen ist.

Hat ein Patient bereits eine eingeschränkte Nierenfunktion (GFR unter 60 Milliliter pro Minute), sollte Ibuprofen nicht eingenommen werden, denn es könnte zu bleibenden Schäden führen. Cremes und Gele hingegen sind in Ordnung.

Wir erinnern uns: Ibuprofen hemmt COX-1 und COX-2 unselektiv.

Während die schmerzlindernde, die fiebersenkende und die entzündungshemmende Wirkung hauptsächlich durch die Hemmung von COX-2 erreicht wird und zahlreiche unerwünschte Wirkungen durch die COX-1-Hemmung (z.B. Magengeschwür), wollte man natürlich Arzneistoffe entwickeln, die nur bzw. hauptsächlich die COX-2 hemmen. Das führte zur Entstehung der Coxibe.

Coxibe sind besser verträglich für den Magen-Darm-Trakt, da sie lediglich die COX-2 hemmen, haben aber ein höheres kardiovaskuläres Risiko als Ibuprofen. Das bedeutet, dass zum Beispiel das Risiko einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden unter den Coxiben höher ist als unter Ibuprofen.

Acetylsalicylsäure (ASS) hemmt COX-1 und COX-2 im Großen und Ganzen genauso wie Ibuprofen auch. Aber ASS hemmt die Thrombozytenaggregation, das Zusammenlagern von Blutplättchen, wesentlich besser als Ibuprofen.

Die Thrombozytenaggregationshemmung kommt durch die Hemmung der COX-1 der Thrombozyten zustande. Die Acetylsalicylsäure besitzt im Gegensatz zu Ibuprofen eine Acetylgruppe. Diese Acetylgruppe wird auf das COX-1-Enzym des Thrombozyten übertragen, wodurch es dann dauerhaft inaktiviert wird. Die Wirkung hält ungefähr zehn Tage lang an, weil es so lange dauert, bis ein neuer Thrombozyt gebildet wurde.

Um diese Wirkung zu erzielen, reichen 100 - 300 Milligramm ASS täglich aus.

Da Ibuprofen die Acetylgruppe fehlt, kann es COX-1 nur kurzfristig hemmen, wodurch es zu keiner nennenswerten Thrombozytenaggregation kommt.

Allerdings kann Ibuprofen an einer benachbarten Stelle des Enzyms binden und dem ASS den Zugang versperren, so dass es nicht mehr an seine Bindungsstelle gelangen und folglich auch nicht mehr wirken kann.

Im Klartext heißt das, dass jeder, der auf die thrombozytenaggregationshemmende Wirkung von ASS angewiesen ist, verhindern sollte, dass er Ibuprofen im Blut hat.

Deshalb darf man in diesem Fall höchstens eine Ibuprofen-Tablette am Tag einnehmen und zwar frühestens zwei Stunden nach und mindestens acht Stunden vor der nächsten Dosis ASS 100. Es gibt wohl Hinweise darauf, dass man den Abstand zu Ibuprofen nach einer magensaftresistenten ASS-100-Tablette etwas vergrößern muss. (Magensaftresistentes ASS 100 wird eine halbe Stunde vor dem Frühstück auf nüchternen Magen eingenommen, damit es sich nicht schon im Magen auflöst. Der Überzug der Tabletten ist nur dann magensaftresistent, wenn der pH-Wert des Magens durch Nahrung nicht erhöht wurde.)

Möglicherweise muss man die Abstände nicht nur mit Ibuprofen einhalten, sondern auch bei Naproxen und Metamizol (Novaminsulfon). Diclofenac und die COX-2-Hemmer (Coxibe) hingegen beeinflussen die Wirkung des ASS 100 nicht.

Wird Ibuprofen allerdings zwei bis dreimal am Tag eingenommen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass bei der ASS-Einnahme noch Ibuprofen im Blut vorhanden ist und dadurch die Thrombozytenaggregation reduziert bzw. verhindert wird. Also: Vorsicht!


Dosierung

In der Selbstmedikation, also wenn man das Ibuprofen nicht von seiner Ärztin verordnet bekommen hat, dann beträgt die maximale Tagesdosis 1200 Milligramm Ibuprofen für einen Erwachsenen. Aufgeteilt auf drei Einnahmen von jeweils 400 Milligramm. Die Tablette nach dem Essen zu nehmen sorgt dafür, dass sie besser vertragen wird.

Da durch die Einnahme von Ibuprofen aber, wie oben beschrieben, vermehrt Magensäure und weniger schützender Magenschleim gebildet wird, kann die Magenschleimhaut immer "gereizt" werden, unabhängig davon, ob man das Ibuprofen vor oder nach dem Essen einnimmt. Nimmt man es nach dem Essen ein, entfällt die direkte Reizung der Magenschleimhaut. Allerdings wirkt das Ibuprofen nach dem Essen nicht so schnell, wie wenn man es vor dem Essen geschluckt hätte.

In Deutschland wird deshalb immer eine Einnahme nach den Mahlzeiten empfohlen. Wie mir nach dem Erscheinen der ersten Version dieses Artikels mitgeteilt wurde, ist das in anderen Ländern durchaus anders.

Wenn man eine 400 Milligramm Tablette eingenommen hat, darf die nächste bereits nach sechs Stunden genommen werden, obwohl dreimal täglich in der Regel alle acht Stunden bedeutet. Trotzdem dürfen aber nur maximal drei 400-Milligramm-Tabletten am Tag geschluckt werden.

Wird Ibuprofen nicht im Rahmen der Selbstmedikation eingenommen, sondern wenn sie der Arzt verordnet hat, beträgt die tägliche Höchstdosis 2400 Milligramm. Diese hohen Dosen sollten dementsprechend nur nach ärztlicher Anweisung eingenommen werden.

Ibuprofen in einer Dosierung höher als 400 Milligramm ist immer rezeptpflichtig. Es gibt  aber auch rezeptpflichtige 400-Milligramm-Ibuprofentabletten. Die wirken aber nicht anders als die freiverkäufliche Version.

Wurden zum Beispiel 20 Tabletten mit je 400 Milligramm Ibuprofen verordnet und man müsste fünf Euro Zuzahlung leisten, kann es gut sein, dass man in der Apotheke auch welche ohne Rezept für weniger Geld bekommt. Warum gibt es überhaupt verschreibungspflichtige Ibu 400 Tabletten?

Der Unterschied liegt nur in der Indikation, also wofür man sie einsetzt. Während die rezeptfreien Ibu 400 zur kurzzeitigen symptomatischen Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen, wie Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Regelschmerzen und Fieber eingesetzt werden, gibt es bei der verschreibungspflichtigen Variante eine erweiterte Indikation. Man wendet sie an zur symptomatischen Behandlung von Schmerz und Entzündung bei

  • akuten Arthritiden (einschließlich Gichtanfall)
  • chronischen Arthritiden, insbesondere bei rheumatoider Arthritis (chronische Polyarthritis)
  • Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) und anderen entzündlich-rheumatischen Wirbelsäulenerkrankungen
  • Reizzuständen bei degenerativen Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (Arthrosen und Spondylarthrosen)
  • entzündlichen weichteilrheumatischen Erkrankungen
  • schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen oder Operationen
  • leichten bis mäßig starken Schmerzen
  • Fieber

Das ist der Unterschied. Im Prinzip sind sie einfach nur deshalb verschreibungspflichtig, weil die genannten Krankheiten nicht in der Selbstmedikation behandelt werden sollten. Nichtsdestotrotz kann man bei diesen Krankheiten aber genauso gut die rezeptfreie Variante schlucken. Nach Rücksprache mit seiner Ärztin.

Tabletten mit 600 und 800 Milligramm Ibuprofen sind immer verschreibungspflichtig.

Wurden 600 Milligramm Ibuprofen verordnet, darf man die nächste Tablette bereits nach sechs Stunden einnehmen. Höchstens jedoch vier am Tag.

Bei Ibu 800 darf die nächste Tablette aber frühestens nach acht Stunden eingenommen werden. Dementsprechend höchstens drei Tabletten am Tag.

Jetzt die Fragen aller Fragen:

Wirkt Ibuprofen 800 Milligramm genauso wie zwei Tabletten Ibuprofen 400 Milligramm?

Die Antwort ist: Im Grunde ja. Allerdings kann es Unterschiede in der Freisetzung geben.

Um den Wirkstoff freizusetzen, muss sich die Tablette bzw. müssen sich die Tabletten erst einmal im Magen auflösen und den Wirkstoff freigeben. Das wird bei einer Achthunderter nicht zwangsweise genauso lange dauern, wie bei zwei Vierhundertern.

Wenn man zwei Ibuprofen-Tabletten von zwei verschiedenen Firmen miteinander vergleicht, haben beide sehr wahrscheinlich unterschiedliche Hilfsstoffe, was dazu führen kann, dass die Tabletten der einen Firma den Wirkstoff schneller freisetzen als die der anderen. Die Bioverfügbarkeit, also wieviel vom Wirkstoff im Blut ankommt, und die Wirksamkeit können deshalb bei Ibuprofen trotz gleicher Dosierung stark schwanken. Wenn jemand also der Meinung ist, dass bei ihm nur das Ibuprofen von der einen Firma wirke, dann kann da durchaus was dran sein.

Oft höre ich Sprüche wie "Bei mir wirken aber nur die von der Firma XY!", was in der Selbstmedikation oder bei Privatrezepten natürlich kein Problem darfstellt, weil man dann ganz einfach die Tabletten der gewünschten Firma kaufen kann. Ob die private Krankenversicherung dann allerdings die teureren Tabletten bezahlt, ist eine andere Sache.

Am häufigsten kommt der Spruch aber dann vor, wenn die Ärztin Firma XY verordnet hat, der blöde Apotheker, dann diese aber nicht rausrücken will, weil sie kein Rabattpartner der Krankenkasse ist.

In dem Fall könnten wir dann "Pharmazeutische Bedenken" anmelden und das gewünschte Präparat abgeben. Besser wäre allerdings, wenn die Ärztin dann jedes mal das Präparat, das am besten wirkt, verordnen und dazu aut idem ausschließen würde.

"Aut idem" heißt "oder ein Gleiches". Damit ist gemeint, dass wir ein wirkstoffgleiches Arzneimittel einer anderen Firma abgeben dürfen. Die Packungsgröße muss dabei aber der Normgröße der verordneten Packung entsprechen. Wir dürfen also nicht einfach 100 Tabletten statt 20 abgeben. Auch muss die Wirkstärke die selbe bleiben.

Wenn aut idem ausgeschlossen, also der Austausch verhindert, werden soll, muss das Aut-idem-Feld von der Ärztin angekreuzt werden. Damit wird das Wort "aut idem", das sich in dem Feld befindet, durchgestrichen. Das bedeutet für uns, dass kein Gleiches einer anderen Firma mehr abgegeben werden darf.

Allerdings ergibt der Spruch, dass nur die Tabletten der einen Firma bei einem wirken, wenig Sinn. Denn ohne die Tabletten aller anderen Firmen ausprobiert zu haben, bleibt das nur eine Behauptung. Und nicht selten gibt es über 30 verschiedene Anbieter.

Bei der retardierten Version der Ibu 800, sieht das Ganze dann schon anders aus. Bei diesen Tabletten wird der Wirkstoff dann nicht sofort, wie bei den "normalen" Tabletten freigesetzt wird, sondern eben nach und nach. Dann macht es durchaus einen Unterschied, ob man eine retardierte Ibu 800 einnimmt, oder eben zwei normale Ibu 400.


Für Kinder werden immer Ibuprofen und Paracetamol empfohlen, wenn es um Schmerzen und Fieber geht.

Was die Dosierung für Kinder angeht, sollte man immer im Beipackzettel nachlesen, wie viel man geben muss. Denn sie wird sich für das selbe Kind immer mal wieder ändern, da die Dosis anhand des Alters und des Gewichts bestimmt wird.

Kindern gibt man als Einzeldosis sieben bis zehn Milligramm Ibuprofen pro Kilogramm Körpergewicht und als Tagesgesamtdosis 30 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Ein zehn Kilogramm schweres Kind bekommt als Einzeldosis dementsprechend 70 - 100 Milligramm Ibuprofen verabreicht und maximal 210 - 300 Milligramm am Tag. Folglich kann zum Beispiel ein Zäpfchen mit 75 Milligramm Ibuprofen bis zu viermal am Tag verabreicht werden. Viermal am Tag bedeutet alle sechs Stunden.


Was die Geschwindigkeit des Wirkeintritts angeht, so wirkt Ibuprofen - wie oben erwähnt - schneller, wenn man es vor dem Essen einnimmt. Empfohlen wird in Deutschland allerdings die Einnahme nach der Mahlzeit.

Ansonsten gibt es noch die Variante mit Lysin. Das Ibuprofenlysinat. In dieser Form ist das Ibuprofen mit dem Lysin, einer Aminosäure verbunden, wodurch es besser wasserlöslich ist als Ibuprofen alleine. Löst es sich schneller im Magen auf, kann es im Dünndarm schneller ins Blut übergehen und folglich schneller wirken.

Ibuprofenlysinat ist allerdings nicht stärker wirksam als Ibuprofen alleine, auch wenn viele denken, dass das der Fall wäre, weil auf der Packung 684 Milligramm Ibu-Lysin steht. Die 684 Milligramm Ibu-Lysin setzten sich aus 400 Milligramm Ibuprofen und 284 Milligramm Lysin zusammen.

Schneller als Tabletten wirkt auch ein Saft, da dort das Ibuprofen suspendiert vorliegt und sich somit im Magen dann schneller auflösen kann. In einem Ibuprofensaft schwimmen kleine Teilchen des Wirkstoffes herum. Steht auf einem Saft 20 mg/ml bedeutet das, dass ein Milliliter des Ibuprofensafts 20 Milligramm Ibuprofen enthalten. Müssen dann zum Beispiel 100 Milligramm als Einzeldosis gegeben werden, sind das entsprechend fünf Milliliter Saft. Damit in den fünf Millilitern aber auch wirklich 100 Milligramm Ibuprofen enthalten sind, muss der Saft vor der Gabe geschüttelt werden, sonst befinden sich eventuell zu wenig Teilchen auf dem Löffel und die gegebene Dosis ist zu niedrig. Das würde dann auch bedeuten, dass sich im Anschluss mehr als 20 Milligramm in einem Milliliter befinden würden und dadurch bei der nächsten Gabe etwas zu viel gegeben werden würde - vorausgesetzt, man Schüttelt den Saft davor.

Vorsicht:

Es gibt auch die Säfte mit 40 Milligramm Ibuprofen auf einen Milliliter. Wenn man da also nicht aufpasst und denkt, man hätte den Saft mit 20 Milligramm pro Millilitern gekauft, kann man schnell mal die doppelte Dosis verabreichen.

Das Schütteln des Saftes ist grundsätzlich immer dann notwendig, wenn eine Suspension vorliegt, bei einer Lösung ist das nicht nötig, da dann die Teilchen immer gleichmäßig verteilt in der Flüssigkeit vorliegen.

Auch aus Zäpfchen wird der Wirkstoff relativ schnell aufgenommen. Wer aber denkt, dass er damit den Nebenwirkungen, wie Magenblutungen entgehen kann, liegt falsch. Auch als Zäpfchen wird der Wirkstoff ins Blut aufgenommen und hat dementsprechend die gleichen systemische Wirkungen wie bei der Aufnahme des Wirkstoffes durch Saft oder Tabletten.

Halten wir fest: Je schneller sich das Ibuprofen im Magen auflösen kann, desto schneller kann es vom Körper aufgenommen werden und wirken.

Dementsprechend wirkt auch das Ibuprofengranulat schneller, das man direkt in den Mund kippt und dann hinunterschluckt.


Die häufigsten Nebenwirkungen von Ibuprofen bei systemischer Anwendung sind: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall.


Noch mehr Antworten auf eure Fragen.

Zum Abschluss beantworte ich euch noch einige eurer zahlreichen Fragen, die ihr mir bei Twitter, Facebook, Instagram oder per E-Mail gestellt habt.

Allgemein:

F: Wo kann ich mehr leicht verständliche Infos über Arzneimittel finden?
A: Gut, dass du fragst. 😉  Mehr leicht verständliche Infos gibt es in meinem Buch "Die Wahrheit über unsere Medikamente". Es erschien am 30. April 2021.
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F: Wirkt Ibuprofen in Kombination mit Coffein besser als ohne?
A: Das ist wohl nicht so ganz eindeutig geklärt. Die Nebenwirkungen scheinen jedoch in dieser Kombination eindeutig größer zu sein als bei Ibuprofen alleine. Und sind wir mal ehrlich, wer hat denn nicht rund um die Uhr Coffein im Blut?

F: Kann ich Ibuprofen gegen alle Schmerzen nehmen?
A: Im Grunde ja. Von Halsschmerzen bis Rückenschmerzen ist Ibuprofen immer eine gute Wahl. Bei Magenschmerzen logischerweise nicht.

F: Stimmt es, dass es Ibuprofen auch als Globuli gibt? Was sollen die denn bringen?
A: Ja, das stimmt. Sie bringen allerdings nichts. Die Homöopathie hat keine Wirkung, die über den Placeboeffekt hinausgeht.

F: Stimmt es, dass Ibuprofen einen Ceiling-Effekt hat?
A: Ceiling-Effekt bedeutet, dass trotz höherer Dosis keine bessere Wirkung mehr eintritt. Laut einer Studie sollen 600 bzw. 800 Milligramm Ibuprofen nicht stärker wirken als 400 Milligramm Ibuprofen. Allerdings steht darüber selbst in aktuellen Lehrbüchern nichts drin.

F: Ist Paracetamol stärker als Ibuprofen? Die Paracetamoltabletten enthalten ja 500 Milligramm und die Ibuprofentabletten 400 Milligramm.
A: Nein. Ibuprofen ist stärker als Paracetamol und auch als ASS. Die Einzeldosis Ibuprofen beträgt 400 Milligramm bei einem Erwachsenen, bei ASS und bei Paracetamol 500 Milligramm bis ein Gramm.

F: Wenn ich Ibu als Dauermedikation nehmen muss, wie viele Stunden vor einer OP soll ich sie weglassen?
A: In der Regel 12 Stunden vor einer OP. Aber bitte immer mit dem Arzt klären.

F: Können ältere Menschen einfach so Ibuprofen nehmen?
A: Bei längerfristiger Einnahme ab 65 Jahre oder bei einem erhöhten Risiko für gastrointestinale Erkrankungen sollte das Ibuprofen mit einem Protonenpumpenhemmer kombiniert werden. Bitte immer mit dem behandelnden Arzt klären.

F: Bringt denn ein Ibuprofen-Gel etwas?
A: Wenn überhaupt, dann hat es einen geringen Nutzen. Es kommt auf die Art der Schmerzen drauf an, auf die Art des Gels (die Galenik). Effektiver sind Tabletten.

F: Hilft Ibuprofen bei Erkältungen?
A: Wenn die Erkältung mit Fieber und/oder Schmerzen einhergeht, dann ja. Laut Studien kann Ibuprofen bei einer Erkältung das Symptom “Niesen” wesentlich stärker lindern als Placebo.

F: Kann ich Ibuprofen einnehmen, wenn ich Asthma habe?
A: Besser wäre Paracetamol. Es gibt Asthmatiker, bei denen es einen Asthmaanfall auslöst, anderen scheint es gar nichts auszumachen.

F: Ibuprofen hilft ja bei Fieber, hilft es auch bei einem Hitzschlag?
A: Nein. Ist die Körpertemperatur aufgrund eines Hitzschlags erhöht, darf nicht mit fiebersenkenden Arzneimitteln wie ASS, Ibuprofen oder Paracetamol behandelt werden. Sie wirken in dem Fall nicht und könnten Blutgerinnung sowie Nieren- und Leberfunktion negativ beeinflussen.

F: Stimmt es, dass es zu Hautausschlägen kommen kann, wenn man Ibuprofen einnimmt und in die Sonne geht?
A: Ich kenne keinen einzigen Fall, aber es soll wohl schon vorgekommen sein.

F: Hilft Ibuprofen bei einer Blasenentzündung?
A: Bei einer unkomplizierten Blasenentzündung reicht es manchmal schon aus, nur Ibuprofen zu einnehmen. Im Jahr 2015 wurde eine Therapie mit Ibuprofen mit einer sofortigen Antibiotikatherapie verglichen. Ibuprofen schnitt nur wenig schlechter ab als das Antibiotikum.
Nach einer Woche waren 70 Prozent der Frauen durch Ibuprofen beschwerdefrei, mit einem Antibiotikum waren es 80 Prozent.

F: Kann ich Ibuprofen bei einem Kater nehmen?
A: Ja. Oder ASS. Nur kein Paracetamol. Bei der Einnahme von Paracetamol entsteht ein toxisches Abbauprodukt, das in der Regel vom Körper gut entgiftet werden kann. Wird zusätzlich Alkohol getrunken, oder befindet sich Alkohol im Blut, wird das toxische Abbauprodukt vermehrt gebildet, wodurch Paracetamol auch schon in normalen Dosen gefährlich sein kann.

F: Kann ich zum Ibuprofen zusätzlich Aspirin nehmen?
A: Nein. Aspirin und Ibuprofen wirken ähnlich. Die Gefahr der Nebenwirkungen, z.B. einer Magenblutung wird dadurch erhöht. Entweder Ibuprofen oder ASS. Paracetamol hingegen kann mit Ibuprofen kombiniert werden, wodurch die Wirkung verstärkt wird.

F: Warum kostet Ibuprofen überall etwas anderes?
A: Jede Apotheke kann ihre eigenen Preise gestalten, wenn das Arzneimittel nicht rezeptpflichtig ist. Meistens kosten die Präparate mit Lysin etwas mehr und die Originalpräparate am meisten.

F: Kann ich Ibuprofen bei Gelenkschmerzen einnehmen?
A: Ja. Wenn es nicht ausreichend hilft, dann vielleicht — nach Rücksprache mit dem Arzt — Diclofenac ausprobieren. Bei Gelenkschmerzen hilft auch der entzündungshemmende Effekt von Ibuprofen/Diclofenac.

F: Ist es nicht besser, wenn ich die Schmerzen einfach aushalte, statt dass ich Ibuprofen einnehme?
A: Man muss sicher nicht bei jedem kleinen Schmerz gleich zur Tablette greifen, aber Schmerzen können chronisch werden, wenn sie unbehandelt bleiben.

F: Kann ich Ibuprofen einnehmen, wenn ich Phenprocoumon (z.B. Marcumar) einnehme?
A: Besser nicht. Die Kombination kann Blutungen verstärken.

F: Schädigt Ibuprofen als Gel den Magen?
A: Wenn man nicht darin badet, dann nicht. Dazu müsste es in ausreichender Menge ins Blut aufgenommen werden.

F: Warum ist Ibuprofen schlimmer für die Magenschleimhaut als z.B. Oxycodon?
A: Die beiden Wirkstoffe haben einen völlig unterschiedlichen Wirkmechanismus. Oxycodon ist kein COX-Hemmer und hat dementsprechend keine Auswirkungen auf die Magenschleimhaut.

F: Warum sind Ibu 600 und 800 rezeptpflichtig, wenn ich einfach zwei rezeptfreie 400er nehmen könnte?
A: Dabei geht es um den Missbrauch. Durch kleinere Packungsgrößen findet weniger Missbrauch statt, auch wenn man mehrere Tabletten auf einmal einnehmen könnte und auch mehrere Packungen kaufen darf.

F: Kann ich Ibu mit Blutdrucksenkern zusammen einnehmen?
A: Ja, der Blutdruck wird aber — wie im Artikel beschrieben — weniger gesenkt.

F: Darf ich Ibu mit Kaffee einnehmen?
A: Arzneimittel sollten immer mit einem vollen Glas Wasser eingenommen werden.

F: Kann ich Ibu mörsern?
A: Ja, es darf in Kontakt mit der Magensäure kommen. Es gibt ja auch einen Saft davon. Man kann auch retardierte Ibuprofen-Tabletten mörsern, sie haben dann natürlich keinen Retardeffekt mehr.

F: Darf man Pradaxa (Dabigatran) mit Ibuprofen kombinieren?
A: Wer Dabigatran nimmt, sollte besser auf NSAR, wie Ibuprofen, ASS oder Diclofenac, verzichten, da das Blutungsrisiko dadurch erhöht wird. Besser Paracetamol.

F: Ich bekomme Halluzinationen von Ibuprofen und die Schmerzen gehen trotzdem nicht davon weg.
A: Halluzinationen unter Ibuprofen gehört zu den seltenen Nebenwirkungen. Mir ist bisher kein einziger Fall untergekommen. Wenn die Schmerzen auf Ibuprofen nicht ansprechen, dann sollte man ein anderes Schmerzmittel wählen. Ibuprofen ist nicht immer der passende Wirkstoff.

F: Kann Ibuprofen eine Divertikulitis (Erkrankung des Dickdarms durch entzündete Ausstülpungen der Schleimhaut) auslösen?
A: Ich habe keine Quelle gefunden, die da einen Zusammenhang sieht. Aber, wenn man bereits eine Divertikulitis hat, sollte sie nicht mit Ibuprofen oder anderen NSAR behandelt werden, da sie die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen erhöhen können, wie einer Perforation des Darms.

F: Stimmt es, dass durch übermäßigen Gebrauch von Ibuprofen Kopfschmerzen entstehen können?
A: Ja, durch Übergebrauch können Kopfschmerzen auftreten. Deshalb sollte man Ibuprofen nicht öfter als fünfzehn Tage im Monat einnehmen. Möglicherweise wird der “Medikamenteninduzierte Kopfschmerz” dadurch ausgelöst, dass die Schmerzgrenze herabgesetzt wird und man deshalb die Schmerzen früher empfindet.

F: Stimmt es, dass Ibuprofen das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte erhöht?
A: Ibuprofen erhöht den Blutdruck und kann zu einer Verengung von Blutgefäßen führen. Das kann Ablagerungen in den Gefäßen begünstigen, wodurch die Gefahr eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarkts erhöht wird.
Bei kurzfristiger Einnahme ist die Gefahr relativ gering, wenn man keine Herzkrankheiten hat. Bei Herzkrankheiten sollte deshalb auf Ibuprofen verzichtet werden.

Kinder:

F: Kann man einem Baby schon Ibuprofen geben?
A: Entsprechend des Gewichts und des Alters ab drei Monaten. Die Ausnahme ist die Behandlung des offenen Ductus ­arteriosus Botalli. Aber darum kümmert sich der Arzt.

K: Kann ich meinem Kind Paracetamol- und Ibuprofenzäpfchen gegen Fieber im Wechsel geben?
A: Ja. Nach Rücksprache mit dem Arzt. Kann man je nach Gewicht und Alter beide dreimal geben, heißt das jeweils alle acht Stunden. Zeitversetzt. Also alle vier Stunden Ibu und Paracetamol im Wechsel.

F: Wenn Säuglinge/Kinder den Wirkstoff in Form von Zäpfchen bekommen, wie genau wirkt sich das auf den Organismus aus? Gibt es einen Unterschied zwischen “nur Schmerzen”/”nur Fieber”/”Schmerzen und Fieber”bei der Wirkung?
A: Wenn du den Wirkstoff als Zäpfchen gibst, wirkt er trotzdem im ganzen Körper gegen die Schmerzen und senkt das Fieber.

Schwangerschaft/Stillzeit:

F: Kann ich Ibuprofen einnehmen, wenn ich schwanger bin?
A: Im 1. und 2. Trimenon theoretisch ja. Am besten Rücksprache mit dem Arzt halten. Paracetamol wäre aber besser. Im 3. Trimenon ist Ibuprofen wegen der ­erhöhten Blutungsgefahr unter der Geburt und des möglichen Verschlusses des Ductus arteriosus botalli ­kontraindiziert. Kurz vor der Geburt eingenommen, kann Ibuprofen die Wehen hemmen.

F: Kann ich Ibuprofen einnehmen, wenn ich schwanger werden will?
A: Ich habe mal gelesen, dass es besser wäre, darauf zu verzichten. Ich habe aber keine aussagekräftige Quelle gefunden. Wer sicher gehen will, nimmt Paracetamol.

F: Kann ich Ibuprofen einnehmen, wenn ich stille?
A: Ja, es geht nur in geringem Ausmaß in die Muttermilch über. Kurzfristig anwenden.

Der Artikel wurde nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Er ersetzt jedoch keinen Arztbesuch und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.

Falls Sie Fehler im Text gefunden haben, können Sie mich gerne per E-Mail darauf hinweisen.

Aufgrund der besseren Lesbarkeit wurde auf das Gendern verzichtet. Es sind aber immer alle gemeint.

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