Philosophie ist kein Königsweg zur Ergründung der Welt. Doch sie setzt alles daran es zu versuchen. Dem Sinn einen Sinn geben. Das Leben auf den verschiedensten Ebenen zu verstehen und zu deuten. Der Mensch verfügt über die kognitiven Ressourcen dazu. Auf den ersten Blick scheint das klar zu sein. Doch ist das wirklich so?
Die menschliche Zivilisation hat es weit gebracht. Das lässt sich nicht bestreiten. In jeglicher Hinsicht. Ein hoher Lebensstandard hat sich in den Industrienationen etabliert.
Mit diesem hohen Lebensstandard geht auch eine große Nahrungsindustrie einher. Auch wenn die vegetarischen und veganen Alternativen boomen, haben tierische Produkte längst nicht ausgedient. Wichtige Nährstoffe, Geschmack und Gewohnheit sind für viele die die ausschlaggebenden Kriterien, warum sie zu tierischen Produkten greifen. Allerdings ist es ein Mythos, man könne ohne tierische Produkte nicht leben. Es gibt unzählige andere natürliche Lebensmittel, die man konsumieren kann um die lebenswichtigen Inhaltsstoffe aufzunehmen. Zwei Beispiele: Mit Sauerkraut oder anderen Gärungs- oder Fermentprodukten können Darmbakterien Vitamin B12 herstellen. In Hülsenfrüchten oder Vollkornprodukten lässt sich pflanzliches Eisen in großen Mengen finden. Natürlich ist jeder Körper unterschiedlich und reagiert anders auf dementsprechende Nahrungsaufnahmen.
Doch nun was ist überhaupt Kükenschreddern und was hat es mit unserem Konsum zu tun?
Die männlichen Küken, die im Zuge der Legehennen-Zucht ausgebrütet werden, gelten als unwirtschaftlich. Sie legen keine Eier und eignen sich nicht für die Mast, weil sie zu wenig Brustfleisch ansetzen. Sie am Leben zu lassen kostet die Brütereien nur unnötig Platz und Geld, daher werden die Küken getötet. Dies passiert entweder per Vergasung oder eben durch das Schreddern.Lebende, männliche Küken werden durch eine Maschine gejagt, die sie tötet, indem sie zerhackt, bzw. geschreddert werden. Diese Praxis bezeichnet man daher als Kükenschreddern. In der Geflügelindustrie handelt es sich bei diesem Vorgang um eine gängige Vorgehensweise, um sich der unprofitablen Küken zu entledigen, für die es in der Wirtschaft keine Verwendung gibt.
Im Geflügelbetrieb werden die männlichen Küken von den Mitarbeitern per Hand aussortiert und landen auf einem Fließband. Am Ende des Fließbands wartet der Tod in Form eines Industrieschredders. Bei lebendigem Leib werden die Küken darin zerhäckselt – nicht lange, nachdem sie überhaupt erst geschlüpft sind. Aus diesem Grund nennt man sie auch Eintagsküken. Meist leben sie nicht länger als einen Tag nach dem Schlüpfen.Laut Peta werden jährlich 50 Millionen männliche Küken in Deutschland getötet, meist durch den Schredder.Nur ein geringer Anteil der getöteten Küken wird als Futter an beispielsweise Zoos weitergeleitet. Der überwiegende Teil kommt in den Müll.
Die meisten Menschen verzehren regelmäßig Eier. Als hartgekochtes Ei, Spiegelei oder Rührei ist das Hühnerei ein fester Bestandteil der Ernährung. Leider sind auch Bio-Eier bis jetzt keine Garantie gegen das Kükenschreddern. So trägt der Endverbraucher ungewollt durch den Kauf dieser Produkte zur dieser schrecklichen Praxis bei.
Jährlich schlüpfen in den deutschen Brutbetrieben etwa 45 Millionen weibliche Küken, die zu Legehennen werden. Da man davon ausgehen kann, dass männliche und weibliche Küken in einem etwa gleichen Verhältnis schlüpfen, heißt dies, dass in Deutschland zudem jedes Jahr rund 45 Millionen Küken getötet werden.Das bedeutet täglich sterben etwa 100.000 Küken durch Schreddern oder Vergasen. Weltweit werden jährlich etwa 2,5 Milliarden Küken getötet. Dies entspricht 7 Millionen jeden Tag.
Das deutsche Tierschutzgesetz wird bei dieser Praxis hierzulande seit Jahren missachtet, obwohl bereits im 1. Paragraph des Gesetzes steht, dass ein Wirbeltier „nicht ohne vernünftigen“ Grund getötet werden darf. Dennoch wird das Töten weiter gebilligt und damit die Wirtschaft vor den Tierschutz gestellt.Doch es gibt auch Initiativen gegen das Kükenschreddern:
Durch die Bruderküken- und Bruderhahn Initiativen erhalten auch männliche eine Chance zu einer Aufzucht.Um ihre Aufzucht zu finanzieren, werden auf die Eier ihrer Legehennen-Schwestern 2 bis 4 Cent pro Ei beim Preis aufgeschlagen. Wenn der Verbraucher bereit ist dies zu zahlen, dürfen die männlichen Küken zu jungen Hähnen heranwachsen und werden erst dann geschlachtet.Da die Rasse nicht gut Fleisch ansetzt, sind sie ungeeignet, um wie Masthühner den Fleischbedarf abzudecken. Jedoch finden sich andere Wege ihr Fleisch sinnvoll zu verwerten. So hat sich beispielsweise ein Abnehmer in Form eines Babynahrung-Herstellers gefunden. Alternativ landet das Fleisch als Füllung in Maultaschen oder in Hühnersuppen.
Neben der „Bruderhahn Initiative Deutschland“ (BID), setzen sich unter anderem auch die „basic Bruderherz-Initiative“ oder „Hähnlein“ für den Schutz der männlichen Küken ein. Man kann also beim Einkaufen explizit auf diese Siegel bzw. Initiativen achten und mit einem guten Gewissen ihre Produkte. Bekannte Marken sind zum Beispiel Hahnenglück bei Edeka „Hähnlein“ bei Alnatura-Märkten oder denn's Biomärkten, „Spitz und Bube“bei REWE, „Herzbube“ bei Penny & „Henne & Hahn“ von Aldi Süd.
Zudem gibt es eine weitere ethisch vertretbare Alternative:
Das Zweitnutzungshuhn. Seit Ende der 50er Jahre werden keine Zweitnutzungshühner mehr in der Geflügelbranche aufgezogen. Um den Bedarf an Eiern und Fleisch in der Gesellschaft zu decken verlässt man sich seitdem auf zwei separate Züchtungen – die Masthühner und die Legehennen. Dadurch sind in der Legehennen-Zucht die männlichen Küken überhaupt erst zu einem Abfall-Produkt der Brutbetriebe geworden. Sie sind wirtschaftlich betrachtet unbrauchbar für die Geflügelindustrie.Bei Zweitnutzungshühnern handelt es sich um ältere Rassen, die sowohl für das Eierlegen, als auch für die Mast genutzt werden können. Heißt: Die Hennen können für das Eierlegen eingesetzt werden und die Hähne zur Mast. Eine besonders geeignete Rasse ist die französische „Les Bleues“, welche diesen Namen ihren bläulichen Beinen verdankt. Zwar erreichen diese Hühner nicht dieselben Leistungen wie die auf Hochleistung gezüchteten Zuchtlinien, die nur für einen Bereich genutzt werden können, jedoch sind diese Rassen unter ökologischer Haltung gesünder und leiden nicht an leistungsbedingten Krankheiten.Einige Betriebe setzen daher nun wieder auf diese Zweitnutzungs-Rassen, einmal aus ethischen Gründen und einmal, weil den Verbrauchern das Tierwohl bei ihrem Konsumverhalten immer wichtiger wird.
Ein weiterer, wichtiger Schritt ist die Anwendung einer Methode, die das Geschlecht bereits im Ei bestimmen kann. Im Ei entstehen unterschiedliche Mengen von geschlechtsspezifischen Hormonen bei männlichen und weiblichen Küken. Diese werden durch eine winziges Loch in der Eierschale durch einen Laser angeleuchtet. Anhand der Intensität des Lichtes, das sie zurückwerfen, kann man das Geschlecht des Embryos im Ei bestimmen. Bei einem anderen Verfahren wird durch ein Loch in der Schale etwas Flüssigkeit entnommen um das Geschlecht zu erfahren. Die männlichen Eier werden aussortiert und nicht weiter ausgebrütet.
Da diese Methoden eigentlich schon jetzt marktreif sind, stößt der Aufschub eines Verbots des Kükenschredderns, von der Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bitter auf. Dadurch, dass Klöckner auf Freiwilligkeit solcher Anwendungen gehen wollte, hat sie viel Zeit verloren.
Das Töten von männlichen Küken wird erst ab Ende 2021 verboten. Die Bundeslandwirtschaftsministerin hat dafür einen Gesetzentwurf vorgelegt. Er sieht eine Änderung des Tierschutzgesetzes vor, der zufolge bei Verstößen gegen das Verbot Sanktionen möglich werden. Damit folgt die Bundesregierung einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts. Dieses hatte 2019 beschlossen, dass die umstrittene Praxis nur noch für eine Übergangszeit zulässig ist. Wenn das Verbot in Kraft getreten ist, sollten Verbraucher darauf verzichten, Geflügelprodukte aus dem Ausland kommend, zu erwerben, wenn die Tiere dort weiterhin geschreddert werden.
Auch die FDP kritisierte das Fehlen einer europäischen Regelung. Es sei "traurig und ambitionslos zugleich", dass Klöckner sich mit einem nationalen Verbot begnüge, sagte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Gero Hocker. "Sie lässt damit die großartige Chance der deutschen Ratspräsidentschaft ungenutzt verstreichen." Würde es ihr wirklich um das Wohl der Tiere gehen, hätte sie einheitliche europäische Rahmenbedingungen angestrebt. Stattdessen bleibe die Bundesregierung bei "billiger Schaufensterpolitik". Für die Küken würde sich nur ändern, dass sie künftig im Ausland getötet werden.
Es muss also noch eine große Kraftanstrengung erfolgen, um ein europaweites Verbot des Kükenschredderns durchzusetzen um sinnloses Töten zu verhindern. Es sollte verhindert werden, das Problem ins europäische Ausland zu verschieben.Das sogenannte Schreddern brachte der Mensch in seinem Erfindergeist hervor. Es sollte Konsens sein, dass es eine zivilisatorische Aufgabe sein sollte, dieses aus unserer Lebensmittelindustrie vollständig zu verbannen.
„Die Liebe zur Weisheit“ - so wird die Philosophie übersetzt. Seit ungefähr 2500 Jahren unternehmen Philosophen Versuche, unsere Welt, das Universum und den Menschen zu erklären beziehungsweise zu interpretieren - und kommen mitunter zu den verschiedensten Ergebnissen. Zur akademischen Philosophie gehören unter anderem die Fachgebiete der Ethik und der Logik.
Wo beginnt die Logik und was sind unsere ethischen Grundsätze?
Den Menschen könnte man einen naiven Dümmling nennen. Er denkt nur das, was er zu wissen glaubt. Nicht mehr und nicht weniger. Kognitiv hat der Mensch auch seine Grenzen.Manchmal denkt man, dies sei nicht so. Aber der Mensch und sein Ego müssen sich schließlich über alles Leben auf dieser Erde stellen. Er betrachtet sich als mehrwertig und moralisch überlegen.
Philosophie beschäftigt sich - zwangsläufig - auch mit „Abgründen". Das Schreddern ist ein solcher. Damit sollte alles gesagt sein.
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