4. Februar 2022 - Xi Jinping: „Die Olympischen Spiele sind unpolitisch.“ Thomas Bach: „Politik spielt bei der Olympiade keine Rolle.“ Heute Morgen haben sich in Peking vor Eröffnung der chinesischen  Winterspiele, quasi als „unpolitischen“ Aufgalopp, Russlands Präsident  Vladimir Putin und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping getroffen.

AP-News. 2. Februar 2022. Screenshot.
AP-News. 2. Februar 2022. Screenshot.

Putin ist der erste ausländische Staatsgast, den Xi nach mehr  als zwei Jahren in selbstgewählter Isolation aufgrund der  Corona-Epidemie empfangen hat. Drei Tage zuvor konferierte der  chinesische Staatschef bereits mit dem Präsidenten des Internationalen  Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, der natürlich kein Staatschef  ist, sich wahrscheinlich aber als solcher fühlt – zumindest gebärdet er  sich so.

Bevor sich das chinesische Olympia-Team in das hermetisch  abgeriegelte Sportlerdorf verabschiedet hatte, mussten die Athleten vor  dem „Tor des Himmlischen Friedens“, dem Eingang zum alten Kaiserpalast  in der chinesischen Hauptstadt Aufstellung nehmen und einen Eid auf  „Führer Xi Jinping, die kommunistische Partei und das chinesische  Vaterland“ anstimmen. Ganz unpolitisch natürlich.

Es ist zu erwarten, dass Xi und Putin politisch noch näher  zusammenrücken, in einer Allianz gegen den schwächelnden und  verweichlichten Westen, so wie die Beiden das jedenfalls sehen. 31-mal  haben sich Xi und Putin seit 2013 getroffen, dem Jahr als die USA China  zum „strategischen Rivalen“ erkoren haben. So eng war die Freundschaft  zwischen Peking und Moskau seit Beginn der 50er Jahren nicht mehr.  Damals zogen sie Schulter an Schulter in den Korea-Krieg.

Xi und Putin machen einen Pfannkuchen. VOA auf Youtube.

Hier  – Mitschnitte aus dem Jahre 2017 – schlemmen sie nur Kaviar zusammen und trinken Vodka drauf. Die  Überschrift von Voice of America (VOA), die den Clip ausstrahlte, ist  etwas missverständlich. „Putin und Xi machen Pfannkuchen,“ das würde  eher zum nächsten Thema passen.

Noch vor Beginn des Treffens wurde der bekannte  Demokratieaktivist Koo Sze-yiu in Hongkong am Freitagmorgen verhaftet,  weil er vor dem Vertretungsbüro Pekings gegen die Spiele demonstrieren  wollte. Berichten zufolge wurde er wegen Verstoßes gegen das „Gesetz zum  Schutze der nationalen Sicherheit“ und wegen angeblicher „Anstiftung  zum Umsturz der Staatsmacht“ verhaftet.

Screenshot Hong Kong Free Press. Alt-Aktivist Koo.

Koo ist schon 75* Jahre alt und es ist zu erwarten, dass die  chinesischen Sicherheitskräfte, die in Hongkong jetzt solche  Verhaftungen durchführen, ihn so plattmachen, wie Xi und Putin oben  ihren Pfannkuchen. (*Hongkong Free Presse schreibt, er wäre 70.)

Kontroversen auch in Taiwan um die Winterolympiade im  Nachbarland. Denn die Eisschnellläuferin Huang Yu-ting, eine von nur  vier Mitgliedern der Delegation ihres Landes, war für einen Videoclip  auf ihrer Instagram-Seite in das Trikot der volkschinesischen Mannschaft  geschlüpft. Jenem Land, das ihrer Heimat mit Krieg und Besetzung droht.  Auf Druck Chinas dürfen die Athleten Taiwans bei Olympischen Spielen  nur unter dem Namen „Chinese Taipei“ auftreten. (Das Bild oben zeigt Huang wieder im Taiwan-Dress.)

Taipei Times. 4. Februar 2022. Screenshot.

Eine Freundin aus China habe ihr das Leibchen geliehen,  musste die Skaterin kleinlaut einräumen, als wenige Stunden später ein  viraler Sturm der Empörung von zuhause über sie hereinbrach. Dass die  gertenschlanke 33-Jährige sich damit entschuldigen wollte, „dass Sport  nur Sport ist, da gibt es keine Nationen,“ half wenig.

Ein Kommentar auf ihrer Facebook-Seite riet ihr stattdessen,  sie solle doch einmal ihren taiwanischen Laufanzug der chinesischen  Sportskameradin ausleihen. Dann werde sie schnell kapieren, wie sehr  Sport doch nur Politik sei.

Andere meinten, sie solle doch nach „drüben“ auswandern. Das  könnte freilich schon längst der Fall sein. Der Vater von Huang betreibt  in China nämlich eine Fabrik, die Schlittschuhe herstellt. Die Nation,  die seine Tochter meinte, ist dann wohl der Renminbi (RMB), Chinas  Zahlungsmittel, der „Volks-Dollar“.

Apropos Zahlungsmittel.

Liberty Times. 3. Februar 2022. Screenshot.

Zu Kontroversen dürfte es auch in der Sportlerkantine des  Olympischen Dorfes kommen. Denn dort werden neben Tsingtao-„Bären“ auch  japanische Asahi-„Bären“ zum Verzehr angeboten. Wir wissen ja spätestens  seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie auf einem Wildtiermarkt in Wuhan,  dass in China nicht nur Hunde und Fledermäuse, sondern auch Bärentatzen  als Delikatesse gelten.

Zwar dürfte es sich bei dem „Bären“ (Englisch: Bear) um einen Vertipper von „Bier“ (Englisch: „Beer“) handeln. Nobody is perfect! Auch Papa Xi nicht, der laut volkschinesischer Propaganda die Spiele fast allein organisiert hat, aber trotzdem nicht mit Winnie the Pooh Bear verglichen werden darf.

Xi the Pooh-Bär. Screenshot von Youtube Euro-News

Empören mögen sich die Sportler und Sportlerinnen allerdings  in der Dorf-Kantine über die Preise. Denn ein lokales „Tsingtao-Bier“  kostet 78 RMB, der chinesische Gaoliang-Schnaps (für westliche Mägen  ungeeignet) 7880 RMB und ein Beefsteak schlappe 188 RMB.

Der Umrechnungskurs zum Euro betrug heute Morgen 7.29 RMB. Bitte rechnen Sie selbst. Ein Kater ist garantiert.

Hoffentlich werden es keine Squid Game(s).

Zuerst erschienen auf: Der Rikscha-Reporter/ Blick auf Asien von Jürgen Kremb

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