Kennen Sie den? Zwei Medizinstudenten unterhalten sich. Der eine so: "Kommste am Wochenende mit nach Sylt?" Der andere so: "Nee, keine Zeit, da schreib' ich meine Doktorarbeit." Bruhahahaha, Spitzenklopper!
Nun hat Martin Huber nicht Medizin studiert, sondern Politische Wissenschaft. Und promoviert drin. Und kaum ward er als neuer CSU-Generalsekretär benannt, schon gibt es Stress mit seiner Doktorarbeit. Sie stammt aus dem Jahr 2008 und trägt den Titel: "Der Einfluss der CSU auf die Westpolitik der Bundesrepublik Deutschland von 1954 bis 1969 im Hinblick auf die Beziehungen zu Frankreich und den USA". (Es soll Magisterarbeiten geben, deren Themen weiter gefasst sind.) Bereits auf den ersten 26 Seiten von Hubers Dissertation sollen 25 Zitate ohne oder mit falscher Quellenangabe gefunden worden sein. Bingo!
Hey, Unionsparteien, ich will mich ja echt nicht aufdrängen, aber wie wäre es langsam mal mit dem Zusatz "Bitte nur nicht Promovierte!" in Stellenanzeigen für höhere Jobs? Oder damit, nur noch Jobs an Promovierte zu vergeben, die auch einverstanden damit sind, dass ihre Doktorarbeit vorab auf Plagiate gescannt wird (entsprechende Software gibt es inzwischen gratis)? Erspart in Zukunft vielleicht ein paar unangenehme Szenen. Oder unangenehme Fragen. Etwa die, ob eine plagiierte Doktorarbeit zu den Voraussetzungen gehört, um sich in Union und FDP für was höheres zu qualifizieren. Oder ob in konservativ-liberalen Kreisen solche Armut herrscht, dass man sich nicht einmal mehr kompetente Ghostwriter leisten kann.
Pikierte Hinweise auf Fälle wie Baerbock und Giffey jedenfalls sind nur bedingt stichhaltig. Baerbock hat ein Thesenbüchlein zusammengeklöppelt, das man mit Gründen peinlich und überflüssig nennen kann, das aber keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt (daher auch keine Ehrenerklärung enthält) und ihr größtes Problem das ist, das sie wegen Urheberrechtsverletzungen bekommen kann. Und Giffey hat sich einer Wahl gestellt, nachdem der ebenso peinliche Kladderadatsch um ihre Promotion bekannt wurde und die Wahl gewonnen. Man beklage sich also bei den wahlberechtigten Berliner/innen.
Ceterum censeo: Wo bleiben die unangenehmen Fragen an die Universitäten, die solche Machwerke offenbar einfach so ungeprüft durchwinken? Reichen an der LMU München die Mittel nicht, wenigstens stichprobenartig ein paar Fußnoten zurückzuverfolgen? In einer Dissertation? In dem Bundesland, das sich mit dem gnadenlosesten, bomförtionösesten aller Bildungssysteme brüstet? Meine Dozenten an einer weitgehend traditionslosen Ruhrpott-Uni in NRW haben so was damals bei Proseminararbeiten problemlos hinbekommen.
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