Ankara - Der ehemalige türkische Premier Ahmet Davutoglu erhebt schwere Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung. Unter Erdogan wuchere die Korruption wie nie zuvor, sagte er dem "Spiegel".

Teile der Regierung seien "mafiös". Davutoglu war lange Jahre einer der engsten Vertrauten des heutigen Präsidenten. Nun wirft er ihm vor, die Türkei in Grund und Boden zu regieren: "Erdogan hat sich mit Ja-Sagern umgeben. Er hat den Blick für die Realität im Land verloren."

Es gebe in dieser Regierung niemanden mehr, der in der Lage sei, eine Krise, wie man sie gerade erlebe, zu meistern, sagte er. Davutoglu hat die AKP im Streit mit Erdogan 2019 verlassen und eine eigene Partei, die "Zukunftspartei", gegründet. Er rechnet damit, dass die Regierungskoalition aus Erdogans AKP und der rechtsextremen MHP zerbricht und es im Frühjahr zu Neuwahlen in der Türkei kommt. Die Sehnsucht der Türken nach Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sei enorm, sagte der Ex-Premier.

"Ich spüre das jeden Tag, wenn ich durch das Land reise." Er könne sich vorstellen, mit anderen Oppositionsparteien zu kooperieren: "Ich will, dass in diesem Land wieder Meinungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung herrschen. Und ja, dafür bin ich bereit, mit den verschiedensten Parteien zusammenzuarbeiten."

Foto: Ahmet Davutoglu (über dts Nachrichtenagentur)

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