Berlin - Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) sieht keine Rückschritte bei der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau in der Corona-Pandemie und widerspricht damit der Grünen-Fraktion. "So schnell hat Corona die Gleichberechtigung nicht zurückgedreht. Viele Väter, die sich in der Pandemie stärker für die Familie engagiert haben, wollen das auch in Zukunft beibehalten", sagte Spiegel der "Bild am Sonntag".
Spiegel vertritt damit eine andere Meinung als die Bundestagsfraktion. Erst am Mittwoch erklärte die Grünen-Abgeordnete Beate Müller-Gemmeke in einer Pressemitteilung der Fraktion, "längst überwunden geglaubte traditionelle Rollenbilder" erhielten "durch die Corona-Pandemie ein Comeback in der Arbeitswelt". Auch profilierte Soziologinnen wie Jutta Allmendinger warnen vor einer "Rolle rückwärts" in der Krise.
Dem widerspricht Spiegel: "Ganz klar: Mütter waren und sind in der Krise sehr stark belastet. Aber eine Reihe von Untersuchungen zeigen uns, dass sich auch die Väter im Lockdown, als Schulen und Kitas geschlossen waren, sehr stark engagiert haben." Spiegel ist selbst Mutter von vier Kindern im Kita- und Grundschulalter, um die sich vorrangig ihr nicht-berufstätiger Mann kümmert: "Als Ministerin bin ich sehr viel unterwegs. Aber wenn ich mal Zeit habe, kaufe ich ein, mach die Wäsche und das Geschirr, koche, erledige den Orgakram für Schule und Kita und spiele mit den Kindern."
Die Hausarbeit ist für Spiegel Erholung vom Ministerjob: "Für mich bedeutet es totale Entspannung, wenn ich bei der Hausarbeit mal mit den Händen arbeiten kann. Das ist ein tolles Kontrastprogramm zu meiner Arbeit als Ministerin. Ganz ehrlich: Es gibt für mich nichts Erholsameres, als wenn vier Kinder auf mir rumtoben." Spiegel hält die Entscheidung gegen eine Karriere und für die Tätigkeit als Hausfrau/-mann nicht für einen Verzicht: "Zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern empfinde ich nicht als zurückstecken."
Foto: Anne Spiegel (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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