Im Oktober 2017 war es nach rund dreijähriger Bauzeit und mehr als zehn Jahre dauernder vorangegangener Planung so weit: Mit dem AQUATIS in Lausanne wurde nicht nur ein Schauaquarium und –terrarium eröffnet, sondern geradezu ein (Süß-)Wassermuseum (völlig zu Recht so genannt von der Aargauer Zeitung).

Der Plan war von Beginn an, einerseits ein Schauaquarium zu schaffen, andererseits aber auch eine Forschungsstätte und vor allem einen Lernort. Die Planung reicht bis in das Jahr 2000 zurück; die Gründung der AQUATIS-Stiftung, die das Projekt auf wissenschaftlicher Ebene unterstützt, erfolgte 2007. Es besteht u.a. eine Zusammenarbeit mit der IUCN sowie mit den Universitäten in Genf und Lausanne. Auf dem Rundgang sind nicht nur ausführliche Informationstafeln zu finden, sondern die Besucher können sich in zahlreichen kurzen und informativen Lehrvideos Informationen vermitteln lassen. Die AQUATIS-Stiftung informiert auf diese Weise auch über die Problematik des Artensterbens und sensibilisiert mit ihren Filmen und Tafeln vor allem Kinder und Jugendliche für den Naturschutz. Zum AQUATIS gehört auch ein direkt an das Aquarium angrenzendes Hotel, das seit 2015 in Betrieb ist.

Die Tierausstellungen erstrecken sich auf zwei Ebenen über 3.500 Quadratmetern. Der Beginn des Rundgangs führt in der ersten Ebene durch europäische Lebensräume; die zweite Ebene führt den Besucher durch vier weitere Biozonen und die Süßwasserlebensräume fast der ganzen Welt. Der Rundgang führt zunächst durch eine alpine Landschaft, dann durch die Ausstellungsbereiche „Genfer See“ und „Rhone“ mit ihren typischen Bewohnern. Schon hier sehen Sie den Einsatz für den Artenschutz: So wird der „Streber“ (Zingel asper), ein vom Aussterben bedrohter, bis zu knapp 20 cm groß werdender Spindelbarsch, im AQUATIS gezüchtet. Es folgt ein Ausflug in die Carmague, die in weiten Teilen kein natürlicher, sondern von Menschenhand gestalteter Lebensraum ist und hunderten von seltenen Tier- und Pflanzenarten eine Heimat bietet. Übrigens: In der Carmargue tut sich etwas – über 6.000 Hektar ehemaliger Salinengebiete wurden zwecks Umstellung auf langfristige und nachhaltige Nutzung vom französischen Conservatoire du Littorale erworben.

Die nächste Station vor dem Wechsel in die zweite Ebene und in die außereuropäischen Lebensräume führt die Besucher durch den Ausstellungsbereich „Evolution“. Klettern Sie in einen Vulkankrater und lassen Sie sich von einem nur all zu echt wirkenden Spinosaurus erschrecken! Wie auch in allen anderen Bereichen des AQUATIS, können hier zahlreiche phantasievoll präsentierte Lehrfilme angesehen werden.

Die zweite Etage ist nicht nur für Fischfreunde interessant: auch Reptilienliebhaber kommen hier auf ihre Kosten. Besuchen Sie zunächst Afrika mit den Westafrikanischen Krokodilen (Crocodylus suchus) – auch eine hoch bedrohte Art, die hier regelmäßig nachgezogen wird – und zahlreichen Schlangenarten wie der hochgiftigen Grünen Mamba. Auch hier kommen natürlich die Fische nicht zu kurz, vor allem sind diverse Arten maulbrütender Buntbarsche vertreten.

Von Afrika geht es weiter nach Asien in eine Mangroven-Landschaft mit Schlammspringern der Gattung Periophthalmus, mehreren Kugelfisch- und zahlreichen anderen Fischarten. Lassen Sie sich anschließend von den Wasserlandschaften Ozeaniens mit ihren farbenprächtigen Regenbogenfischen verzaubern und besuchen Sie eine Riesenechse, die wie ein Relikt aus grauer Vorzeit wirkt – den Komodowaran (Varanus komodiensis). Diese Echsenart kann sich unter bestimmten Umständen ohne die Anwesenheit männlicher Tiere vermehren (das gezeigte Tier kam ohne männliches Zutun im Zoo vom Prag zur Welt – auf diese Weise entstandene Tiere sind erstaunlicherweise immer männlich).

Hier wird das Hauptthema „Süßwasser“ auch kurz verlassen – bewundern Sie das Great Barrier Reef in klein, voller bunter Korallenfische und farbenfroher Nesseltiere.

Die Reise führt weiter nach Amazonien – leider schon zur letzten Station – in die heiße und feuchte Wildnis des Tropen-Treibhauses. Süßwasserrochen, Rote Piranhas und Arapaimas sind nur einige der Fische, die Ihnen dort begegnen. Zwischen Pfeilgiftfröschen und verschiedenen freifliegenden Vogelarten beenden Sie einen spannenden, faszinierenden und lehrreichen Rundgang und können sich anschließend in dem angeschlossenen Restaurant mit herrlichem Blick auf die Berge stärken.

Im Keller – normalerweise nicht besuchbar – befindet sich die Quarantäne- und Krankenstation und die Filter- und Pumpentechnik. Regelmäßige Proben aus allen Becken garantieren eine einwandfreie Wasserqualität.

Die Lichttechnik in einem großen Teil der Aquarien und Terrarien verdient besondere Erwähnung: Was wie Strahler aussieht, ist in Wirklichkeit eine hochmoderne Spiegelanlage, die das Tageslicht bündelt und eine ebenso energiesparende wie natürliche Beleuchtung erzeugt.

Wir haben einen ganzen Tag im AQUATIS verbracht – so viel Zeit sollten Sie mitbringen! Wenn Sie nicht mit dem Auto anreisen, können Sie auch mit der Stadtbahn direkt bis zum AQUATIS fahren und im Keller des Aquariums aussteigen.

Weitere Informationen – auch im Hinblick auf die aktuelle Situation – finden Sie unter www.aquatis.ch  .  Derzeit – Stand Dezember 2020 – ist das AQUATIS geöffnet, es besteht natürlich Maskenpflicht.

Wir durften in 2019 schon in der DATZ (www.datz.de, www.ms-verlag.de) über das AQUATIS berichten und auch im Zoologischen Zentral-Anzeiger (www.zza-online.de) – nun auch hier auf publikum.net.

Afrikanische Cichliden
Hinter den Kulissen: Ein Blick in den Technikraum
Einheimisch und stark bedroht: Der Streber
Der Bachsaibling
Der Tunnel durch das größte der Aquarien
Grüne Mamba
Schlammspringer - ein Fisch, der auch an Land gehen kann
Das Westafrikanische Krokodil - stark bedroht in freier Wildbahn, gezüchtet im AQUATIS
Groß gefährlich - und wunderschön: Der Komodowaran
Aus Südamerika: Ein Pfeilgiftfrosch

Am Genfer See
Am Genfer See

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Text und Fotos: Dietrich Rössel / Cornelia Stenz-Bradbury