Die anhaltende Krise und dieser Advent, das zusammen bietet die Chance sich auf das Wesentliche, auf das zu besinnen, was dich antreibt, beispielsweise auf das, was dich hat Köchin, Pfleger, Erzieherin, Ärztin, Florist, Priester, Mutter oder Schulbusfahrer hat werden lassen.

Ich bin Erzieher geworden und Fachkraft für Inklusion. In aller Regel nehmen wir Erzieherinnen und Erzieher es mit Hygiene sehr ernst.

Die ffp2 Masken schützen. Das hat uns die Politik, von einem medialen Dauerfeuer begleitet, eingebläut.

Dann verlasse ich mich darauf (selbst dann, wenn die sPd im Bundestag das anders handhabt).

Also, Masken schützen. Daher benutze ich sie.

Als Erzieher habe ich schon lange vor Corona „die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen“ angesichts dessen, was in Krippe, Kita, Schulen und Kernzeit-Betreuung alles an rotzenden, fiebrigen und hustenden Kindern von verantwortungslosen bzw. von beruflich extremst-eingespannten Eltern in die Einrichtungen gegeben wurde.

Ein Beispiel soll genügen: Keuchhusten habe ich mir (trotz Impfung) als Erwachsener auf diesem Wege in der Krippe eingefangen.

Nicht nur einmal musste ich mich von radikalen Querdingens wegen dieser meiner Vorsicht in Hygienefragen und wegen meiner Maske beschimpfen lassen: „Wann nimmst du endlich den Lappen aus dem Gesicht!“, ist nur ein Beispiel. Und das sagte ausgerechnet eine Kollegin, für deren maßnahmen- und impfkritische Position ich mich sehr interessiert und mir viel Zeit genommen hatte, um zu verstehen.

Die Liebe zu individueller Freiheit ist an beiden Enden der Skala der Extreme rar. 🤷🏼
Ich mache jedoch zunehmend die Erfahrung, dass ich trotz meines großen Verständnisses, trotz meines Zuhörens von Maßnahmengegnern beschimpft werde – obwohl ich mich jederzeit für deren individuelle Entscheidung einsetzen würde: Ich bin nämlich liberal und kein Liberalala, wie sie die fDP teils nach oben spült.

Ich merke, dass mich das inzwischen nur noch nervt. Ich will einfach in Ruhe gelassen werden sowohl von unsinnigen Maßregelungen eines übergriffigen Staates als auch von Sektierern jeglicher Couleur.

Die derzeit herrschende Politik, das derzeit vorherrschende Narrativ und das derzeit installierte Verständnis von "Solidarität", das in der Summe verhindert eine Verständigung und Aussöhnung – m. E. mindestens für die nächsten Jahre. Das ist z. T. irreparabel.

Und bevor ich mich da weiter und tiefer hineinsteigere, streite ich lieber wieder für das, weswegen es diesen Account überhaupt erst gibt:

Für die Rechte behinderter Mitmenschen, die nicht erst seit Corona unter Druck geraten sind.

Ich möchte weiterhin darüber aufklären, wie diejenigen, die vorgeben, sich für die "kleinen" Leute einzusetzen, das nicht unbedingt tun, dass "sozial" eben ganz schön unsozial bedeuten kann und dass überall dort, wo Inklusion draufsteht, nicht unbedingt Inklusion drinne sein muss.

Ich denke, damit „kriege ich die Kurve" hin zu dem, was für mich zählt: All denjenigen gegenüber unbequem zu sein, denen die Rechte und Bedürfnisse behinderter Menschen am A*sch vorbeigehen – sei es mein Ex-Arbeitgeber, die Arbeiter"wohlfahrt" Böblingen, sei es meine Wahlheimat Tübingen, seien es die Kranken Kassen, die unser Geld inzwischen ja zwangsweise kassieren (seit 2009), aber gegenüber Behinderten teils ein paternalistisches Gehabe an den Tag legen, das an die muffigen 60er erinnern darf (und sie somit Behinderte de facto entmündigen und ihnen Teilhabe-Leistungen vorenthalten), sei es die Agentur für Arbeit, die entgegen der Sozialgesetzgebung die Fälle behinderter oder psychisch erkrankter Mitmenschen oberflächlich bearbeiten, ohne auf die krankheits-/behinderungsbedingten Bedürfnisse einzugehen – gegen geltende Vorgaben by the way, die Abläufe sind sowohl in SGBII als auch in SGBIII klar geregelt.

Es gibt viel zu tun. Ich habe leider Kolleginnen und Kollegen, die zustimmen, aber nach dem Motto verfahren: „Es gibt viel zu tun, lassen wir es liegen.“

Das ist nicht mein Motto. Lieber streite ich, bis ich ins Grab falle!

Inklusion, #TeilhabeStattAusgrenzung und dafür notfalls Kommunen, Verbänden, Kranken Kassen und auch den eigenen Arbeitgeber zu belangen, war mir in 2019 und in 2020 wichtig und ich habe es „durchgezogen“.

Das wird auch in 2022 nicht weniger wichtig sein. Ich kann alle, die so (oder gerne auch anders) denken und streiten, nur ermuntern, streitbar zu bleiben oder streitbar zu werden – selbst dann, wenn euer Engagement nur im Hintergrund erfolgt, es niemand mitkriegt und ihr nicht mitbekommt, wem es letztlich hilft und wie es sich positiv auswirkt.

Glaubt mir bitte: Es wird sich zum Guten auswirken.

Jede Stadt, jeden Wohlfahrtsverband, jeden behindertenfeindlich dreinredenden Politiker vor Ort, jeder "Medienschaffende", der hetzt, dem ihr eins vor den Bug knallt, wird sich in Zukunft gut überlegen, ob er oder sie gegen Behinderte, unverschuldet Kranke oder andere Minderheiten hetzt.

Das Jahr 2020 und 2021 hat mir deutlich vor Augen geführt:

Dass der Schoß, aus dem in den 1920er und 1930er (lange vor dem österreichischen Irren!) die Ausgrenzung alles Kranken und Schwachen kroch, fruchtbar, ja furchtbar fruchtbar noch ist: Aus der so genannten Mitte der Gesellschaft kamen Hetze und ein Gedankengut („Sozialschädlinge“), das viele von uns für überwunden hielten.

Wir haben uns geirrt! Unter dem Deckmantel der Entlastung des Sozialstaates und unter dem Fähnlein „Aber die Kosten für die Allgemeinheit!!!“ und mit dem Schlagwort von der Volksgesundheit und unter dem Banner der "Solidarität!!!" feiern Selektionsgedanken wieder muntere Urständ.

Und nein, dabei denke ich NICHT an die Zeit ab 1933 (das als Gruß an den Social-Media-Iddie der Lebenshilfe NRW, der meinte, ich würde die Opfer der T4/Euthanasie der National-Sozialisten Zitat missbrauchen.  

Was für ein geschichtsvergessener Troll. Und ein trotz Aufforderung namenlos gebliebener Troll noch dazu. Auch hier gilt es für die Rechte Behinderter zu streiten – gegen die Geschichtsvergessenheit nämlich, dass vielfache Ausgrenzung und Ausmerzungsgedanken bereits in den 1920ern en vogue waren und schmackhaft gemacht wurden.)

Ich meine jene Abwägung, die menschliches Leben jener Kosten-Analyse unterzieht, gegen die vor ein paar Jahren noch Behindertenverbände, Gewerkschaften, ja selbst Lebensschützer aus der konservativen Ecke krakeelend auf die Straße gingen:

Peter Singer hat man damals das Wort der freien Rede (in Deutschland!) entzogen, weil man meinte, den Anfängen wehren zu müssen. (Ich wäre ihm ja mit Argumenten begegnet, aber was weiß ich Dummerchen schon .... 🤷🏼)

Lesen Sie nur den Titel, dann erahnen Sie, wogegen damals von links bis rechts Menschen Sturm liefen:

Buchcover, Peter Singer

Heute schweigen eben diese Verbände, wenn ganz offen von „Sozialschädlingen“ die Rede ist oder wenn gefordert wird, dass man alles selbstverschuldet Kranke nicht mehr mittragen sollte.

Diese Hetze vom Sozialschädling, dieses Gedankengut von den Kosten, die einer der Allgemeinheit verursacht, dass lässt sich – und das wird gewiss bald – auch auf die Eltern behinderter Kinder übertragen: Denn wer die Chance hat, von der Kranken Kasse bezahlt, sein Kind zu "optimieren", kurz: es auf diverse Defekte checken zu lassen, oder per Präimplantationsdiagnostik behindertes Leben gar nicht erst entstehen zu lassen, UND TROTZDEM behindertem Leben zu leben ermöglicht, der bzw. die belastet selbstverschuldet die "Allgemeinheit" und darf nicht mehr mit der "Solidargemeinschaft" rechnen.

Beschimpfen Sie nicht mich, wie es die Leitung der o. g. Lebenshilfe Nordrhein-Westfalen in Hürth getan hat: Ich zeichne lediglich konsequentialistisch die Linien nach, die sich aus der oben – lediglich schlaglichtartig skizzierten! Es gibt ja noch viel mehr von diesem Gedankengut – Denkweise gefolgert werden kann.

In den 1920ern stand auch erst das Denken auf diversen Konferenzen am Anfang. Dann wurde dieses Denken Ende der 1920er und Anfang der 1930er publizistisch in den Mainstream gebracht. Es brauchte nur noch einen starken Staat, der gewillt war, es in die Tat umzusetzen. Freilich alles juristisch abgesegnet.

Ich werde nicht ruhen, auf diesen auch heute noch gefährlichen Zusammenhang von Denken, Verbreiten und Tun hinzuweisen. Mir ist es schnuppe, wenn unbelesene Mitarbeiter von Behindertenverbänden das nicht begreifen wollen oder intellektuell nicht dazu in der Lage sind.

Die Bruta Facta und die Realität ab 2019 sprechen gerade Bände! Wir sind in Phase 2, das Denken in den Mainstream zu bringen.

Und da der Aufschrei wie bei dem wesentlich harmloseren Peter Singer ausbleibt, da Kirchen, Paritätischer Wohlfahrtsverband, der Sozialverband VdK und auch die Lebenshilfe schweigen, werden bald schon viele Menschen – gerade in Zeiten finanzieller Mehrbelastung durch Verteuerung von Strom, weiter steigende Sozialabgaben und neue Steuern – bei sich oder laut sagen:

Warum muss ich das behinderte Kind mitfinanzieren, „DAS hätte doch nun wirklich nicht sein müssen!“
Ich habe als Zivi, wenn ich Bethel mit den mir anvertrauten behinderten Mitarbeitern bzw. „Bewohnern“ verlassen habe, diese Sprüche dann und wann zu hören bekommen.

Heute höre ich das immer noch – und inzwischen dürfen diese Leute das immer offener sagen. Leute wie Marion Kuchenny oder Rainer Stinner bereiten den Nährboden (und interessanterweise nicht die paar Leute von der AfD).

Um zum Ausgangsgedanken zurückzukommen:

Mir hat diese Adventszeit geholfen: Ich habe mich aufgeregt und einer radikalen Querschwurblerin den Kopf gewaschen, aber auch Impffanatikern und 💯%-Narrativ-Gläubigen ins Gesicht gesagt, was ich von ihrem 🧠 halte.

Das tat gut.
Doch nun:
Zurück an die Arbeit.
Es gibt viel zu tun.

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