Homöopathen versprechen ‚neutrale Klarheit‘ zu Themen wie Corona oder Krebs

Seit vorgestern und noch bis zum 21. Februar läuft der ,7. Internationale Homöopathie Online-Kongress’ (United to Heal). Angekündigt wird er mit großen Worten: Der große Summit für eine zukunftsweisende Medizin inklusive Krebs Spezialkongress!

Des weiteren erfahren wir folgende Details:

DIESES KONGRESSPAKET IST GENAU RICHTIG FÜR DICH, WENN ...

Du endlich neutrale Klarheit zum Thema Corona haben möchtest.

Du von Praktikern lernen möchtest, die jeden Tag ihr Wissen unter Beweis stellen müssen.

Du mehr über die Entstehung und den Sinn von Krankheiten lernen möchtest.

Du dir ein Bild um deine eigene Immunität machen möchtest.

Du eine Mitte im Umgang mit Angst in der Gesellschaft suchst.

Du das Thema Angst auf allen Ebenen erforschen und erlösen möchtest.

Du tiefer in die Wissenschaft der Homöopathie dringen möchtest.

Du wertvolle Informationen zur homöopathischen Behandlung und Mitteln zum Zeitgeist suchst.

Du wichtige internationale Fachvorträge suchst.

Du deinen Horizont zur Heilung von Körper, Seele und Geist kompetent erweitern möchtest.

Für nur 129 Euro kann hier jeder, der will, dazu lernen:

Mehr als 45 Experteninterviews mit spannendem Input, großartiger Inspiration und vielen praktischen Tipps stehen Dir sofort zur Verfügung – Du kannst sie online anschauen oder downloaden.

Einige der Experten sind mir nur zu gut bekannt und in der Tat beeindruckend:

Dr. Alok Pareek ist/war Präsidenten der Internationalen Homöopathischen Medizinischen Liga (LMHI - Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis), der größten, ältesten und einzigen Vereinigung von Medizinischen Homöopathen in der Welt (Beware of Dr Alok Pareek, the ‘World President of the International Homeopathic Medical League’ (edzardernst.com)). Dr. Alok Pareek betreibt zusammen mit seinem Vater R.S. Pareek in Agra, Indien, ein homöopathisches Krankenhaus mit fünfzig Betten. Pareek hat auch ein Buch mit dem Titel "Krebs ist heilbar mit Homöopathie" publiziert. Hier die offizielle Zusammenfassung dieses Werks:

Zusammen 75 Jahre homöopathischer Erfahrung von Vater und Sohn Pareek aus Indien mit Tausenden von Patienten finden in diesem Buch ihren Niederschlag in der homöopathischen Heilung von Krebserkrankungen. Anhand exzellent dokumentierter Fallbeispiele wird gezeigt, wie in klassischer Arbeitsweise die Homöopathie der Chemotherapie und der Strahlentherapie deutlich überlegen ist. Wir erleben mit, wie Heilung bei einer so schweren Krankheit wie Krebs auch noch in fortgeschrittenen Stadien durch Homöopathie möglich ist. Dr. D. Spinedi (Schweiz) wertet die immense Erfahrung der Dres. Pareek als "unverzichtbares Grundlagenwissen, das allen Homöopathen zugänglich sein sollte." Ein Buch, das Patienten wie Therapeuten Mut macht!

Dr med Jens Wurster ist Klinikchef in der Schweiz, wo er homöopathische Krebstherapie betreibt (Homeopathy for cancer: Dr Wurster and the ‘Clinica Sta Croce’ in Switzerland (edzardernst.com)). Vor ein paar Jahren strahlte im deutschen Fernsehen 'FACT' einen Film über Wuster und seine Klinik aus. Wurster beteuerte, er habe mehr als 1000 Krebspatienten homöopathisch behandelt und konnte in einigen, fortgeschrittenen und metastasierenden Fällen den Krebs heilen oder die Lebensqualität für mehrere Jahre deutlich verbessern.

In dem Film sieht man Wuster wie er auf dem Weltkongress der homöopathischen Ärzte 2017 in Leipzig einen Vortrag hält und erklärt, dass eine besonders hochwertige Studie, die von konventionellen Wissenschaftlern durchgeführt wurde, die Wirksamkeit der Homöopathie bei Krebs bewiesen habe. Im gleichen Film beteuert einer der Autoren dieser Publikation, der Freiburger Onkologe HH Bartsch, dass diese Interpretation dieser Studienergebnisse unredlich sei.

Prof Michael Frass hat in Wien lange Zeit Medizinstudenten Kurse in Homöopathie angeboten. Vor ein paar Jahren beschwerten sich jedoch die Studenten, weil sie die Inhalte seiner Lehre als unethisch eingestuft hatten. Der Rektor schaute sich sodann die Sache genauer an und untersagte Frass daraufhin, diesen Kurs fortzuführen (Vienna 2019: the end of quackademia (edzardernst.com)). Frass hat viel zur Homöopathie geforscht. Auffallend dabei ist, dass aus seinen Händen ausschließlich positive Ergebnisse kommen – selbst zu Krebs (Prof Frass’ remarkable studies of homeopathy (edzardernst.com)). Frass ist daher auch Mitglied meiner ironisch betitelten ‚RUHMESHALLE DER ALTERNATIVMEDIZIN‘ (Die Ruhmeshalle der Alternativmedizin (publikum.net)).

Dana Ullmann ist ein nicht medizinischer Homöopath aus den USA, der auf meinem Blog (Edzard Ernst) so etwas wie ein Stammgast ist. Auch er hat viele Bücher über Homöopathie verfasst. Zudem war er einmal bei Gericht als Experte geladen. Bei dieser Gelegenheit äußerte sich der Richter zu Ullmans Glaubwürdigkeit:

Der Beklagte präsentierte das Zeugnis von Gregory Dana Ullman, der ein homöopathischer Praktiker ist. Er skizzierte die Theorie der homöopathischen Behandlung und legte seine Meinung über den Wert und die Wirksamkeit homöopathischer Mittel dar. Das Gericht befand die Aussage von Herrn Ullman als nicht glaubwürdig. Die Voreingenommenheit von Herrn Ullman zugunsten der Homöopathie und gegen die Schulmedizin war aus seiner Aussage leicht ersichtlich. Er gab zu, dass er kein unparteiischer Experte ist, sondern ein leidenschaftlicher Verfechter der Homöopathie. Er postete auf Twitter, dass er die konventionelle Medizin als Hexerei ansieht. Er meinte, dass man der konventionellen medizinischen Wissenschaft nicht trauen könne...Die Aussage von Herrn Ullman war nicht hilfreich, um die angebliche Wirksamkeit der Inhaltsstoffe von SnoreStop zur Reduzierung der Schnarcher-Symptome zu verstehen. Obwohl er mit der Theorie der homöopathischen Behandlung vertraut ist, war seine Meinung bezüglich der Wirksamkeit nicht gestützt und voreingenommen. Das Gericht hat seiner Aussage kein Gewicht beigemessen.

Der Rest der 45 Experten, die auf dem 7. Internationalen Homöopathie Online-Kongress vortragen, ist aus ähnlichem Holz geschnitzt. Angesichts der für viele lebensbedrohenden Krise, in der wir uns heute befinden, wirft dieser Kongress eine Frage wichtige Frage auf: Wo sind die Grenzen sind zwischen billiger Volksverblödung und  sträflicher Gesundheitsgefährdung?