Berlin - Ifo-Präsident Clemens Fuest fürchtet, dass die Versorgungsengpässe der Wirtschaft mit Rohstoffen und Vorprodukten den Aufschwung ausbremsen könnten. "Es gibt auch eine besorgniserregende Knappheit. Etwa wenn Halbleiterfabriken wegen der Pandemie nicht richtig produzieren können, der Suezkanal blockiert ist oder sich durch Zölle und andere staatlich gesetzte Handelsbeschränkungen Lieferungen verzögern und verteuern", sagte Fuest "Zeit-Online".

In einer aktuellen Ifo-Umfrage gebe fast die Hälfte der Unternehmen an, Lieferprobleme bei Zwischenprodukten zu haben - der Anteil sei noch nie so hoch gewesen. "All dies bremst die wirtschaftliche Erholung", sagte Fuest. Der 52-Jährige geht allerdings davon aus, dass die angespannte Situation vorübergehend sei.

Zudem sei die Knappheit auch Folge des weltweiten Aufschwungs. "Es gibt auch eine Knappheit aus guten Gründen, die entsteht, wenn weltweit die Konjunktur wieder anspringt, Firmen mehr Halbleiter brauchen und deshalb der Preis steigt." Dem Hotel- und Gaststättengewerbe rät der Ökonom, mit steigenden Löhnen auf den Fachkräftemangel zu reagieren. Viele Firmen finden aktuell kaum Servicekräfte, weil diese inzwischen neue Jobs in anderen Branchen gefunden haben.

"Es gibt eine einfache Antwort: Die Löhne müssen steigen", sagte Fuest. Wenn Gastwirte für zehn Euro die Stunde niemanden fänden, "muss ich wohl zwölf Euro bieten, vielleicht auch mehr". Eine Erhöhung des Mindestlohns hält er für nicht notwendig: "In Deutschland folgt der Mindestlohn der allgemeinen Lohnentwicklung, so jedenfalls die gesetzliche Vorgabe für die Mindestlohnkommission. Deshalb wird im Ergebnis auch der Mindestlohn steigen", sagte Fuest.

"Entscheidend ist, dass bei Fachkräfteknappheit die Marktkräfte die Löhne in die Höhe treiben."

Foto: Container (über dts Nachrichtenagentur)

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