Doha - Der Staat Katar, der bei den Friedensverhandlungen mit den Taliban ein zentraler Vermittler ist, hofft, dass die innerafghanischen Konfliktparteien sich bei der Afghanistan-Konferenz in Istanbul ab dem 24. April auf eine gemeinsame Prinzipienerklärung einigen werden. Das berichtet die "Welt" (Donnerstagsausgabe).

Es gebe bereits den Entwurf der Erklärung der beteiligten Parteien - also der Islamischen Republik Afghanistan und der Taliban -, die wiederum die Grundlage eines politischen Fahrplans für zügige Friedensverhandlungen sein könne, sagte Katars Sondergesandter für die Vermittlungsmission, Mutlaq Al-Qahtani, der Zeitung. Die Erklärung könne mithin den Weg für ein umfassendes und dauerhaftes Friedensabkommen ebnen. Katar ist gemeinsam mit der Türkei der Ausrichter der anstehenden Afghanistan-Konferenz in Istanbul. Qahtani fügte hinzu, dass Katar zudem an einer Einigung arbeite, um die Gewalt für einen bestimmten Zeitraum zu reduzieren, innerhalb dessen eine Friedenslösung zwischen den innerafghanischen Konfliktparteien ausgehandelt werden könne.

"Eine solche Einigung würde dazu beitragen, dass eine angemessene Regelung für einen verantwortungsvollen Abzug ausländischer Truppen erfolgt", sagte Qahtani der "Welt". Nach einem Abkommen, welches die frühere US-Regierung von Donald Trump mit den Taliban ausgehandelt hatte, müsste Washington seine Truppen bis zum 1. Mai abziehen. Die Taliban hatten gedroht, wieder US-Einheiten anzugreifen, falls die USA diese Frist nicht einhalten. Hier hoffe Qahtani, dass "die Taliban realistisch mit diesen Vorschlägen umgehen".

Nach Medienberichten will US-Präsident Biden am Mittwoch bekannt geben, dass man die Truppen bis spätestens zum 11. September abziehen werde, unabhängig vom Stand der Friedensverhandlungen. Katars Vermittler sagte, die Prinzipienerklärung, auf die man sich in Istanbul einigen könne, beträfe Fragen der Machtteilung zwischen den Konfliktparteien, der Inklusion der afghanischen Bevölkerungsgruppen, ein Bekenntnis zu islamischen Werten, zur Gleichberechtigung und zu Frauenrechten. Das Thema von Wahlen werde ebenfalls diskutiert, so Qahtani. Dabei gehe es aber im weiteren Sinne um Möglichkeiten der Repräsentation der Bevölkerung im politischen Prozess, die nicht notwendig an Wahlen im herkömmlichen Sinn gebunden sei.

Zudem sei es naheliegend, dass ein Friedensprozess wie dieser von Parteien überwacht werden muss, die für die beiden Konfliktparteien akzeptabel sind. Er bekräftigte, dass es "für diesen Konflikt keine militärische Lösung gibt". Es könne nur eine Lösung am Verhandlungstisch geben.

Foto: Afghanistan (über dts Nachrichtenagentur)

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