Berlin - Der langjährige Unionsfraktionsvorsitzende Volker Kauder bezeichnet sein anfängliches Misstrauen gegenüber Angela Merkel im Nachhinein als "komplette Fehleinschätzung". Erst als er mit Merkel näher zusammengearbeitet habe, habe er gelernt, "sie zu verstehen", sagte Kauder, der nicht mehr für den nächsten Bundestag kandidiert, dem "Zeitmagazin".

Er hatte ihr 2002 offen das Misstrauen als Kanzlerkandidatin ausgesprochen. "Sie hat das mit einem einzigen Wort quittiert: `Schade`. Ich habe noch ein bisschen abgewartet, aber dann war klar, dass sie nichts weiter sagt. Und ich merkte: Ich kann jetzt wohl gehen."

Er sei dann davon ausgegangen, dass, wenn Merkel weiter Karriere mache, er sicher nicht dabei wäre. Sie aber gab ihm den Posten des Ersten Parlamentarischen Geschäftsführers und später den des Generalsekretärs. Den Vorwurf, Merkel führe zu wenig, findet Kauder falsch. Die Führungsmethode "Befehl und Gehorsam" funktioniere nicht mehr.

"Gute demokratische Führung bedeutet eine Führung, die durch Zuhören verbindet und in den Entscheidungen die Menschen zusammenführt. Und ich finde, das hat Angela Merkel wirklich gut gemacht." Der CDU-Politiker, der selbst als Konservativer gilt und eine feste Frauenquote politisch stets bekämpft hatte, zeigte sich zudem überraschend offen für eine solche Regelung: "Wenn es notwendig ist, um das Ziel von mehr Frauen in Führungspositionen zu erreichen, ist das auch in Ordnung."

Foto: Volker Kauder und Angela Merkel (über dts Nachrichtenagentur)

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