Mit ziemlicher Überraschung las ich gerade eine Meldung des Deutschlandfunks: Eine Studie habe herausgefunden, dass im öffentlichen Nahverkehr kein größeres Risiko bestünde, sich mit Covid-19 zu infizieren, als wenn man mit dem Auto, dem Motorrad oder dem Fahrrad unterwegs sei. Das wirft dann bei mir doch zumindest ein paar Fragen auf …
Doch zunächst mal zur Studie der Charité Research Organisation, die von der Meldung wie folgt beschrieben wird:
Über fünf Wochen wurden seit Februar insgesamt 681 freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 16 bis 65 Jahren im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds begleitet. Alle Probanden wurden zu Beginn und am Ende der Studie durch eine PCR-Testung auf eine mögliche akute Infektion oder Antikörpertestung, die auf eine überstandene Infektion hinweist, untersucht. Zusätzlich führten die Personen ein digitales Tagebuch zu ihrem Mobilitätsverhalten, zu täglichen Kontakten oder der Einhaltung von Hygieneregeln.
Da frage ich mich doch, wie man dann auf die Idee kommen kann, dass sich die Probanden vor allem dabei infiziert haben könnten (oder eben nicht), wenn sie irgendwohin unterwegs waren. Wieso werden also keine Rückschlüsse auf andere Kontakte, auf die Arbeitssituation, auf die Wohnsituation, und das alles sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht, gezogen?
Mal salopp gesagt: Wer mit dem Auto in ein Großraumbüro fährt und dort neun Stunden zubringt, hat bestimmt ein größeres Infektionsrisiko als jemand, der zu Nichtstoßzeiten mit dem Bus, in dem dann drei weitere Passagiere sitzen, zu einer Arbeitstätigkeit fährt, die überwiegend allein im Freien ausgeübt wird. Ob dann allerdings die Wahl des Verkehrsmittels dafür entscheidend sein könnte?
Zudem frage ich mich: Bei wem soll ich mich denn im meinem Auto anstecken, wenn ich das allein nutze (was ja bei vielen Pendlern der Fall ist)? Oder gar auf dem Motorrad oder Fahrrad, mit denen man ja nun in aller Regel keine Beifahrer mitnimmt – und zudem auch noch draußen ist, wo man sich laut Aerosol-Experten ohnehin so gut wie nicht mit Covid-19 anstecken kann (s. hier, hier und hier).
Und wäre es tatsächlich so, dass man sich in öffentlichen Verkehrsmitteln so gut wie nicht infiziert, dann wären ja alle Maßnahmen, die sich aufs Abstandhalten beziehen, komplett sinnlos. Denn Abstandhalten ist in Bussen und Bahnen oft einfach nicht möglich – gerade zu den Hauptverkehrszeiten, wenn die meisten Berufstätigen unterwegs sind. Ach ja: Dass überall hinter einem herdesinfiziert wird, beispielsweise bei Frisören oder wenn man einen Einkaufskorb benutzt hat, wäre dann auch auch vollkommener Mumpitz, denn in öffentlichen Verkehrsmitteln findet so was ja, allein schon aufgrund der permanenten Fluktuation der Fahrgäste, überhaupt nicht statt.
Ich glaube, da wird es dann langsam haarig, das noch irgendwie plausibel zu machen, dass man sich in den Öffis nicht infiziert, oder? Gut, kann natürlich auch sein, dass sich all die Epidemiologen und Virologen, die zum Abstandhalten und Desinfizieren geraten haben, geirrt haben …
Werfen wir doch mal einen Blick darauf, wer diese Studie beauftragt hat: die Bundesländer und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen.
Hoppla, das sind ja nun genau die, die für den ÖPNV zuständig sind!
Das wirkt dann schon so ein bisschen auf mich, als würde hier Wissenschaft mal wieder gewünschte Resultate liefern: Wer bezahlt, bestimmt die Musik. Kennt man ja von Glyphosat-Studien, die von agrochemischen Unternehmen beauftragt wurden und dann immer feststellten, dass dieses Pestizid echt total ungefährlich ist. Oder so wie die Studien der Tabakindustrie, die ja auch immer nachgewiesen haben wollen, dass Lungenkrebs mit Rauchen so überhaupt gar nichts zu tun hat.
Was hier noch hinzukommt: Die Charité, die diese Studie angefertigt hat, will ja auch ein paar Milliarden an öffentlichen Geldern für ihren geplanten großen Ausbau haben (s. hier). Und da will man sich das ja mit politischen Entscheidungsträgern vielleicht nich unbedingt verscherzen. Was auch erklären würde, warum Charité-Chefvirologe Christian Drosten ständig vor allem Aussagen tätigt, die genau den Corona-Kurs der Bundesregierung bestätigen.
Das Resultat solch grotesker Studien ist dann vor allem über die eigentliche Aussage hinaus fatal: Das Ansehen von Wissenschaft wird weiter ramponiert. Das ist vor allem deswegen gefährlich, weil dann diejenigen, die nach wie vor den wissenschaftlichen Konsens hinsichtlich des Klimawandels in Abrede stellen, um ihren eigenen Geschäftsmodelle und Bequemlichkeiten weiterhin frönen zu können, Wasser auf die unlauteren Mühlen kübelt. Und alles, was Maßnahmen behindert, um die Klimakatastrophe wenigstens noch ein bisschen abzumildern, wird wahrlich gruselige Folgen zeitigen.
Es wäre schön, wenn sich Wissenschaftler dieses Zusammenhangs bewusst wären, bevor sie irgendwelche Gefälligkeitsstudien mit Ergebnisse, die selbst für Laien als Blödsinn zu identifizieren sind, anfertigen.
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