276-29.Teil der Fantasyserie von Josh Fagora. KI Bing und Johannes Schütte







Fagora hatte sich auf der schroffen Klippe der Insel am Arthrassee positioniert, während sanfte Nebelschwaden über das rote Wasser zogen. Zwei gewaltige Wächterdrachen umkreisten die Eilandschaft mit lautlosem Flügelschlag. Die Färbung des Sees war tief rötlich, denn jeder Drache, der daraus getrunken hatte, hatte roten Nebel in die Lüfte gehaucht. Am Horizont brannte die Sonne Xuna wie ein goldenes Auge. Fagora ließ den Blick über die schimmernden Wellen gleiten und atmete tief ein.
Königin Salina stand hinter ihr, das lange Gewand aus dunklem Leder vom Wind bewegt wie Schatten im Mondlicht. Ihre Kleidung war kein typisches königliches Ornat, sondern ein Ensemble aus eng sitzendem Leder, mit silbernen Schnallen und versteckten Waffen — geschaffen für Reisen durch raues Gelände und noch rauere Intrigen.
Ein dunkler Umhang lag über ihren Schultern, das Innenfutter tiefrot wie frisches Blut, das Außenleder von einem Schimmer durchzogen, als sei es im Schein alter Magie gegerbt.
Ihre Augen glühten in einem bernsteinfarbenen Ton, durchzogen von einer feinen Aura geheimnisvoller Macht. Kein Diadem krönte ihr Haupt, sondern eine Lederhaube mit fein eingearbeiteten Edelsteinen, die Geschichten längst vergessener Ahnen erzählten.
Als sie zu Fagora sprach, lag in ihrer Stimme der Klang vergangener Nächte — samtweich und zugleich scharf wie eine Klinge:
„Du weißt, was du zu tun hast. Und du weißt, dass du es nicht allein schaffen wirst.Beginne mit der Zeremonie. Wir können nicht länger warten.“
Ein leiser Sturm begann sich am Horizont zu formen — zuerst nur als flüsternder Wind, der die Blätter der Steineichen in der Ferne aufwirbelte, dann als tieferes Grollen, das durch die Täler hallte wie eine vergessene Warnung.
Doch die Wächterdrachen — gewaltige Kreaturen mit Schuppen wie gehämmertes Onyx und Augen so alt wie die Berge — zeigten keinerlei Reaktion. Ihre muskulösen Leiber verharrten regungslos, als wären sie selbst Teil des uralten Gesteins unter ihren Klauen. Nur das gelegentliche Aufflackern ihrer Flammenherzen verriet, dass sie wacher waren, als es den Anschein hatte.
Königin Salina stand still. Ihr dunkler Ledermantel peitschte im aufkommenden Wind, und eine einzelne Strähne ihres Haares hatte sich aus dem kunstvollen Flechtwerk gelöst.
In jenem Augenblick senkte sich Göttin Imperia vom Himmel, ihr Körper funkelte in rotem Licht. Sie schwebte majestätisch herab und landete ohne ein Geräusch neben Fagora. Ihr Blick schweifte prüfend über die Drachen und ruhte schließlich auf dem magischen Artefakt. Imperia richtete die gewaltige Stimme an Fagora:
„Fagora, Herrscherin von Perna, fange endlich an. Der See muss gerettet werden, damit die Drachen wieder daraus trinken können.“
Fagora wandte sich zum Marmoraltar, dessen Oberfläche von filigranen Drachenreliefs geziert wurde. Das Artefakt bildete einen kunstvoll geschmiedeten Drachenkopf, dessen Augen aus funkelnden Smaragden bestanden. Ein Strahl der Sonne Xuna traf den Kristallkern des Artefakts und ließ ihn schwach glühen. Fagora spürte, wie sich die alte Energie der Magierzeit in ihr sammelte.
Aus dunklem Silber und durchzogen von leuchtenden Smaragdfäden — senkte Fagora den Kopf leicht. Der darin eingefasste Drache, kaum größer als ein Daumennagel, wirkte dennoch lebendig: Die Schuppen graviert in kunstvollen Spiralen, die Augen winzige Rubine, die im dämmrigen Licht aufglühten.
Sie legte ihre Fingerspitzen behutsam auf den kleinen Drachen, als wollte sie ihn wecken, und eine kaum wahrnehmbare Vibration durchzog das Amulett.
Dann flüsterte Fagora die uralte Formel, jede Silbe ein Funke vergessener Macht, getragen von einer Sprache, die älter war als die Königreiche der Sterblichen. Ihre Stimme war kaum hörbar, aber die Luft selbst schien innezuhalten, als ob sie zu lauschen versuchte:
„Vel’shara tenai drak’ha lorin...“
Die Worte wirbelten durch den Wind, vermischten sich mit dem ersten Donnergrollen des aufziehenden Sturms. Ein fahler Lichtschein entstieg dem Drachenamulett, formte einen Kreis aus tanzenden Symbolen in der Luft — Zeichen, die selbst Fagora nicht ganz zu deuten vermochte.
Ein uralter Zauberspruch aus dem Buch Nosphre, den die Urmagier vor Zeiten aufgeschrieben hatten, als die Drachen noch die Herrschaft mit den Magiern hatten.
Sofort erstrahlte ihre Halskette, geschenkt von ihrer toten Mutter Gwenofar, in hellem Grün, und magische Lichtstrahlen schossen zum Artefakt. Ein leises Summen erfüllte die Luft, als die Runen auf dem Drachenkopf aufzuleuchten begannen.
Grüne Wellen pulsierten über die Wasseroberfläche, und ein kräftiger Wind erhob sich, der den roten Nebel vom See hinwegfegte. Die trüben Schwaden sammelten sich zu dichten Wolken, regneten ab und verdampften, bevor sie die Insel erreichten. Ein warmes Licht der Sonne Xuna durchbrach die Wolkendecke, und die Drachen auf der Klippe senkten ehrfürchtig die Köpfe. Die Landschaft atmete förmlich auf.
Königin Salina trat vor, ihre Schritte fest und zugleich elegant, als hätte jede Bewegung die Kraft jahrhundertealter Weisheit in sich. Ihr Gesicht war nicht mehr von Anspannung gezeichnet, sondern von einem Licht durchflutet, das wie Hoffnung selbst wirkte. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf ihre Lippen — nicht nur der Triumph der Vollendung, sondern das stille Staunen über das Wunder, das vor ihren Augen geschah.
Imperia, die Wächterin und Göttin des alten Drachenkodex, trat aus dem Schatten der uralten Steinsäulen hervor. Ihr Gewand – tiefblau wie die Nacht vor dem Erwachen – raschelte leise. Mit einer Bewegung von zeitloser Würde senkte sie das Haupt vor Fagora, ein Zeichen nicht der Unterwerfung, sondern des Respekts gegenüber jener, die das Unmögliche gewagt hatte.
Fagora, die Trägerin der Drachenkette, spürte, wie die Magie sich aus ihren Fingern zurückzog. Die Kette, eben noch ein pulsierendes Lichtband voller uralter Runen, erlosch in einem sanften Glimmen. Sie ließ sie langsam auf ihr Brustbein sinken, der letzte Hauch einer Macht, die nun Frieden geworden war. Ihre Lungen füllten sich mit der frischen, vom Zauber gereinigten Luft, und sie atmete ruhig aus — das erste Zeichen einer neuen Ära.
Vor ihnen lag der einst rote See, der von Fluch und Erinnerung durchdrungen war. Nun schimmerte das Wasser klar und lebendig, als hätte die Zeremonie selbst ihn neu geboren. Kleine Lichtreflexe tanzten über die Oberfläche wie verspielte Geister, die das Ende eines Zeitalters feierten. Die Natur schien zu jubeln, stumme Vögel begannen zu singen, und selbst die Wächterdrachen hoben langsam ihre Köpfe, als wollten sie das Wunder segnen.





2- Teil
Drei Tote Lichttrolle lagen auf dem Boden neben dem Drachenaltar. Sie wurden von Drachen angegriffen und getötet. Nun lag der Arthrassee wieder ruhig mit seichten Wellen im Tal von Unkar.
Fagora beugte sich über die Leichen. Sie spürte Trauer aufkommen. Auch Salina und die Göttin Imperia ließen ihren Blick nicht von den Lichttrollen.
„Ich möchte, daß sie hier begraben werden. Andere Lichttrolle sollen kommen und sie hier begraben.“ Göttin Imperia nickte langsam und kniete sich neben die Leichen. Ihr grünes Leuchten war verschwunden, als trüge sie selbst den Schmerz.
„Ich werde es veranlassen. Lichttrolle fertigen den Schmuck an und arbeiten mit den Dunkeltrollen zusammen im Bergwerk Dornfels in Unkar.“
Salina schaute auf den See, wo im glänzenden Wasser wieder Drachenmagie trank. Fagora hatte die Gefahr des roten Nebels beseitigt. „Eine gute Ruhestätte ist diese Insel. Ich liebe sie“, flüsterte sie, und ihre Stimme zitterte leicht vor Rührung.
Plötzlich durchbrach Xuna, die Sonne aus einer längst vergessenen Ära, die graue Dämmerung. Ein einzelner Lichtstrahl kämpfte sich durch die zerrissene Wolkendecke und fiel auf die reglosen Körper am Boden. Als hätte das Himmelslicht selbst eine Wahrheit aufdecken wollen, begann die Haut der Toten sanft zu glimmen — erst blass, dann immer intensiver.
Ihre Glieder leuchteten in einem warmen Kupferton, und feine Adern aus Licht zogen sich über ihre Körper, als würde ihr Innerstes zu neuem Leben erwachen. Rauchige Flammenlinien tanzten über die Oberflächen, ohne zu brennen, eher wie ein Echo vergangener Seele.
Die Erde unter ihnen schien zu atmen. Der Boden erwärmte sich, sandige Krume pulsierte sacht, als hätte etwas uraltes tief unter der Oberfläche auf das Licht gewartet. Eine zarte Hitze kroch durch die Luft und verwandelte die Stille in eine fast heilige Spannung — als stehe die Welt am Rand einer Enthüllung.
„Was geschieht hier? Es ist ein Wunder!“, rief Fagora und stützte sich mit bebender Hand am Drachenaltar ab.
Nur Imperia verharrte regungslos, ihre Miene undurchdringlich wie aus Marmor gehauen. In tiefer Stille beobachtete sie das Schauspiel vor ihr – ein makabres Ballett zwischen Licht und Vergänglichkeit.
Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens tasteten sich über die entstellten Körper, als wollten sie ihnen zum Abschied Trost spenden. Doch statt Verwesung offenbarte sich ein seltsames Wunder: Sobald das Licht sie berührte, begannen die Leichen sich langsam aufzulösen, als wären sie aus Glas und Sternenstaub geformt. Winzige, glitzernde Flocken stiegen empor wie das Echo längst verflogener Seelen und tanzten lautlos in der Luft, bis sie im goldenen Dunst des Tages verschwanden.
„Lichttrolle lösen sich auf, wenn sie gestorben sind. Ihre Körper wandern über den Regenbogen zu Xuna im Himmel des Lichts.“ Auf dem steinigen Boden war nichts zurückgeblieben als die Schatten ihrer Gestalten.
Fagora lächelte traurig und richtete sich feierlich auf. „Dann können sie uns auch so viel Kraft schenken, daß wir selbst Wesen zerstrahlen lassen können.“ Salina trat zu ihr, legte ihre Hand auf die Schulter der Herrscherin und sah Fagora tief in die Augen:
„Früher zerstritten Vampire sich im Schein der Sonne. Wenn Lichttrolle die Sonne sind, gemeinsam, dann kämpfen sie mit uns.“
Sie verharrten einen Augenblick, spürten das kühle Herbstluft auf der Haut und nahmen das letzte Bild der stillen Weite in sich auf.
Langsam wandten sie sich dem hölzernen Steg zu. Jeder Schritt über die aufgequollenen Bohlen gab ein leises Knarren von sich, das sich mit dem gleichmäßigen Plätschern des Wassers mischte. Am Ende wartete das Boot, dessen blaugraue Rumpfseiten von Algenflecken durchzogen waren. Es schwankte sacht im seichten Wellengang, als würde es sie sanft auffordern, einzusteigen.
Fagora blieb vor der ersten Planke stehen, die Finger leicht gekrümmt an der bronzenen Reling. Ihre Augen ruhten auf dem dunklen Spiegel des Sees, in dem sich die Wolken zogen. Einen Moment lang hielt sie die Luft an, als lausche sie dem Herzschlag der Tiefe. Dann senkte sie die Stimme, und ihr Wort klang klar und fest über das Wasser: eine stille Bitte, ein Schwur, der sich in den Wellen fortsetzen würde.
„Dann holt die Lichttrolle, und wir werden zum Bergwerk Dornfels gehen, um Rethor zu töten, damit Perna wieder frei ist. Ich lasse es nicht zu, daß ein Bruder von Sethur den Planeten beherrscht und Rohstoffe als Druckmittel missbraucht, um Völker zu unterdrücken.“
Salina nickte und zog die Ruder. Langsam glitt das Boot über das stille Wasser, während Imperia lautlos über den Wolken verschwand.
Ende.
