Wiesbaden - Das Konsumverhalten privater Haushalte in Deutschland hat sich aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stark verändert. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, gingen die Konsumausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent in jeweiligen Preisen und um 5,0 Prozent preisbereinigt zurück.

Dies war der stärkste Rückgang seit 1970. Diese Entwicklung unterscheidet sich von der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009, als der private Konsum weniger beeinträchtigt war und dadurch eine stabilisierende Wirkung auf die deutsche Volkswirtschaft hatte. Entgegen dem allgemeinen Rückgang haben die privaten Haushalte für Nahrungsmittel und Getränke 6,3 Prozent mehr ausgegeben (in jeweiligen Preisen). Die Ursachen dafür dürften sein, dass mehr von zu Hause gearbeitet, auf Vorrat gekauft und durch den Lockdown im Gastgewerbe weniger auswärts gegessen wurde. Das Gastgewerbe hat der Lockdown besonders getroffen: Die Konsumausgaben für Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen fielen um 33,2 Prozent.

Im Jahr 2020 nahmen die Konsumausgaben für Verkehr um 11,7 Prozent ab. Dabei ließen sich zwei unterschiedliche Tendenzen beobachten: Während die Ausgaben für Verkehrsdienstleistungen in den Bereichen Flug-, Bahn- und Busreisen im Jahresverlauf weiter zurückgingen (1. Halbjahr -28,6 Prozent; 2. Halbjahr -38,6 Prozent), stieg die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen - nach einem Rückgang im 1. Halbjahr 2020 um 20,0 Prozent - im 2. Halbjahr um 9,9 Prozent. Ein Grund für den Anstieg war vermutlich auch die Mehrwertsteuersatzsenkung im Rahmen des Konjunkturpakets der Bundesregierung. Die Ersparnis der privaten Haushalte beim Kauf eines Kraftfahrzeugs variierte neben der Innovationsprämie für Elektro- oder Hybridelektrofahrzeuge aufgrund der Mehrwertsteuersatzsenkung im 2. Halbjahr 2020 mit der Höhe des Kaufpreises.

Die Ausgaben für Kraftfahrzeuge stiegen allerdings weniger stark an als in der Finanz- und Wirtschaftskrise: Von März bis September 2009 hatte die Bundesregierung die Umweltprämie ("Abwrackprämie") in Höhe von 2 500 Euro aufgelegt, um die Nachfrage nach Kraftfahrzeugen zu fördern. In der Folge stiegen die Konsumausgaben der privaten Haushalte für Kraftfahrzeuge in den ersten drei Quartalen 2009 um 26,1 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum im Vorjahr. Der damalige Anstieg in den ersten drei Quartalen 2009 war also mehr als doppelt so stark wie im 2. Halbjahr 2020. Während 2009 hauptsächlich die Automobilhersteller und die Zulieferunternehmen von der Umweltprämie profitierten, stieg im 2. Halbjahr 2020 im Rahmen der Mehrwertsteuersatzsenkung die Nachfrage nach langlebigen Gebrauchsgütern anderer Branchen.

Beispielsweise zeigte sich auch in den Konsumausgaben der privaten Haushalte für Einrichtungsgegenstände sowie Apparate, Geräte und Ausrüstungen für den Haushalt (zum Beispiel Möbel, elektrische Haushaltsgeräte) ein sprunghafter Anstieg im 2. Halbjahr 2020 (1. Halbjahr +1,7 Prozent; 2. Halbjahr: +6,9 Prozent). Branchenübergreifend gingen die Konsumausgaben für langlebige Güter im 1. Halbjahr um 8,5 Prozent zurück, im 2. Halbjahr stiegen sie um 7,8 Prozent. Auf die Käufe kurzlebiger Gebrauchsgüter (zum Beispiel Bekleidung und Schuhe) hatte die Mehrwertsteuersatzsenkung hingegen keinen durchschlagenden Effekt. Diese Käufe waren im 2. Halbjahr weiterhin rückläufig, wenngleich auch nicht so negativ wie im 1. Halbjahr 2020.

Für Dienstleistungen gaben die privaten Haushalte in den beiden Halbjahren 2020 in einem vergleichbaren Umfang weniger Geld aus.

Foto: Schlange stehen vor einem Laden (über dts Nachrichtenagentur)

Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?

Dann unterstütze dts Nachrichtenagentur jetzt direkt: