von Ruprecht Polenz

Seit Freitag gibt es Ferien in Nordrhein-Westfalen. Und wenn die Schule im Herbst wieder anfängt, ist Corona vorbei. Dann geht alles endlich wieder seinen normalen Gang.

Schön wär’s, wenn wir uns dessen so sicher sein könnten. Vor einem Jahr hatten auch viele gedacht, nach den Schulferien sei das mit Corona vorbei, und dann kamen Distanzunterricht, Homeschooling und ganze Schulklassen mussten in Quarantäne.

Zwar werden so ziemlich alle, die das wollen, bis zum Herbst vollständig geimpft sein. Aber das wird nicht für Kinder unter zwölf Jahren gelten, denn für sie gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff. Das hat sich für die 12- bis 16-Jährigen geändert. Aber die medizinische Fachwelt ist sich noch unschlüssig, ob sie eine Impfung dieser Altersgruppe empfehlen soll. Die Eltern stehen deshalb vor einer schwierigen Entscheidung.

Inzwischen ist Covid-19 vielfach mutiert, und die Delta-Variante hat sich als besonders ansteckend herausgestellt. Zwar wird sie durch die Impfungen deutlich ausgebremst. Aber für Nicht-Geimpfte hat sich das Ansteckungsrisiko klar erhöht.

In geschlossenen Räumen ist die Ansteckungsgefahr durch Aerosole, durch die das Virus übertragen wird, besonders groß. Deshalb fordert in Nordrhein-Westfalen eine Elterninitiative

https://www.zeit.de/news/2021-06/28/elterninitiative-fordert-luftfilter-fuer-jedes-klassenzimmer?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de

mobile Raumluftfilter in jedem Klassenzimmer, um flächendeckend Präsenzunterricht in der Pandemie zu sichern.

Es scheint Bewegung in die Sache zu kommen

Aus einem mit 50 Millionen Euro dotierten NRW-Landesprogramm hatte z.B. die Stadt Münster im vergangenen Jahr 300 Luftfilter für Klassenzimmer gekauft, die besonders schlecht zu lüften sind. Einen Ratsantrag der CDU, für 4,7 Millionen Euro Luftfilter für alle Schulräume anzuschaffen, hatten Grüne, SPD und Volt seinerzeit mit Hinweis auf die Kosten abgelehnt. Außerdem seien die Schulen selbst mit den großen und „oft störend lauten“ Geräten nicht immer glücklich, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen, der die Ablehnung begründet hatte.

Wenigstens wurde die Verwaltung beauftragt, zu sondieren, ob aus Landesmitteln für Luftfilteranlagen noch Mittel zur Verfügung stünden. Dadurch konnten zumindest weitere 60 mobile Raumluftfilter angeschafft werden.

Inzwischen scheint bundesweit erneut Bewegung in die Sache zu kommen. Bayern hat angekündigt, alle Klassen mit Raumluftfiltern auszustatten. In NRW hat die Diskussion um eine zweites Programm dafür begonnen.

Immerhin haben die Grünen im Landtag in einem ersten Schritt gefordert, die Grund- und Förderschulen mit Raumluftfiltern auszustatten, weil jüngere Kinder unter zwölf Jahren derzeit nicht geimpft werden könnten und deshalb besonders geschützt werden müssten.

Ob und wann ein zweites Landesprogramm kommt, ist offen. Genauso wie die Frage, ob sich der Bund an den Landesprogrammen finanziell beteiligt. Aber so lange sollten die Kommunen nicht warten. Sie sind schließlich für die bauliche Ausstattung der Schulen zuständig. Außerdem müssen die Filtergeräte jetzt bestellt werden, damit sie im Herbst aufgestellt werden können. Falls es dann Landes- oder Bundesprogramme gibt, werden sich Mittel und Wege finden lassen, auch die von den Kommunen zwischenzeitlich bestellten Raumluftfilter damit zu finanzieren.

Wie wäre es, wenn jetzt die Alten verzichten?

Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern wollen nach den Ferien zurück zum Präsenzunterricht. Es sollte alles getan werden, damit das wieder verlässlich und dauerhaft möglich wird.

Auch dieses Jahr werden viele die Ferien und ihren Urlaub zu Hause verbringen. Wegen Corona immer noch unter erschwerten Bedingungen. So ist beispielsweise die Besucher:innenzahl in den Freibädern oft begrenzt. Viele ärgert es, dann nicht mehr eingelassen zu werden.

Wie wäre es, wenn bei solchen Zugangsbeschränkungen jetzt die Älteren mal auf die Jüngeren Rücksicht nähmen und auf ihren Freibad-Besuch verzichteten, wenn nicht alle Badelustigen eingelassen werden können? Schließlich haben die Jüngeren auf vieles verzichtet, um die Risikogruppe der Älteren nicht anzustecken.

Die Stadt könnte auch überlegen, die Öffnungszeiten zu verlängern, damit trotz der Zugangsbeschränkungen mehr Menschen in die Bäder gehen können. Mitternachtsbaden mit Musik wäre ein kleines Dankeschön an die Jugendlichen, die so lange auf Feten und Partys verzichten mussten.

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