Ich weiß gar nicht, wie und wo ich beginnen soll. Die Geschichte, die es zu berichten gilt, ist zu fantastisch. Ich habe eigentlich einen kleinen überschaubaren Freundeskreis und bin damit auch ganz zufrieden. Ich habe mir auch keinen neuen Freund gesucht, aber einen bekommen. Er hat mich gefunden. Und er weicht mir nun nicht mehr von der Seite. Es handelt sich nicht, wie sie vielleicht jetzt denken um einen Hund, der mir zugelaufen wäre. Mitnichten, obwohl, irgendwie ist er mir schon zugelaufen, beziehungsweise, er war einfach da. Eines morgens stand er in meiner Küche und machte sich Kaffee. Ich weiß, es klingt etwas sonderbar und seltsam. Ich muss die ganze Geschichte wohl von Anfang an erzählen. Und selbst dann, bin ich mir nicht sicher, ob sie sie glauben. Und "Glauben" spielt hier die entscheidende Rolle.
Alles begann vergangenen Sonntag. Am Abend zuvor war ich bei Freunden zum Essen eingeladen. Es gab afrikanisch. Es war lecker, aber ungeheuer scharf. Also trank ich unverhältnismäßig viel Wein und den ein oder anderen Verdauungsschnaps. Ein Taxi brachte mich sicher nach Hause und ich legte mich gleich ins Bett. Nach einer Stunde lag ich immer noch wach. Mein Magen rebellierte. Irgendwie war wohl alles etwas zu viel gewesen. Ich nahm ein Aspirin und eine Schlaftablette und schlief dann auch irgendwann in der Frühe ein. Die Nacht verlief unruhig und ich drehte und wälzte mich im Bett. Angeblich träumt ja jeder Mensch, aber ich gehöre zu denen, die tags drauf sich an nichts mehr erinnern können. Hat mich auch nie gestört.
Doch heute Nacht träumte ich alles Mögliche und Unmögliche zusammen. Mal stand ich auf einem Hochhausdach und stürzte runter, dann stand ich plötzlich auf einer großen Bühne und deklamierte Hamlet.
Im nächsten Augenblick lief ich nackt über eine grüne Wiese. Zum Glück war weit und breit kein Mensch zu sehen. Wäre mir doch etwas peinlich gewesen, da ich nicht mehr den Körper eines zwanzigjährigen Sportlers habe. Na ja, um ehrlich zu sein, den hatte ich nie. Sport hat mich halt nie interessiert, noch nicht einmal passiv. Ich bin eben eher dem Geistigen zugetan und so seh ich eben auch aus. Hat mich auch nie gestört. Nur jetzt, so nackt auf der Wiese, sich selbst, von außen betrachtet, ist der Anblick doch etwas unsportlich, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber ehe ich mir weitere Gedanken über meinen Körper machen konnte, war ich plötzlich bei einem Arzt, der eine übergroße Spritze aufzog.
Sekunden später saß ich umringt von Männern in einheitlichen dunklen Anzügen im Bundestag und hörte eine mir endlos erscheinende Regierungserklärung an. Ich konnte nicht erkennen, wer sie hielt, da an der Stelle wo gewöhnlich der Kopf war, nur ein schwarzes Loch zu sehen war. Zum Glück bin ich dann irgendwann am späten Sonntagnachmittag aufgewacht und fühlte mich komplett gerädert. Fit war irgendwie anders. Ich lag noch ein wenig im Bett und sinnierte etwas über diese Träume nach, an die ich mich erstaunlicherweise erinnerte. Ich dachte mir, das wäre sicher für jeden Traumdeuter ein gefundenes Fressen, meine Träume, zu analysieren. Aber ich verwarf den Gedanken, denn ich wollte nicht, dass ein Fremder mich nackt über eine Wiese laufen sieht oder Hamlet sprechen hört. Obwohl ich den Monolog eigentlich ganz gut von mir fand.
"Sein oder Nichtsein das ist hier die Frage. Obs edler im Gemüt ....!"Ich war über mich selbst erstaunt. Ich liege im Bett und spreche den Hamlet-Monolog und vor allem, wieso kann ich den? Habe mir nie was aus Shakespeare gemacht, geschweige jemals Hamlet gelesen. Ich war verwirrt, aber was dann passierte, verwirrte mich noch mehr. Ich ließ Traum, Traum sein und schleppte mich, nur mit einem Short bekleidet in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen.
Ich öffnete die Tür zu Küche und in diesem Augenblick kam mir ein junger Mann, mit zwei Tassen Kaffee in der Hand entgegen, grüßte mich mit "Hallo Erwin! " und ging an mir vorbei. Ich rieb mir die Augen. Ich stand da und war mir sicher, noch mitten in meinem Traum zu sein. Ist ja auch vollkommen absurd, dass ein junger Mann in meiner Wohnung war und mir Kaffee kochte. Aber wenn das ein Traum war, dann war er sehr realistisch, denn der Kaffee roch sehr gut. Und wenn es kein Traum war? Dann müsste dieser Mann ein Einbrecher sein. Ein Einbrecher, der mir Kaffee macht. Das ist ja noch absurder.
Sollte ich die Polizei anrufen oder vom Balkon um Hilfe rufen? Ich war völlig verwirrt. Ich ließ schnell noch einmal die letzte Nacht Revue passieren. Sollte ich ihn mit nach Hause genommen haben. Aber wozu? Ich habe mich nie für Männer interessiert; Ja noch nicht einmal für Frauen.
Und bislang hatte ich diese Entscheidung nicht bereut. Ich war glücklich allein zu sein. "Kommst du, der Kaffee wird kalt!", ertönte plötzlich die Stimme des Mannes. Ich ging ins Esszimmer, um mir diesen Mann einmal genau zu betrachten und ihn einfach mal zu fragen, wie er in meine Wohnung kommt und warum er mir Kaffee macht. Als ich das Esszimmer betrat, nahm er gerade ein Brötchen zur Hand und schnitt es auf.
"Komm, setz dich!", sagte er freundlich und schmierte sich das Brötchen mit Butter. Eigentlich hätte ich ihn jetzt zur Rede stellen müssen, aber der Kaffee roch so verführerisch. Erst jetzt bemerkte ich, er trug auch nur eine Short, genau wie ich. Nur das sein haarloser Körper wesentlich besser aussah. Durchtrainiert und gut proportioniert. Ich setzte mich und nippte am Kaffee. "Zucker?", meinte er freundlich und hielt mir die Zuckerdose entgegen.
Er lächelte mich mit perlweißen Zähnen an. Und ich sah immer noch, zu keinem Tone fähig, in seine stahlblauen Augen. Ein gewisser Neid kam auf. Ich frühstücke mit einem Adonis. Jede Frau wäre ihm sofort um den Hals gefallen und hätte "Nimm mich!" Gefleht. Und so was sitzt in meiner Wohnung und köpft mit zielsicherer Genauigkeit ein Ei. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich an einem perfekten Frühstückstisch saß. Schön eingedeckt mit allem was das Herz begehrt. Ich gebe mir sonst nicht so viel Mühe. Eine Tasse und ein Teller, mehr brauchte ich nicht. Aber hier war Orangensaft, getoastete Brötchen, Lachs, Wurst und Käseplatten, diverse Marmeladen und sogar eine Flasche Sekt, die in einem Sektkühler steckte. Er nahm die Flasche und goss ein, reichte mir ein Glas rüber und meinte freundlich:
"Auf uns!" Plötzlich brach es aus mir raus. "Wer zum Teufel bist du?" "Ah, ah, ah", unterbrach er mich. "Lass die Konkurrenz aus dem Spiel! Ich will mich an so einem schönen Tag nicht ärgern." "Konkurrenz?", fragte ich erstaunt. "Um Himmels willen, sag mir endlich, wer du bist!" "Schon besser!", erwiderte er und versuchte mit der Zunge, etwas Marmelade von der Oberlippe zu entfernen. "Das ist alles nur ein Traum. Ich schlafe und träume." Er sah mich an, schüttelte den Kopf und mit den Worten "Erwin, Erwin" stand er auf und kam auf mich zu und kniff mir in den Oberarm. "Aua!", schrie ich auf, "das tut weh!" "Entschuldige bitte", sagte er höflich. "Ich wollte dir nur demonstrieren, dass du wach bist und nicht träumst."
"Gott im Himmel, wer bist du?" Ich war jetzt echt ungehalten. "Ah, jetzt kommst du der Sache schon näher!", freute er sich. "Komm, rate weiter!", spornte er mich an, "Du hast es gleich!" "Himmel Herrgott noch mal, sags halt!", maulte ich ungehalten zurück. "Ach komm schon, macht doch Spaß."
Er schien sichtbares Vergnügen an meiner Unwissenheit zu haben. "Ich hasse Ratespiele. Mein Gott, sags halt." Er strahlte mich an: "Siehst du, geht doch!"
"Was geht?", gab ich genervt zurück. "Na das Raten! So schnell hat es noch kein Mensch rausgekriegt!", jubelte er. "Hey, hey, ich bin kein Psychopath? So was solltest du nicht denken." Ich sah ihn fassungslos an. Ich hatte es wirklich gedacht, dass er ein Psychopath sei. "Mein Gott, woher weißt du, was ich gedacht habe?", stammelte ich.
"Erwin, Erwin, Erwin ..., jetzt hast du es schon gesagt und weißt es noch immer nicht. Ich bin es, Gott!" Jetzt war mir klar, der Typ ist irgendwo aus der Geschlossenen ausgebrochen. "Ah, ja klar! Du bist Gott! Entschuldige, ich hab dich nicht gleich erkannt, wegen der Short. Natürlich bist du Gott." Ich versuchte, ihn mit meinem Gerede zu beruhigen.
Ich habe einmal in einem Artikel gelesen, dass man psychisch kranken Menschen beruhigend entgegentreten muss. Man darf sie nicht in Aufregung versetzen, sonst knallt bei denen womöglich eine Sicherung durch. "Du bist also Gott! Schön dich einmal persönlich kennenzulernen. Hoffe, es gefällt dir bei mir?" Er sah mich an und lächelte mir zu. "Du glaubst es immer noch nicht!" "Doch natürlich!", versuchte ich, ihn zu beruhigen. "Heute ist ja Sonntag. Tag des Herrn! Warum soll Gott mich da nicht mal besuchen. Machst du denn häufig Hausbesuche?"
"Na ja, leider nur ein- bis zweimal im Jahrhundert! Mir fehlt einfach die Zeit. Aber manchmal muss man einfach raus aus dem Trott. Der ewige Stress geht ganz schön an die Substanz. Da gönn ich mir mal eine Auszeit." Ich dachte nur: "Der Typ hat echt eine Vollmeise. Gott macht Urlaub!" Er sah mich an und meinte:"Darf ich denn keinen Urlaub machen?" Wieso konnte der wissen, was ich denke! Kaum hatte ich das gedacht, beantwortete er meine gedachte Frage.
"Ich weiß alles, was du denkst. Ich bin Gott! Und hör auf zu denken, ich sei ein Psychopath."
Mir wurde immer unheimlicher. "Ok", sagte ich, "wenn du tatsächlich Gott bist, dann sag mir ....", ich überlegte kurz, "wie ist mein aktueller Kontostand?" Ohne mit der Wimper zu zucken, antwortete er: "Vierhundertsechzehn Euro und neunundzwanzig Cent!" Ich sah ihn lange an. Dann stand ich auf, ging an den Schreibtisch und nahm den Ordner für Kontoauszüge aus der Schublade. "Ha!", entfuhr es mir. "Vierhundertvierunddreißig Euro und neunzehn Cent!"
Ich hielt ihm den Auszug triumphierend unter die Nase. Ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen, entgegnete er mir völlig ruhig: "Gestern ging noch die GEZ ab. Zieh einfach Siebzehn Euro und Neunzig Cent ab." Ich rechnete schnell im Kopf nach. "Verflucht war der gut!" "Bitte nicht in meiner Gegenwart fluchen, Erwin!" Noch war ich nicht ganz überzeugt.
"Ok", sagte ich, "Eins zu Null für dich! Jetzt kam ich erst richtig in Fahrt.

Ich: Hatte ich schon mal eine Operation?
Er: 16. Mai 2014, Blinddarm
Ich: Meine erste Freundin?
Er: Petra! Du hast sie im Ski-Urlaub mit Elke betrogen!

Verflucht, der war gut. Von Elke wusste niemand.

Ich: Meine Blutgruppe?
Er: Null Rhesus Positiv!
Ich: Meine PIN-Nummer?
Jetzt hatte ich ihn. Die wusste keiner.
Nicht einmal ich konnte sie mir merken.
Er: 1611

"Das kannst du nicht wissen", schrie ich ihn an.
"Ok, jetzt die alles entscheidende Eine Million Euro Frage!", meine Stimme überschlug sich und ich schleuderte sie ihm entgegen.
"Wann werde ich sterben?"
Er zögerte. Gespannt wartete ich auf seine Antwort. Zum ersten Mal schien Gott unsicher zu sein. Alle bisherigen Fragen hatte er richtig beantwortet. Aber diese konnte er nicht wissen. Er sah mich nur an und sagte nichts. Mir wurde schlagartig klar, dass es eine ziemlich dumme Frage war. Denn egal was er antwortete, ich könnte es ja nicht widerlegen. Und wollte ich es wirklich wissen. Kein Mensch sollte es wissen, finde ich. Sollte ich die Frage zurückziehen? Was, wenn er tatsächlich mir ein Datum nennt?
Irgendetwas in mir sagte, da sitzt wirklich Gott mit dir am Tisch und hat noch immer Marmelade an der Lippe hängen. Völlig verrückt. Gott hat mir Frühstück gemacht. Ausgerechnet mir, der mit Kirche nichts am Hut hat. Ich bin vor mehr als zehn Jahren aus dem Verein ausgetreten, weil ich keine Lust hatte Kirchensteuer zu zahlen. Ob sich das wohl jetzt rächen sollte? Mir wurde es unbehaglich, da die Frage nach meinem Todesdatum noch im Raume stand. "Warum willst du es wissen?", begann Gott plötzlich. Ja, warum eigentlich, dachte ich. Ich hätte dann immer dieses Datum vor Augen. Wenn es in dreißig oder vierzig Jahren wäre, ok, aber was, wenn es Morgen oder nächste Woche wäre?
Der Gedanke machte mir Angst.
Wenn ich es wüsste, würde ich wohl auf den Tag meines Ablebens hinleben. Immer die Lebensuhr im Blick. Ich würde schneller leben, um ja nichts zu verpassen. "Nein!", sagte ich mit fester überzeugter Stimme. "Aber du weißt es?", fragte ich ihn.
"Natürlich, aber wenn es dich beruhigt, ich hätte es dir auch nicht gesagt. Glaubst du jetzt, dass ich Gott bin?" Ich sah ihn lange an und überlegte, was ich darauf antworten sollte. "Weißt du ...", begann ich, "äh, darf ich überhaupt – DU- sagen?" Gott lachte. "Auch wenn ich der Ältere bin, darfst du das.“
"Na ja", entgegnete ich, "du siehst um zwanzig Jahre jünger aus als ich. Ich dachte immer, Gott wäre ein alter Mann mit langem Bart. So wirst du jedenfalls gerne mal dargestellt. Und dann sitzt du hier in Shorts und bist ein gut aussehender, durchtrainierter, entschuldige, Adonis!"
Gott seufzte. "Ja die Menschen haben eben die Vorstellung, dass ich so aussehen müsste. Dabei hat mich ja nie jemand gesehen."
Ich nickte zustimmend. "Aber jetzt habe ich dich ja gesehen und kann diesen Irrtum ja aufklären und zukünftig wirst du als junger Mann dargestellt."
Ich stockte einen Moment und ergänzte zögerlich, "Jung und in Shorts!" Gott nahm einen Schluck Sekt und meinte ernsthaft: "Das wird dir keiner glauben, wenn du erzählst, Gott hätte dir Frühstück gemacht und er wäre ein Adonis in Shorts. Du würdest vermutlich in eine geschlossene Anstalt kommen." Da hatte er recht. Gott als Beachboy wäre schwer zu vermitteln. Und dann erscheint er ausgerechnet bei mir zum Frühstück.
"Wärst du nicht besser zum Papst gegangen, als ausgerechnet zu mir. Ich bin ja nicht einmal in der Kirche?" "Ach weißt du", meinte er, "Ich wollte einfach mal eine kleine Auszeit nehmen. Der Papst hätte mich doch mit tausend Fragen gelöchert. Dann wäre die ganze Kurie zusammengelaufen, Radio Vatikan hätte ein Interview gewollt und ich hätte auf dem Petersdom jeden Segnen müssen. Und nach kurzer Zeit wüsste es die ganze Welt, dass ich auf der Welt bin. Keiner würde mehr an mich glauben. Doch der Glaube ist es, dass den Menschen die Kraft gibt, gerade in schwerer Zeit. Deshalb ist es gut, dass mich noch nie jemand gesehen hat." Ich verstand ihn. "Gott, ich verspreche dir, von mir wird keiner was erfahren." Gott nickte. "Keine Bange Erwin, sobald ich wieder weg bin, wirst du dich nicht mehr an mich erinnern. Das mach ich immer so. Dann bekommst du auch keine Schwierigkeiten."
Enttäuscht sah ich ihn an. "Wie, ich werde dich vergessen?" Gott grinste und meinte nur: "Bisher war ich dir doch auch ziemlich egal." Ups, das saß! Da konnte ich schlecht widersprechen. "Bist du denn oft hier unterwegs und besuchst fremde Leute?", versuchte ich abzulenken. "Ja ab und zu", sagte Gott, "im siebzehnten Jahrhundert war ich mal bei einem Bauern zum Abendessen und in den wilden Zwanzigern war ich mal in einem Cabaret in Berlin. Leider komm ich nur noch selten dazu. Es ist einfach zuviel los. Aber sag mal ... wollen wir nicht irgendwas Nettes unternehmen?" Ich sah ihn erstaunt an. "Du willst doch nicht jetzt etwa nach draußen mit mir?" Gott schüttelte den Kopf. "Nein jetzt doch nicht. Ich mache erst noch den Abwasch." Sprachs und begann, den Tisch abzuräumen. "Du kannst ja schon mal Duschen und dich fertigmachen", rief Gott aus der Küche.

Unter der Dusche überlegte ich, was wir wohl unternehmen könnten. Gar keine leichte Entscheidung. Wo geht man bloß mit Gott hin? Normalerweise gehe ich mit Besuch in den Zoo oder mache eine Stadtführung. Nachdem ich geduscht und angezogen war, ging ich in die Küche, um zu sehen, ob Gott fertig war. Er kniete auf dem Boden und fegte gerade einen kaputten Teller zusammen. "Tut mir echt leid", entschuldigte er sich, "aber der Teller ist mir aus der Hand gerutscht beim Abtrocknen." Schnell erwiderte ich: "Mein Gott das kann doch jedem mal passieren!" Ich half ihm noch schnell mit dem Abräumen des Frühstückstisches, dann ging Gott duschen und kurze Zeit später konnte unser Ausflug beginnen. Ich hatte mich für einen Besuch im Biergarten entschieden. Als Gott aus der Dusche kam, bemerkte ich ein kleines Problem.
"Hast du nur diesen Short dabei?", fragte ich ihn.
"Wieso, gefällt er dir nicht oder trägt man so was jetzt nicht mehr?" "Doch der ist schon ganz cool, aber nur in Short fällst du auf!" "Keine Sorge", meinte Gott, "keiner wird mich sehen. Das habe ich ganz vergessen, dir zu sagen. Keiner außer dir kann mich sehen." Und so gingen wir los und verbrachten einen schönen Nachmittag im Biergarten. Die Kellnerin, die uns bediente, sah mich etwas belustigt an, weil ich immer zwei Bier auf einmal bestellte. Sie zwinkerte mir fröhlich zu: "Mein Gott, sie haben ja Durst für zwei!"
Als es zu Dämmern anfing, wurde es merklich kühler. "Wollen wir gehn, du erkältest dich sonst?", fragte ich besorgt. Gott lachte nur und trank den letzten Schluck aus.
Er brachte mich noch bis zu meiner Haustür, gab mir die Hand und verabschiedete sich mit den Worten: "Danke dir Erwin. Es war wirklich ein schöner Tag. Aber ich muss jetzt gehen." Er sah mich an und sagte unvermittelt "Ja!", dann ging er die Straße runter. Ich sah ihm nach bis er in der Dunkelheit verschwand. Das "Ja" bezog sich wohl auf das, was ich dachte und nicht zu fragen wagte, nämlich ob wir uns wiedersehen. Und dieses Ja beruhigte mich.

Als ich heute Morgen in die Küche kam, stand ein einzelner Teller neben der Kaffeemaschine. Man konnte deutlich erkennen, dass er geklebt wurde. Wahrscheinlich hat meine Haushaltshilfe ihn fallen lassen. Mein Gott, halb so wild!

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