Berlin - Mint-Fachkräfte werden knapp: Im Studienjahr 2020/21 haben etwa sechs Prozent weniger Menschen ein Mint-Studium (Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) begonnen als im Vorjahr. Die Zahl der Erstsemester aus dem Ausland ist sogar um 17 Prozent eingebrochen, wie es das neue Mint-Nachwuchsbarometer für die Nationale Akademie für Technikwissenschaften Acatech und für die Joachim Herz Stiftung zeigt, über das das "Handelsblatt" (Mittwochausgabe) berichtet.
Demnach hat auch die Wechsel- und Abbruchquote 2020 einen Wert von 53 Prozent erreicht. Sie liegt so hoch wie nie zuvor, stellen die Autoren des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik IPN in Kiel fest. IPN-Chef Olaf Köller warnt, dass die Zahl der Absolvierenden "perspektivisch weiter abnehmen" werde. Um den Negativtrend zu bekämpfen, fordern die Autoren schnelle Gegenmaßnahmen.
"Wir brauchen dringend Mathe-Eingangstests an den Hochschulen und obligatorische Brückenkurse für die, die Defizite haben", sagte Köller, der auch Co-Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der Kultusminister ist. Bisher seien die Kurse freiwillig. Künftige Ingenieure und Naturwissenschaftler sollen laut Köller auch eigene Mathekurse bekommen, wie das etwa in BWL oder Soziologie üblich ist. Um den Lehrermangel im Mint-Bereich zu bekämpfen, empfiehlt Köller: "Wir müssen den Fachhochschulen erlauben, zumindest Berufsschullehrkräfte auszubilden - auch wenn das den Universitäten nicht gefällt."
Mittelfristig drohe die Pandemie das Nachwuchsproblem im Mint-Bereich noch zu verschärfen: "Wenn wir die Corona-Lücken nicht ausgleichen, werden sie mit der Zeit größer. Das führt zu noch mehr unqualifizierten Schulabgängern, sodass sich der Mangel an geeigneten Bewerbern für Mint-Berufe noch mehr verschärft", prognostiziert Köller.
Foto: Technische Universität (TU Berlin) (über dts Nachrichtenagentur)Dir gefällt, was dts Nachrichtenagentur schreibt?
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