Berlin - Angesichts vermehrter Lieferengpässe drängt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) auf eine Rohstoffoffensive der kommenden Bundesregierung. "Der Mittelstand erwartet, dass die Rohstoffsicherung Teil eines Koalitionsvertrages wird", sagte Markus Jerger der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Donnerstagausgabe).

Jerger betonte zum Auftakt der Koalitionsverhandlungen von SPD, Grünen und FDP in Berlin: "Praktisch alle Branchen im Mittelstand leiden unter dem sich verschärfenden Rohstoffmangel und Lieferengpässen." Er forderte, die Politik dürfe nicht länger tatenlos zusehen, "wenn fast 80 Prozent der Produktionsunternehmen über akute Engpässe bei der Beschaffung von Vorprodukten klagen". Laut Jerger benötigten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe im August rechnerisch 7,3 Monate, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten, "weil die benötigten Rohstoffe und Vorprodukte zu spät oder gar nicht erhältlich waren". Dies sei der höchste Wert seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2015. Zum Vergleich: Im Oktober 2019 waren Aufträge im Durchschnitt binnen 5,6 Monaten abgearbeitet. Jerger beklagte, die Europäische Rohstoffallianz und die Rohstoffstrategie der Bundesregierung aus dem Vorjahr hätten sich bislang als stumpfe Schwerter im Kampf gegen den Rohstoffmangel erwiesen. "Die EU muss deshalb jetzt eine europäische Rohstoffoffensive starten: von Aluminium und Eisenerz über Öl und Erdgas bis hin zu Seltenen Erden. Das Ziel müssen strategische Partnerschaften mit rohstoffreichen Ländern sein." Das schließe ausdrücklich Rohstoffabkommen mit Russland oder dem Iran ein, so der BVMW-Geschäftsführer, denn Handel habe noch immer politische Grenzen überwunden. Jerger fügte hinzu: "Sollte die EU-Kommission keinen verbindlichen Zeitplan für eine Rohstoffoffensive vorlegen, darf ein nationaler Alleingang Deutschlands nicht länger ausgeschlossen werden. Der Mittelstand erwartet, dass die Rohstoffsicherung Teil eines Koalitionsvertrages wird."

Foto: Container (über dts Nachrichtenagentur)

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