Islamabad - Vor einer neuen Runde der Friedensverhandlungen für Afghanistan zeigt sich Pakistan zuversichtlich, dass gesellschaftspolitische Kompromisse mit der islamistischen Taliban-Miliz möglich sind. "Sie haben durchaus verstanden, dass sich Afghanistan verändert hat", sagte Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi der "Welt" (Donnerstagausgabe).

"Und dass sie diesen Wandel akzeptieren müssen." Pakistan steht traditionell in engem Kontakt zu den Taliban im Nachbarland Afghanistan. Die Position der Miliz habe sich besonders in Sachen der Frauenrechte fortentwickelt, sagte Qureshi. "Etwa in der Akzeptanz dafür, dass auch Mädchen zur Schule gehen müssen."

Auch für Wahlen sei die Offenheit bei den Taliban gewachsen. Für einen Erfolg der für Ende April geplanten Friedenskonferenz sei es wichtig, die Taliban gleichberechtigt mit einzubeziehen. "Die Taliban müssen als Partner behandelt werden", sagte der Minister. Dann sei die Miliz womöglich auch zu Zugeständnissen bereit.

Der Staat, den die Taliban bis zur internationalen Invasion 2001 errichtet hatten, war eine religiös geprägte Alleinherrschaft ihres Anführers Mullah Omar. Frauen waren weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen, Mädchen war der Schulbesuch untersagt. Beobachter fürchten, dass ähnliche Verhältnisse zurückkehren könnten, wenn sich die Taliban in den aktuellen Friedensverhandlungen durchsetzen. Laut Medienberichten wollen die USA ihre militärische Unterstützung für den Kampf gegen die Taliban im September 2021 endgültig einstellen.

Qureshi warnte jedoch vor einem übereilten Abzug internationaler Truppen aus Afghanistan. "Wir haben immer gesagt, dass wir einen geordneten Rückzug befürworten. Das heißt, keinen hastigen Rückzug." Ein übereilter Rückzug könne ein Machtvakuum in Afghanistan erzeugen, das von negativen Kräften gefüllt werden könnte.

Foto: Pakistan (über dts Nachrichtenagentur)

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