Russland schickt sein Heer und rüstet in der Zentralafrikanischen Republik auf. Ist es ein Kampf um Frieden oder eine Strategie zur Stabilisierung? Dahinter versteckt Russland aber auch eigene Interessen. Das ist nicht verwunderlich.
Am Sonntag 27. Dezember erfolgte die Präsidentschaftswahl in der Zentralafrikanischen Republik. Wegen des umstrittenen Kandidaten François Bozize ist die Situation in der afrikanischen Region Bangui angespannt. Die Regierung von Bangui beschuldigt den ehemaligen Staatschef Bozize, einen Staatsstreich (Putsch) geplant zu haben. Rebellengruppen geben die Schuld dem derzeitigen Präsidenten Faustin-Archange Touadera für die Wahlmanipulation. Auf die zugespitzte Lage zwischen den Kandidaten sowie zwischen Rebellengruppen und gegenwärtiger Regierung reagierte Moskau, indem ungefähr 200 Soldaten und schwere Aufrüstung geschickt wurden.
Der Konflikt zwischen der Regierung und den Rebellengruppen schwelt seit 2012. Damals im Jahr 2013 wurde der christliche Ex-Präsident Bozize von der muslimischen Rebellengruppe Seleka abgesetzt. Wegen der Sanktionen, die die UNO auf den Weg brachte, durfte sich der radikale Ex-Präsident an der Präsidentschaftswahl nicht beteiligen. Trotz aller UNO-Verbote und Risiken, die die ohnehin angespannte Situation noch mehr destabilisieren könnten, wollte der verbannte Politiker wieder am Präsidentschaftsrennen teilnehmen. Nach einigen Quellen ist Bozize unter dem Schutzmantel des Kremls. Nach anderen Angaben schützt Russland den derzeitigen Präsident Toudera, der zum zweiten Mal kandidiert. Wen genau Moskau unterstützt, wird noch weiter untersucht. Wichtig ist, dass die umstrittene Staatsführung in eigenem Interesse Russlands ausgenutzt wird. Wird dann Afrika zu noch einem „Battlefield“ zwischen Osten und Westen? Das ist hier die Frage.
Wagner-Gruppe beherrscht neues Territorium
Die Zusammenarbeit zwischen der Zentralafrikanischen Republik und Russland begann 2019 in Sotschi. Nach dem 30-jährigen Bruch der Sowjetunion baut Moskau die Beziehungen mit dem afrikanischen Kontinent wieder auf. Die Partnerschaft spiegelt sich in politischen, ökonomischen und selbstverständlich in militärischen Bereichen wider. Von den ersten zwei Gebieten hört man nicht sehr oft. Änderungen in der Militärbranche fallen aber sofort auf. Es handelt sich nicht nur um schwere Militärgeräte, sondern auch um ein privates russisches Sicherheits- und Militärunternehmen, das man Wagner-Gruppe nennt.
Die Leiterin der Strategischen Gruppe der NATO für Krisenprävention Stefanie Babst weist darauf hin: „Private Sicherheitsunternehmen wie das berüchtigte Wagner-Söldnerteam, das in bewaffneten Konflikten in der Ostukraine und in Syrien zu sehen war, sind laut US-General Stephen Townsend, Leiter des US-Afrikakommandos in Stuttgart, bereits in 15 afrikanischen Staaten tätig. Im Sudan waren sie verschiedenen Berichten zufolge nicht besonders wählerisch in Bezug auf ihre Methoden und unterstützten den ehemaligen Präsidenten Bashir bei den Versuchen, die Opposition aufzubrechen. In der Zentralafrikanischen Republik sind Vertreter von PMC Wagner eng mit Präsident Faustin-Archange Touadera verbunden“. Die Aufrüstung der afrikanischen Länder steigt selbst auch rasant. Wenn man sich das Volumen der Waffenexporte in afrikanische Länder ansieht, führt Russland heute die Liste der Waffenexportländer mit einem Anteil von 35% an.
Ökonomischer Gewinn durch afrikanische Ressourcen
In der Partnerschaft mit den afrikanischen Ländern sieht der Kreml auch die ökonomischen Profite für sich darin. Tatsache ist, dass Moskau den Zugang zu Uranvorkommen in der Zentralafrikanischen Republik zu erhalten versucht. Uran wird hauptsächlich als Kernbrennstoff in Kernreaktoren verwendet. In stationären Reaktoren von Kernkraftwerken wird ein schwach angereichertes Gemisch von Uranisotopen eingesetzt.
Ein weiterer Handelspartner ist Algerien, das der größte Importeur russischer Waffen ist. Mit Algier beschloss Moskau ein Abkommen über die Entwicklung verschiedener Gasfelder. Anderer langjähriger Partner Russlands ist Angola. Hier gibt es vielfältige Rohstoffe, die für Russland von Bedeutung sind, nämlich Diamanten, Öl, Gas und andere Mineralien. 2019 besuchte der Präsident Angolas Moskau und unterzeichnete mehrere Abkommen mit Wladimir Putin, die sich einerseits mit der militärischen Zusammenarbeit und andererseits mit dem Zugang Russlands zu Bodenschätzen befassen.
Man denkt zuerst an die Mineralressourcen Afrikas. Russland hat aber auch Interesse an anderen Ressourcen. Russlands Botschafter in der Zentralafrikanischen Republik Wladimir Titorenko hat klargestellt, dass die Goldminen (Golderstellung) der Republik nicht die profitabelste Ressource sei. Es gäbe noch einen weiteren Reichtum, nämlich wertvolle Baumarten, Mahagoni, Ebenholz. „Das Fällen wertvoller Baumarten ist im Gange. Aber eine von russischen Geschäftsleuten gegründete Firma hätte nur ein sehr kleines Grundstück bekommen. Dort würden hauptsächlich Chinesen sowie lokale Unternehmer arbeiten“, sagte der Botschafter.
Für führende Weltakteure ist die Attraktivität Afrikas unter anderem auf seine äußerst vorteilhafte geografische Lage zurückzuführen. Der Kontinent liegt zwischen dem Indischen und dem Atlantischen Ozean und hat strategisch wichtige Häfen. Es wird vom Roten Meer und vom Mittelmeer umfasst, die seit der Antike die wichtigsten zivilisatorischen Autobahnen der Staaten Eurasiens sind.
Der EU-Standort determinierte engere Beziehung mit Afrika
Obwohl Russland eine wesentliche Rolle in der afrikanischen Wirtschaft spielt, gehört der Kreml nicht zu den bedeutendsten Partnern Afrikas. Aufgrund ihrer Nähe steht hier die EU im Vordergrund. Das Handelsvolumen zwischen Russland und afrikanischen Ländern beträgt nach eigenen Angaben 20 Milliarden US-Dollar. Das Handelsvolumen der Europäischen Union ergibt wiederum 280 Milliarden US-Dollar.
Der Afrikanische Kontinent ist fraglos einer der an Ressourcen reichsten Kontinente. Das Problem besteht darin, dass die EU-Länder sowie Westliche Partner sich scheuen, eine zu enge Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern einzugehen. Die instabile und konfliktreiche Lage erschwert die Zusammenarbeit zwischen den Kontinenten. Wegen der unkontrollierbaren Kontrahenten und zahlreichen Konflikte wird Afrika noch lange für seine geopolitische Bedeutsamkeit auf der Weltbühne kämpfen müssen.
Befriedung ist kaum vorstellbar
Die zahlreichen bewaffneten Auseinandersetzungen versetzen die afrikanische Region immer wieder in die Krise. Die Regierungen werden zudem kritisiert, weil es keine Fortschritte im Kampf gegen Jihadisten gibt. Seit 2016 haben sich die Terroranschläge verfünfacht. Obwohl die gegenwärtigen Regierungen die drohenden Probleme zu lösen versuchen, gab es auch viele Fehler im Umgang mit ihren Bürgern. Die Anwendung von Gewalt gegen Zivilisten führt dazu, dass die Menschen mit den Jihadisten mehr sympathisieren. Infolge der falschen Strategie der herrschenden Eliten treten die Bürger den terroristischen Reihen bei. Weitere Faktoren, warum Zivilpersonen den terroristischen Organisationen zugeneigt sind, sind der illegale Bergbau sowie der Drogenhandel in Westafrika.
Um die angespannte Lage zu entspannen, vereinigen sich die afrikanischen Länder wegen der gemeinsamen Probleme. Das Haupthindernis liegt in der Größe des Territoriums, wo riesige Humanressourcen benötigt werden. Frankreich sieht sich ale ein Unterstützer zur Lösung der Krise. Es scheint aber, dass die Pariser Unterstützung nicht ausreichend ist, wenn Afrika nichtsdestotrotz um eine russische Intervention bittet. Die schiere Anzahl der unterzeichneten Abkommen (in den letzten vier Jahren wurden 19 Übereinkünfte unterschrieben) zeigt den starken Wunsch beider Seiten, die Zusammenarbeit weiter zu intensivieren.
Dir gefällt, was Viktoria Diadia schreibt?
Dann unterstütze Viktoria Diadia jetzt direkt: