Erfurt - Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) plädiert angesichts von Covid-19 dafür, mehr aus der Geschichte zu lernen. In einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit" verweist Ramelow auf einen Ausbruch der Cholera in Hamburg im Jahr 1892.

"Auch in Hamburg gab es die `Leugner` ebenso wie die Mahner, und es gab eben auch die unsere Zeit kennzeichnende Blindheit für historische Vorläufer", schreibt Ramelow. Wer um diese Ähnlichkeiten wisse, könne auch mental anders mit Covid-19 umgehen lernen. "Wir sind nicht die Ersten, wir werden aber auch nicht die Letzten sein", so der Linken-Politiker. Historische Bildung sei in der Politik nicht verbreitet genug.

Entscheidungen etwa würden ad hoc getroffen. "Politik hingegen offenbart Wissensdefizite im Hinblick auf die Geschichte. Ich selbst schließe mich dabei explizit ein", so Ramelow. Der Linken-Politiker warnt davor, in den kommenden Jahren die Erinnerung an die Corona-Pandemie "in den Giftschrank des Vergessens zu sperren, um im nächsten Notfall wieder bei null anzufangen".

Außerdem müsse sich die Gesellschaft kritisch mit den Verheißungen der Globalisierung auseinandersetzen. "Wir können nicht länger unbeteiligt danebenstehen, wenn in Bangladesch und anderswo Millionen von Menschen, die Konsumwaren für den globalen Norden produzieren, in himmelschreiender Armut leben und kaum oder gar nicht in der Lage sind, sich vor globalisierungsbedingten Gesundheitsgefahren zu schützen", so Ramelow.

Foto: Bodo Ramelow (über dts Nachrichtenagentur)

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