Berlin - Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) kritisiert die Entwicklung des Wahlkampfs in einer modernen Mediengesellschaft. Er habe gelernt, wie stark die Mechanismen wirkten und wie schwer es sei, dagegen anzukommen, sagte er der "Zeit".

Im Wahlkampf könne man das beobachten: "Wenn die Deutung einmal in eine bestimmte Richtung geht, ist das schwer zu korrigieren. Das ist, wie wenn du mit dem Auto im Sand steckst. Mit jedem Versuch rauszukommen, frisst du dich tiefer rein. Da hilft dann nur, gemeinschaftlich anzupacken."

Persönlich habe er viel dazugelernt: "Ich lerne, dass viele Auffassungen, die wir hatten, so nicht mehr stimmen." Das seien etwa die Rollenbilder von Männern und Frauen oder der Umgang mit dem Thema Homosexualität. "Darüber dachte meine Generation in der Regel noch sehr anders", so Schäuble. Das Umdenken sei ihm aber nicht schwergefallen.

Er habe viele homosexuelle Menschen gekannt und auch erlebt, "wie schwer sie es oft hatten, wie lange viele gehadert haben, sich zu outen." Zu seinem Freund Friedrich Merz habe er gesagt: "Wenn dich noch mal jemand fragt, ob ein Homosexueller Kanzler werden kann, gibt`s nur eine Antwort: Ich verstehe die Frage nicht."

Foto: Wolfgang Schäuble (über dts Nachrichtenagentur)

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