Abuja - Die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer hat vor sogenannten "Babyfabriken" in Nigeria gewarnt. In diesen illegalen Einrichtungen würden Frauen festgehalten, bis sie ein Baby zur Welt bringen, teilte die Organisation am Sonntag mit.
Die Babys würden anschließend auf dem Schwarzmarkt verkauft - teilweise sogar nach Europa. Zuletzt seien bei einer Razzia zehn Kinder und Frauen von der örtlichen Polizei aus einer solchen "Babyfabrik" befreit worden. Anlass zur Hoffnung gebe die Rettungsaktion aber nicht: "Der Vorfall macht erneut deutlich, dass diese Einrichtungen weit verbreitet sind und es dem Staat nicht gelingt, sie einzudämmen. Oft stecken gut organisierte kriminelle Syndikate dahinter", sagte Eghosha Erhumwunse, Leiter der SOS-Kinderdörfer in Nigeria.
Immer wieder habe es in den letzten Jahren solche Razzien gegeben. Oft würden die Betroffenen allerdings nicht einmal festgenommen oder aber gegen Kaution schnell wieder freigelassen. "In den meisten Fällen betreiben sie ihr illegales Geschäft ungehindert weiter", so Erhumwunse. Die Einrichtungen sind nach Angaben von SOS-Kinderdörfer oft als Frauenhäuser, Kliniken oder Waisenhäuser getarnt.
Schwangere Frauen und junge Mädchen, vielfach minderjährig, würden mit Versprechungen auf einen professionellen Schwangerschaftsabbruch oder einen guten Job geködert und eingesperrt. "Sind die Mädchen nicht ohnehin schon schwanger, werden sie vergewaltigt", sagte Erhumwunse. Die Babys würden hauptsächlich an Paare verkauft, die selbst keine Kinder bekommen können. Kinderlosigkeit gelte in Nigeria als gesellschaftliches Stigma.
Manche der Kinder würden auch als Arbeits- und Sexsklaven eingesetzt oder gar für rituelle Handlungen. Die Hilfsorganisation forderte, das Problem umfassend anzugehen. "Wir müssen dieser grausamen Praxis endlich ein Ende setzen", sagte Erhumwunse.
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