Immer noch müssen wir dafür streiten, dass Frauen Entscheidungen über ihren Körper selbst treffen. Anders kann die Debatte um Abtreibungen und den § 219a nicht charakterisiert werden. In Deutschland ist es in der Regel gesetzeswidrig, eine Schwangerschaft vorzeitig aktiv zu beenden (§218  StGB). Ausnahmen sind dabei in medizinischen und kriminologischen Fällen gestattet. Des Weiteren ist es möglich, dass Frauen auf eigenen Wunsch die Schwangerschaft terminieren, sofern sie vorab eine Beratung dazu erhalten haben. Bedingung dabei ist, dass es unterschiedliche Ärzte sind, wenn es um Beratung und tatsächliche Durchführung geht.

https://www.netdoktor.de/schwangerschaft/abtreibung/

Ein zentraler Grund von Abtreibungsgegnern, die vor allem aus dem konservativen Lager kommen, liegt in der Religion begründet. Sie gehen davon aus, dass jedes Leben heilig ist und daher eine Abtreibung den Tatbestand des Mordes darstellt. Dieses Narrativ zeigt seine Überreste, da es durch § 219a immer noch verboten ist, Werbung für Schwangerschaftsabbrüche zu machen. Das ganze Thema ist tabuisiert, verzerrt und stigmatisiert, so dass eine sachliche Debatte untergeht. In Deutschland gibt es aber einen wissenschaftlichen Konsens, dass Abtreibungen nur vor der 12. Woche nach Empfängnis durchgeführt werden können, es sei denn, das Wohl der Mutter ist in Gefahr.

Diese Festlegung sollte die Grundlage der Diskussion bilden, weil man das Thema dann freier angehen kann. Eine Erörterung mit christlicher Perspektive kann kaum ergebnisoffen geführt werden, so dass wir rechtliche Standards benötigen und dann entsprechend auslegen sollten.

Die Schlussfolgerung ist, dass wir über das Thema sprechen – es darf kein Problem sein, bereits eine Abtreibung vorgenommen zu haben. Es gibt viele Gründe, warum eine Frau eine solche Entscheidung trifft – und das ist der Kern der Sache: Die Frau entscheidet. In meinen Augen ist es nicht notwendig, dass eine Vergewaltigung vorliegen muss, um sich so zu entscheiden. Jeder Aufschrei der Männer, dass Frauen gefälligst ihren Körper nach ihren Auffassungen benutzen sollen, finde ich zum Kotzen. Gefühlt ist die große Mehrheit der Männer nicht bereit, selbst zu verhüten, will dann aber das Bestimmungsrecht. Diese patriarchische Denkweise beruht auf einem verkrusteten System, welches wir aufbrechen müssen, um endlich echte Gleichberechtigung zu erreichen. Ich stimme absolut zu, dass die Frau mit dem Vater reden sollte – die Entscheidungsgewalt kann aber nur bei der Frau liegen.

Kein Uterus – keine Meinung.

In diesem Zusammenhang gehört § 219a gestrichen, weil nur durch öffentliche Präsenz das Stigma gelöst werden kann, um in unserer Gesellschaft neue Formen des Umgangs mit Sexualität, Schwangerschaft und der Rolle der Frau zu fördern.

Nehmen wir dieses vergammelte Idee von der politischen Speisekarte und öffnen uns für neue Wege des Zusammenlebens.

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